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Ilias

Ilias

Titel: Ilias
Autoren: Homer
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sucht’ ich umsonst, wie sehr ich mich härmte,
    Rettung; schwerlich ja mag dem Olympier einer begegnen!
    Denn schon einmal vordem, als abzuwehren ich strebte,
    Schwang er mich hoch, bei der Ferse gefaßt, von der heiligen Schwelle.
    Ganz den Tag hinflog ich, und spät mit der sinkenden Sonne
    Fiel ich in Lemnos hinab und atmete kaum noch Leben;
    Aber der Sintier Volk empfing mich Gefallenen freundlich.
    Sprach’s; da lächelte sanft die lilienarmige Here.
    Lächelnd darauf entnahm sie der Hand des Sohnes den Becher.
    Jener schenkte nunmehr auch der übrigen Götterversammlung
    Rechts herum, dem Kruge den süßen Nektar entschöpfend.
    Doch unermeßliches Lachen erscholl den seligen Göttern,
    Als sie sahn, wie Hephästos in emsiger Eil umherging.
    Also den ganzen Tag bis spät zur sinkenden Sonne
    Schmausten sie, und nicht mangelt’ ihr Herz des gemeinsamen Mahles,
    Nicht des Saitengetöns von der lieblichen Leier Apollons,
    Noch des Gesangs der Musen mit hold antwortender Stimme.
    Aber nachdem sich gesenkt des Helios leuchtende Fackel,
    Gingen sie auszuruhn zur eigenen Wohnung ein jeder,
    Dort, wo jedem vordem der hinkende Künstler Hephästos
    Bauete seinen Palast mit erfindungsreichem Verstande.
    Zeus auch ging zum Lager, der Donnergott des Olympos,
    Wo er zuvor ausruhte, wann süßer Schlaf ihm genaht war;
    Dorthin stieg er zu ruhn mit der goldenthronenden Here.

II. Gesang
    Zeus, des Versprechens eingedenk, bewegt Agamemnon durch einenTraum, die Achaier zur Schlacht auszuführen. Rat der Fürsten; dannVolksversammlung. Agamemnon, das Volk zu versuchen, befiehlt Heimkehr, und alle sind geneigt. Odysseus, von Athene ermahnt, hemmt sie. Thersites dringt schmähend auf Heimkehr und wird gestraft. Das beschämte Volk, durch Odysseus und Nestor völlig gewonnen, wird von Agamemnon zur Schlacht aufgefordert. Frühmahl, Opfer und Anordnung des Heers. Verzeichnis der achaiischen Völker. Die Troer in Versammlung hören die Botschaft und rücken aus. Verzeichnis der troischen Völker.
    Alle nunmehr, die Götter und gaulgerüsteten Männer,
    Schliefen die ganze Nacht, nur Zeus nicht labte der Schlummer;
    Sondern er sann im Geiste voll Unruh, wie er Achilleus
    Ehren möcht und verderben der Danaer viel an den Schiffen.
    Dieser Gedank erschien dem Zweifelnden endlich der beste:
    Einen täuschenden Traum zu Atreus’ Sohne zu senden.
    Und er begann zu jenem und sprach die geflügelten Worte:
    Eile mir, täuschender Traum, zu den rüstigen Schiffen Achaias,
    Gehe dort ins Gezelt zu Atreus’ Sohn Agamemnon,
    Ihm das alles genau zu verkündigen, was ich gebiete.
    Heiß ihn rüsten zur Schlacht die hauptumlockten Achaier
    All im Heer; denn jetzo sei leicht ihm bezwungen der Troer
    Weitdurchwanderte Stadt. Nicht mehr zweifachen Entschlusses
    Sei’n die olympischen Götter, bewegt schon habe sie alle
    Here durch Flehn; und hinab auf Ilios schwebe Verderben.
    Jener sprach’s; und der Traum, sobald er die Rede vernommen,
    Eilte hinweg und kam zu den rüstigen Schiffen Achaias.
    Hin nun eilt’ er und fand des Atreus Sohn Agamemnon
    Schlafend in seinem Gezelt; ihn umfloß der ambrosische Schlummer.
    Jener trat ihm zum Haupt, an Gestalt dem Sohne des Neleus,
    Nestor, gleich, den hoch vor den Ältesten ehrt’ Agamemnon;
    Dessen Gestalt nachahmend, begann der göttliche Traum so:
    Schlummerst du, Atreus’ Sohn, des feurigen Rossebezähmers?
    Keinem Richter gebührt’s, die ganze Nacht zu durchschlummern,
    Dem zur Hut sich die Völker vertraut und so mancherlei obliegt.
    Auf nun, höre mein Wort: ich komm ein Bote Kronions,
    Der dich sehr, auch ferne, begünstiget, dein sich erbarmend.
    Rüsten heißt er zur Schlacht die hauptumlockten Achaier
    All im Heer; denn jetzo sei leicht dir bezwungen der Troer
    Weitdurchwanderte Stadt. Nicht mehr zweifachen Entschlusses
    Sei’n die olympischen Götter; bewegt schon habe sie alle
    Here durch Flehn; und hinab auf Ilios schwebe Verderben
    Her von Zeus. Du merk es im Geiste dir, daß dem Gedächtnis
    Nichts entfällt, wann jetzo vom lieblichen Schlaf du erwachest.
    Also sagt’ ihm der Traum und wandte sich; jenen verließ er,
    Dem nachsinnend im Geist, was nie zur Vollendung bestimmt war;
    Denn er hoffte noch heut, des Priamos Stadt zu erobern,
    Tor! und erkannte nicht, was Zeus für Taten geordnet.
    Denn er beschloß noch Jammer und Angstgeschrei zu erregen
    Troern zugleich und Achaiern im Ungestüme der Feldschlacht.
    Jetzo erwacht’ er vom Schlaf, noch umtönt von der göttlichen
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