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Im Bann des Adlers

Im Bann des Adlers

Titel: Im Bann des Adlers
Autoren: Gianina Baloff
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Akzent nur an einigen Worten, und wenn man genau hinhört, meinen Respekt.“ Das war ein großes Lob von einem Einheimischen, darüber freute ich mich sehr. „Ich liebe dieses Land und seine Sprache und habe in vielen Teilen Urlaub gemacht. Valencia hatte es mir aber besonders angetan. Es stimmt, was man im Mittelalter sagte. Wenn es ein Paradies auf Erden gäbe, müsste es in Valencia liegen. Schon lange bevor ich endgültig nach Spanien kam, besuchte ich Kurse und lernte wie eine Besessene. Ich wollte unbedingt alles über dieses Land erfahren.“ Victor lächelte bei meiner Erklärung und dabei waren zwei hübsche Grübchen neben seinem sinnlichen Mund zu sehen.
    Es war so wunderschön und friedlich hier. Langsam dämmerte es. Ich konnte kaum glauben, dass ich nun doch einen ganzen Tag in diesem merkwürdigen Haus verbracht habe und noch keinen Fluchtversuch unternommen hatte. Jetzt fiel mir auch auf, dass meine Frage nach dem Ort an dem ich mich befand, noch gar nicht beantwortet wurde. Gerade als ich den Mund aufmachte, sagte Victor. „Nun mein Liebes, wir müssen jetzt wohl langsam nach innen gehen. Siehst du, es, ist schon fast niemand mehr hier außen und außerdem solltest du dich nicht erkälten, es wird schon langsam kalt.“ Willig folgte ich ihm ins Haus und hatte schon vergessen, was ich eben noch fragen wollte. Der Mann löste bei mir einfach einen Kurzschluss aus. Drin bedeutete er mir auf mein Zimmer zu gehen und ich folgte seiner Geste wie ein kleines Hündchen. War ich denn noch normal? Angekommen in meinem Zimmer, riss ich erst einmal das Fenster auf. Plötzlich kam ich mir wieder eingesperrt vor. Der ganze Ärger und die Angst, die ich bei meiner Ankunft empfunden hatte, kamen wieder in mir hoch. Ich lehnte mich an die Gitter, um nach Luft zu schnappen, denn ich hatte das Gefühl ersticken zu müssen. Nichts wie raus aus diesem Albtraum.

Kapitel 5
    Jessica
    Wie schon am Morgen klopfte es kurz darauf an meine Zimmertür. „Herein!“, rief ich ziemlich verstimmt. Wieder erschien eine schwarz gekleidete Frau, diesmal jedoch deutlich jünger. Sie fragte mich, wie es mir denn ginge und ob ich vor dem Abendessen noch etwas wünsche. Im ersten Moment war ich sprachlos, dann aber schrie ich sie an. „Alles, was ich will ist, weg von hier, von diesem Ort und seinen Priestern. Ich will nur nach Hause und das so schnell wie nur irgend möglich!“ Die Frau schien sehr erschrocken zu sein, jedenfalls drehte sie sich auf dem Absatz um und eilte aus dem Zimmer ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    Meine Chance war da! Wie eine Verrückte stürzte ich mich aus dem Raum und die Treppe hinunter. Doch unten angekommen lief ich geradewegs Victor in die Arme. Der sah mich ebenfalls erschrocken an und fragte ganz sanft. „Liebes, was ist mit dir, warum bist du denn so aufgebracht? Hat dir jemand etwas getan, oder ist dir nicht gut? Was ist denn los?“ Das war zu viel. Wie in Sturzbächen rannen mir die Tränen über das Gesicht und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es stimmte ja, niemand tat mir etwas Böses, keiner hatte mich in irgendeiner Form belästigt, ganz im Gegenteil. Wie kam ich dann darauf, dass ich hier eingesperrt war? Alle waren bisher nur nett und gastfreundlich zu mir. Es war ein Orden und alle wollten nur, dass ich mich von meinem Schrecken erholen könne, bevor ich wieder zurück in mein Alltagsleben gehe. Was machte mir also so große Sorgen? „Ich … ich wweiß auch nicht“, stotterte ich vor mich hin.
    Victor fasste mich behutsam beim Arm und führte mich wieder die Treppe hinauf. „Lass mich jetzt bitte nicht allein in diesem Zimmer“, flehte ich ihn schluchzend an. „Ich werde dir jemanden schicken, der sich um dich kümmert, ich muss leider weg. Ok?“ Etwas beruhigter ließ ich mich ans Bett geleiten, setzte mich brav hin und versuchte wieder zur Ruhe zu kommen, während Victor schweigend den Raum verließ. Vor mich hin schluchzend sank ich auf dem Bett zusammen.
    „Sie sind sicher sehr durcheinander. Ich kann das gut nachempfinden, das war ich am Anfang auch oft.“ Erschrocken fuhr ich auf dem Bett herum. Da stand eine kleine wunderschöne Frau, die kein schwarzes, sondern ein blutrotes langes Kleid trug. Ich kam aus dem Staunen gar nicht heraus. Sie hatte langes glattes dunkles Haar und wunderschöne große braune Augen mit dichten dunklen Wimpern. Wie eine Puppe war sie anzusehen, auch ihre Stimme klang seidig und weich. „Warum trägst du ein rotes
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