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Illettrismus Version Open Doc

Illettrismus Version Open Doc

Titel: Illettrismus Version Open Doc
Autoren: France Carol
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enden“, entgegnete Boris anzüglich. Die Zweideutigkeit dieser Worte war nicht zu überhören, weshalb er jetzt gespannt auf die Reaktion des anderen wartete. Es war natürlich nicht so, dass man jedem Kerl gleich ansah, ob er ebenfalls vom anderen Ufer war, aber Boris‘ Gaydar hatte ihn selten getäuscht. Irgendwie hatte er den Eindruck, als ob der Anzugträger in derselben Liga spielte und heute vielleicht noch zu etwas anderem als nur Smalltalk zu überreden war.
    „Aha“, sagte der Blonde und blickte Boris forschend an. „Demnach kann ich davon ausgehen, dass Sie sich damit gut auskennen.“ Die abfällige Tonlage ließ erkennen, dass dieser die Anspielung sehr wohl verstanden hatte, aber nicht darauf einzugehen gedachte.
    „Man sagt mir sogar nach, dass ich einen Kennerblick und ein gutes Händchen hätte“, antwortete Boris grinsend und ließ dabei den Blick langsam über den ganzen Körper seines Gegenübers streifen. Er war noch nicht bereit einfach so aufzugeben, denn Hartnäckigkeit konnte sich manchmal durchaus auszahlen. Zudem trieb ihn die Aussicht, diesen Kerl in absehbarer Zeit vielleicht unter sich zu spüren, an.
    Offensichtlich schien dem anderen Boris‘ Musterung aber nicht zu behagen. Mit einem Räuspern wandte sich der zierliche Kerl ab und blickte wieder in den Motorraum, womit sich jedoch dessen Kehrseite wieder anbot und Boris Blick gefangen nahm. Mann, das Teil war wirklich eine Sünde wert!
    „Lass das, Herrgott nochmal“, wurde Boris in seinem Starren unterbrochen, wobei ihn, als er aufblickte, wütend blitzende, grüne Augen trafen. Es war klar, dass er mit seinem Blick die persönliche Anrede herausgefordert hatte, was ihn aber keinesfalls störte, er wäre sogar noch für weit mehr Intimität zu haben.
    „Was denn, ist nun mal einen Blick wert, dieses Untergestell“, entgegnete Boris lachend und amüsierte sich köstlich über den entrüsteten Ausdruck des anderen und die leichte Röte, die sich auf dessen Wangen ausbreitete.
    „Du solltest mir lieber helfen und den Pannendienst anrufen, mit meinen ölverschmierten Händen geht das nicht so gut.“
    „Tja, leider habe ich kein Handy“, entgegnete Boris achselzuckend.
    „Dann nimm meines, es ist…“, der andere stockte einen Moment, wobei er Boris mit einem abschätzenden Blick musterte, bevor er weitersprach. „Es ist hier, in meiner Hosentasche.“
    Glucksend stellte sich Boris hinter den Blondschopf und drückte sich ganz nahe an dessen Körper, wobei er die rechte Hand langsam an der Seite in Richtung Hosentasche gleiten ließ.
    „Dein Wunsch ist mir Befehl“, raunte er dem anderen ins Ohr, griff in die Tasche hinein und strich provozierend über das Bein, bevor er das Telefon hinausnahm.
    Ein verärgertes Geräusch kam von vorne, was Boris nur noch mehr amüsierte.
    „Welche Nummer soll ich denn anrufen?“, fragte er seinen Vordermann und drückte dabei den Schritt näher an dessen Rückseite.
    „In meinem Handschuhfach findest du eine Karte des Pannendienstes bei dem ich Mitglied bin. Ruf dort an“, forderte der andere etwas ungehalten und stieß ihn mit dem Hintern wieder etwas von sich weg.
    „Du kannst die Hände an meinem T-Shirt abwischen und selbst anrufen“, bot Boris an. 
    Es machte nicht den Anschein, als ob sich mit diesem Kerl noch etwas Erwähnenswertes entwickeln würde. Zudem bahnte sich hier wieder einmal eine dieser Situationen an, die er seit Jahren mit viel Einfallsreichtum zu umgehen versuchte. Er war mittlerweile ein Meister der Täuschung geworden.
    „Sicher nicht, das ist doch Öl. Das kriegst du nachher nicht mehr sauber. Stell dich nicht so an und ruf jetzt an“, erwiderte der andere gereizt.
    Mit einem Seufzen drehte sich Boris um und ging zur Beifahrerseite, um dort nach der erwähnten Karte im Handschuhfach zu kramen.
    „Was für eine Farbe hat denn das Ding?“, rief er durch die geöffnete Autotür und blickte auf drei verschiedene Karten.
    „Keine Ahnung, zeig mal her.“
    Er stieg aus und trat zu dem anderen, der die Karten musterte und Boris dann fragend anblickte.
    „Willst du mich verarschen?“
    „Nein, wieso denn?“
    „Na, weil es ja wohl klar zu erkennen ist, welche die Richtige ist.“
    „Ich habe meine Brille nicht dabei, sorry. Also soll ich dir nun helfen, oder nicht?“ Auch Boris Stimme hatte nun einen gereizteren Tonfall angenommen.
    „Es ist die Rote.
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