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Im Bann der Liebe

Im Bann der Liebe

Titel: Im Bann der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
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Blankoscheck ausgestellt, weil er dachte, sie wollte eine Schneiderrechnung bezahlen -, hatte Su Lin ihn wortlos genommen.
    An jenem Abend war Ethan voller Verzweiflung zu Aubrey gekommen. Su Lin war weg. Sie war an Bord eines Schiffes nach an Francisco gegangen, um dann weiter zurück nach China zu reisen. Julia hatte ihm Mitgefühl vorgegaukelt, innerlich aber gejubelt und ihm nichts von Su Lins Schwangerschaft gesagt. Sie hatte Angst, dass er ihr am Ende noch hinterhergereist wäre.
    Susannah konnte sich die Szene lebhaft vorstellen und war erschüttert. Was für eine Tragödie!
    Julia hatte wirklich erwartet, dass Ethan sich schließlich ihr zuwenden würde. Sie wollte ihn trösten, bis er Su Lin vergessen hatte, und dann planen, mit ihm zusammen fortzulaufen, hatte sie geschrieben. Falls es notwendig werden würde, wollte sie ihn davon überzeugen, dass das Baby, das sie trug, Ethans war. So schwer würde das schon nicht werden, war sie sicher, sie hatte Aubrey ja auch schon davon überzeugt.
    Dann hatte Julia begonnen, zielstrebig nach der chinesischen Frau am Hafen zu suchen, die Abtreibungen vornahm, und schließlich hatte sie sie gefunden. Sie sei noch nicht bereit, ein Kind zu bekommen, hatte sie ihr gesagt, sie hätte Angst, und Su Lin habe ihr gesagt, dass sie ihr Problem lösen könne. Sie musste allerdings versprechen, das sie niemandem erzählte, was passiert war.
    Ein paar Tage später hatte ihr ein Bote ein Päckchen seltsam riechenden Tees gebracht, dazu eine Liste mit Anweisungen. Julia hatte sich sofort einen Tee bereitet, der auch zu Krämpfen und Blutungen führte, aber das Kind verlor sie nicht.
    Am Ende, kurz vor der Geburt, schrieb Julia noch, dass sie Angst hätte - vor dem Schmerz, und davor, dass sie das Baby vielleicht geschädigt hätte, vor dem Tod. Es starben so viele Frauen im Kindbett. Sie wünschte, dass sie Boston nie verlassen und nie geheiratet hätte, sondern lieber ein Mauerblümchen geblieben wäre wie Susannah.
    Susannah schloss das Buch und sah auf. Maisie stand geisterhaft blass vor ihr.
    »Der Chinese«, sagte sie, »sie haben ihn gefunden.«

19
     
    Der Chinese, sie haben ihn gefunden. Susannah starrte ihre Freundin an, und die Worte senkten sieh wie ein kaltes Gewicht in ihr Herz. Sie legte das Tagebuch beiseite, erhob sich, ging auf zitternden Beinen zu Maisie und ergriff ihre rauen Hände.
    »Was wissen Sie noch?«, drängte Susannah.
    Maisie schluckte. »Sie glauben, dass es Ethan war.«
    Susannah schwankte, und Maisie stützte sie rasch. »Himmel.« Natürlich würde die Polizei Ethan als den Schuldigen sehen. Es gab Dutzende von Zeugen dafür, dass er gestern einen heftigen Streit mit Su Wong gehabt hatte.
    »Ethan hat schon genug durchgemacht«, klagte Maisie. Sie umklammerte dem Saum ihrer Schürze und hob sie an den Mund. Die Fairgrieves kamen dem, was sie als Familie hatte, am nächsten. Das war bei Susannah nicht anders.
    »Jemand hat ihn erstochen«, fuhr sie fort und zitterte vor Entsetzen. »Diesen Su Wong.«
    Ehe Susannah etwas sagen konnte, trat Mr. Hollister in den Salon. Er wurde von einem Polizisten in Uniform begleitet. Obwohl sein Gesicht Unbehagen darüber verriet, schon wieder der Übermittler schlechter Nachrichten zu sein, verriet sein Blick, als er Susannah ansah, auch etwas wie Respekt und eine gewisse Reserviertheit.
    Er räusperte sieh. »Es hat den Anschein, als ob Sie mit Ihrer Theorie Recht hätten, Mrs. Fairgrieve«, begann er. Dann sah er Maisie an und räusperte sich erneut. Susannah ließ sich auf einen Stuhl sinken. Der Polizist lief vor dem Fenster auf und ab.
    Werden die Sorgen und die Dunkelheit, die auf diesem Haus lasten, denn nie ein Ende nehmen?, fragte sich Susannah.
    »Vielleicht möchten Sie mit Reverend Johnstone sprechen«, schlug Maisie vor und legte Susannah die Hand auf die Schulter. »Ich könnte Ellie nach ihm schicken ...«
    »Ich nehme an, dass er kommt, sobald er die Neuigkeiten gehört hat«, gab Susannah benommen zurück.
    Maisie drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich kümmere mich um Victoria, so lange Sie wollen«, versicherte sie.
    Susannah nickte dankbar.
    Mr. Hollister war höflich genug, zu schweigen, bis sich die Tür hinter Maisie geschlossen hatte. »Ich hoffe, dass wir nicht stören«, sage er dann. Er deutete auf den nervösen Polizisten. »Das ist Officer Fitzsimmons.«
    Susannah erwiderte nichts, sie warf dem Mann nur einen Blick zu. Auf einmal musste sie an Hollisters Entscheidung denken,
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