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Ilias

Ilias

Titel: Ilias
Autoren: Homer
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Schleifung missbilligen, worauf er sofort davon ablässt. Zugleich sagt seine Mutter ihm seinen baldigen Tod voraus. Dann wagt es der Troerkönig Priamos, ermutigt von der Götterbotin Iris, von Hermes geleitet, geradewegs in das Lager der Griechen zu fahren, um seinen toten Sohn auszulösen. Sein Appell an Achills Mitgefühl bleibt nicht ohne Wirkung, Achill stimmt der Rückgabe der Leiche zu, obwohl sein Hass auf die Troer und Priamos natürlich nicht schlagartig beseitigt ist. Man isst gemeinsam, wobei Priamos, dem Achill den Sohn, und Achill, dem Priamos’ Sohn den besten Freund getötet hat, sich verstohlen beobachten und sogar eine gewisse Bewunderung für den gegenübersitzenden Feind entwickeln. Danach schlafen alle Götter und Menschen, Priamos in Achills Zelt, Achill an der Seite der Briseis, wegen der er sich in Buch 1 mit Agamemnon entzweit hatte. Der Zorn des Achill und die daraus resultierende Situation sind damit wirklich gelöst. Priamos kehrt mit dem Leichnam des toten Sohnes nach Troja zurück, die Ilias endet auf der Seite der Unterliegenden: drei Frauen klagen um Hektor, seine Gattin Andromache, seine Mutter Hekabe und Helena, wegen der der ganze Krieg überhaupt stattfindet.
    Die Ilias stellt nur einen kleinen Ausschnitt (51 Tage) der mehrjährigen Ereignisse um Troja dar, zahlreiche Elemente der Vor- und Nachgeschichte sind aber in die Iliashandlung geschickt hineingespiegelt, so dass der Hörer/Leser zu Recht den Eindruck hat, ein imposantes Gesamtbild zu erhalten. So ist aus dem Zusammenhang klar, dass Troja nach Hektors Tod nicht wird standhalten können. Die Totenklage der Frauen blickt schon auf die Eroberung voraus. Andromache ahnt, dass der Sohn Astyanax, den sie mit Hektor hat, von den Griechen getötet werden wird. Im Grunde sind am Ende der Ilias Troja gefallen und Achill tot. Auch dies wird zwar nicht direkt dargestellt, aber das Begräbnis des Patroklos steht in gewissem Sinn für das Achills, ein Effekt, der durch die Voraussage seines baldigen Todes durch seine Mutter Thetis verstärkt wird. Bemerkenswert ist, wie H. auch in den Reihen der Griechen das menschlich Problematische nicht nur nicht verschweigt, sondern ins Zentrum seiner Darstellung stellt. Da ist nicht nur Achill, der von seinem berechtigten Zorn nicht schnell genug abzulassen vermag, sondern auch Agamemnon, der große König, der glaubt, auf Leute wie Achill verzichten zu können, wenn sie sich ihm nicht klar unterordnen, oder Patroklos, der Achills Warnung, nicht zu weit vorzudringen, im entscheidenden Moment vergisst. Bei den Griechen finden sich aber auch besonders umsichtige Leute wie der alte Nestor oder Odysseus, dann aber wiederum wenig hochherzige Figuren wie Thersites. H. vermeidet jegliche Schwarz-Weiß-Zeichnung. Zwar gibt es auf Seiten der Troer verbrecherische Charaktere wie Pandaros, der aus dem Hinterhalt während eines Waffenstillstands auf Helenas Gemahl Menelaos, Agamemnons Bruder, schießt. Der Weiberheld Paris, der die geraubte Helena nicht zurückzugeben bereit ist, setzt sich in der Volksversammlung mit seiner Position gegen den guten Rat des Antenor durch. Aber es gibt eben auch einen Antenor bei den Troern, und Hektor ist als ernstzunehmender Kämpfer und anständiger, edler Mensch dargestellt. Die Begegnung mit seiner Frau Andromache am Skäischen Tor (Buch 6), die zu einer Art vorzeitigem Abschied gerät, weil beide ahnen, dass Hektor am Ende nicht überleben wird, gehört wie die Szene zwischen Priamos und Achill zu den größten Zeugnissen abendländischer Humanität. Aber so ehrenwert Hektor sein mag, die Sache, für die er kämpft, ist es nicht, den Raub der Helena kann Zeus, der Hüter des Gastrechts, nicht ungesühnt lassen. H. stellt also die Troer insgesamt in ein moralisch schlechteres Licht als die Griechen, aber er tut dies in einer dezenten, durchaus nicht plakativen Form, indem er zeigt, dass es auf beiden Seiten eine große Bandbreite von Charakteren gibt. Anlass zu nationaler Selbstgefälligkeit besteht für einen griechischen Hörer des Werks jedenfalls nicht.
    Das Prooemium der Odyssee scheint zunächst das Thema nicht ganz so präzise anzugeben wie das der Ilias (Od. 1, 1–10): »Den Mann sage mir, Muse, den vielgewandten,/der sehr viel umhergetrieben wurde, als er Trojas heilige Stadt zerstört hatte./Von vielen Menschen sah er die Städte und ihre Denkart lernte er kennen,/und viele Schmerzen erlitt er auf dem Meer in seinem Mute,/da er bewahren wollte sein Leben und
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