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Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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sie getan haben.“
      „Ich weiß nicht, was du erduldet hast, Junge. Ich will nicht danach fragen.
      Aber was dir auch immer an Schlechtem widerfahren ist, es braucht mehr Mut zu leben als zu sterben.“ Sie neigte den Becher und ließ die Flüssigkeit in seinen Mund tröpfeln. Zuerst musste Kieran beinahe würgen. Sie nahm den Becher fort, während er hustete.
      „Vielleicht ist das deine Buße. Am Leben zu bleiben.“ Wieder hielt sie ihm den Becher an die Lippen.
      Dieses Mal akzeptierte er das Gebräu und trank ruhig. Als der Becher leer war, nahm Deena ihn fort und ging zu einer kleinen Truhe. Daraus entnahm sie einen Dolch und legte ihn neben Kieran.
      „Den lasse ich dir hier. Und ich gehe in meine eigene Wohnstatt, um meinen Schlaf zu beenden, wie es die meisten mitten in der Nacht tun sollten.“ Deenas Stimme wurde hart. „Wenn du wirklich sterben willst, dann habe ich dir das Werkzeug dafür gegeben.“
      Im Begriff zu gehen, blieb sie an der Tür noch einmal stehen. „Wenn du bei Sonnenaufgang noch am Leben bist, dann schlage dir alle Gedanken an Flucht aus dem Kopf. Das hier ist jetzt dein Zuhause. Dies hier ist der Weg, den du gehen sollst. Vielleicht hat Gott dich hierhergeführt, um dich die Demut zu lehren. Du musst dein Schicksal annehmen.“ Kieran schlief tiefer denn je zuvor. Es war, als könnte sein Körper nicht gesunden, bevor er nicht jede verlorene Stunde Schlaf nachgeholt hatte.
      Als die Tür sich öffnete, blendete ihn die Sonne. Er rieb sich die Augen und sah den Dolch immer noch neben sich liegen.
      Seine Buße, hatte sie gesagt. Und obwohl ihm bei dem Gedanken an die Sklaverei unsichtbare Stricke die Kehle zuschnürten, wusste er, dass sie recht hatte. Er hatte bei seinem Bruder versagt. Er verdiente es, sein Geburtsrecht und seine Familie zu verlieren. Er verdiente es, versklavt zu sein. Er musste seine Strafe annehmen.
      Die Tür schwang auf, und sein Herr, Davin Ó Falvey, betrat die Hütte. Er blickte finster drein.
      „Du hast meinen Männern gestern Abend große Unannehmlichkeiten bereitet. Ich weiß nicht, wie es dir gelang, dich von den Stricken zu befreien, aber ein weiteres Mal werde ich es nicht dazu kommen lassen. Ich werde dich an die Händler zurückverkaufen, und sie können dann mit dir machen, was sie wollen.“ Er musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. „Außer du hast deine Meinung, was das Schnitzen betrifft, geändert.“
      Zweifellos meinte Davin, was er sagte. Die Nordmänner handelten viel mit Sklaven und verschickten sie über das Meer nach Byzanz oder in ferne Länder. Auch wenn sein Leben nie mehr dasselbe sein würde wie früher, konnte er so doch wenigstens in seiner Heimat bleiben.
      Alles, was er dazu tun musste, war, sich bereit zu erklären, die Brauttruhe zu vollenden.
      Wie es schien, hatte er keine andere Chance, oder? Er musste sein Schicksal ertragen und jede Arbeit verrichten, die man ihm auftrug.
      Gegen die Schmerzen ankämpfend, setzte er sich langsam auf. „Ich werde noch heute mit der Arbeit an der Truhe beginnen.“ Davins Schultern senkten sich etwas. Es war das kaum sichtbare Zeichen seiner Erleichterung. „Nicht gleich. Bevor du die Brauttruhe anrührst, musst du mir dein Können beweisen.“
      Sein Können beweisen? Seit er ein Messer halten konnte, hatte er Schnitzereien aus Holz gefertigt. Es gab nichts, das er nicht aus einem Stück Holz zum Leben erwecken konnte. Das ist deine Strafe, ermahnte er sich und schluckte seinen Ärger und seinen Zorn hinunter.
      „Ich möchte, dass du das Abbild meiner Braut schnitzt. Wenn ich es ihrer Schönheit für würdig befinde, werde ich dir erlauben, die Truhe zu vollenden.“
      Er hätte es wissen müssen. Die Frau hasste seinen Anblick. Er hatte keine Lust, seine Zeit mit Iseult MacFergus zu verbringen. Doch wenn er einem geschnitzten Porträt ihr Wesen einhauchen wollte, blieb ihm keine andere Wahl.
      „Wenn ich ihr Porträt schnitze, werdet Ihr die Truhe nicht rechtzeitig als Brautgeschenk zur Hochzeit erhalten.“ Es war ein letzter, vergeblicher Versuch, die Meinung seines Herrn zu ändern.
      „Ich möchte die Figur trotzdem gern haben.“ Davin öffnete die Tür und zeigte auf eine der Hütten. Das Morgenlicht fiel in das Innere des Ringwalls, und die blendende Helle brannte Kieran in den Augen.
      „Die kleinste Hütte gehörte unserem Holzschnitzer Seamus“, sagte Davin.
      „Drinnen wirst du die Werkzeuge finden, die du
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