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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß auch in den Herzen der Väter die Angst wohnte. Die mußten sie in sich bekämpfen, ehe sie in den Kampf draußen zogen!«
    »Aber sie kämpften nicht gegen Bali Saleng.«
    Tara richtete sich auf und blickte sich um. »Und wo ist Bali Saleng?«
    »Hier, überall. In den Mesini, in den Maschinen. In den Menschen. Aber vor allem in den Maschinen. Oder dort, in diesem weißen Kreis …«
    »Das ist kein Bali Saleng«, sagte Tara, »das ist eine Antenne.«
    »Eine was?«
    »Nicht wichtig.«
    »Aber die Maschinen, die großen, gelben Tiere, die alles zermalmen. Sieh sie dir nur an …«
    »Ich werde sie töten.«
    Sie schwiegen. Sie starrten. »Du?« sagte Pa-Telo schließlich.
    »Ja, ich.«
    »Allein?« fragte Sungai, der Dayung der Aning.
    »Ja. Allein.«
    »Und wie?«
    »Mit Feuer.«
    Tara erhob sich entschlossen. Er blickte auf die alte, schwarze Swatch, die ihm John damals im Ungung-Camp geschenkt hatte, und löste sie vom Gelenk. »Siehst du, Pa-Telo? Hier, der Zeiger, der sich bewegt. Er bewegt sich langsam, aber er bewegt sich. Du kennst das.«
    »Natürlich kenne ich eine Uhr.« Pa-Telo war beleidigt.
    »Gut, Pa-Telo. Falls ihr kein Feuer seht, falls die Maschinen nicht sterben, geht zurück in den Wald. Wartet an der Stelle, wo wir den Wald verlassen haben. Wartet bis der Zeiger von hier nach hier, auf die Zehn gerückt ist. Wenn ich bis dahin nicht wieder bei euch bin, geht wieder zu den Booten …«
    Tara hatte aus seinem großen, mit Trageriemen versehenen und aus feinem Rattan gewobenen Traggestell den alten Matchsack herausgeholt, den gleichen Matchsack, den er damals vor Jahren im Camp-Bazar in Ungung gekauft hatte. Den Lendenschurz vertauschte er mit einer kurzen, schwarzen Sporthose. Die hatte auf der Seite farbige Streifen: Blau und Gelb.
    In Ungung war Tara im Fußball-Team des Camps gewesen. Und als er dann schon nach kurzer Zeit vom Verteidiger zum Stürmer aufrückte und die ersten Tore schoß, hatte ihm John die Hose geschenkt. Auch seine Füße steckten jetzt in Turnschuhen von einst, sein Oberkörper in Johns alter Jagdweste aus dünnem Popelin. John! dachte er den Namen des toten Freundes: John …
    Ganz langsam ging er an dem verrosteten Maschendraht entlang, der die Westseite des Logging-Camps der United bildete. Langsam und sehr gelassen. Er fühlte sich gut und sicher. Wieso auch nicht? … Er sah genauso aus wie die anderen Männer, die die Taiwanesen bei den Senoi-Stämmen der Umgebung angeworben hatten. Und wenn er sich die Holzverschläge betrachtete, in denen sie schliefen, mußten das eine ganze Menge sein.
    Tara ging nicht nur langsam, er ging auch vorsichtig, weil ihn das Flaschengeklirr im Matchsack störte. Fünf Flaschen … Und die Baumwollfetzen hatte er bereits in die Hälse gesteckt.
    Am Ufer kroch ein Bulldozer über die Straße dem großen, offenen Hangar zu, unter dem die anderen geparkt standen. Viele Mesini, mehr sogar, schätzte er, als sie in Ungung hatten: Bulldozer, Straßenrammen, Brückenausleger, Schaufelbagger …
    Als er nun stehen blieb und dem Tuckern des Diesels zuhörte, hatte er wieder das ganz klare, eindringliche Gefühl von Johns Anwesenheit, so nah, so wirklich, als habe John ihm die Hand auf die Schulter gelegt.
    »Mach dir bloß keine Sorgen, Junge … Wenn du glaubst, du mußt es tun, dann tu's auch … Ich hab' dir doch erklärt, wie es läuft. Ein Kinderspiel … Ist wirklich scheißeinfach …«
    Das war es – scheißeinfach.
    Wieder klirrten die fünf Flaschen.
    »Streichholz dran und werfen«, hatte John gesagt. »So haben wir mal in Québec einen ganzen Polizei-Fuhrpark ausgeräuchert …«
    Tara wußte nicht, wo Québec lag. Aber das war wohl nicht wichtig.
    Und Benzin? …
    »Benzin findest du überall«, sagte John.
    Und wieder hatte er recht. Eine Straße, die zum Zaun führte. Autos. Sicher die Autos der Datuks. Die wurden nie abgeschlossen. Und Reserve-Kanister hatte jeder im Wagen …
    Doch die brauchte er gar nicht. Dort drüben, links neben der Küchenbaracke – tatsächlich! Er erinnerte sich, daß auch die US-Küchenöfen von Ungung mit Benzin gespeist wurden.
    Da standen sie: graue Kanister, eine ganze lange Reihe grauer Kanister.
    »Ist ganz einfach, Junge … Wirst schon sehen. Ist wirklich kinderleicht …«
    In der Halle des Materiallagers war Lipkowitz nicht zu finden. Statt dessen Kisten. Berge von Kisten. Die ganzen Ersatzteile – eingenagelt!
    Van Koonen spuckte den Zigarillo auf den Zementfußboden. Der Zigarillo war
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