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Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Titel: Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
Autoren: Tom Diesbrock
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Alternative nur ein Rennpferd sein.«
    »Ja, ich würde mich sehr, sehr gern beruflich verändern! Aber wenn ich mir schon eine neue Tätigkeit suche, soll es natürlich auch mein Traumjob sein. Ich habe einige gute Ideen – aber leider sind sie alle viel zu groß, um sie umzusetzen. Ich muss wohl leider bleiben, wo ich bin. Schade.«

    Manche Menschen haben große berufliche Träume, und das ist auch sehr gut. Der eine wäre gern Testpilot, der nächste Entwicklungshelfer, ein anderer würde gern ein eigenes Unternehmen leiten. Nicht alle beruflichen Projekte sind für jeden erreichbar – einige Traumberufe sind aufgrund bestimmter Faktoren wie Alter oder körperlicher Fitness so gut wie ausgeschlossen. Andere erfordern eine jahrelange Aufbauarbeit oder ein Engagement, das im Moment nicht zu leisten ist.
    Trotzdem kann so ein großes berufliches Ziel auf jeden Fall hilfreich sein: Entweder ich finde heraus, was mich daran so sehr interessiert, und versuche, damit eine andere, leichter realisierbare Tätigkeit zu finden, die in eine ähnliche Richtung zielt. Oder ich betrachte meinen Traum als ein Fernziel und konzentriere mich im Moment darauf, erste Schritte in diese Richtung zu gehen.
    So weit, so konstruktiv. Es geht aber auch anders: Ich kann nämlich einen Berufstraum auch als Argument missbrauchen, um mich gar nicht vom Fleck bewegen zu müssen. Als hätte ich großen Hunger, würde jetzt am liebsten Pfannkuchen essen, aber die stehen leider nicht auf der Speisekarte. Also esse ich mit knurrendem Magen lieber gar nichts und schwärme davon, wie lecker Pfannkuchen jetzt wären – keine vernünftige Strategie. Ich nenne so einen Mechanismus eine Wenn-Falle: Indem ich mein Handeln abhängig mache von einer bestimmten Bedingung, die mit großer Sicherheit nicht eintreffen wird, vermeide ich es, aktiv zu werden und vielleicht die zweitbeste Idee zu realisieren. So habe ich für mich und andere eine »gute Entschuldigung«, dass ich hungrig und unzufrieden bleibe.
    |32| Wenn ich beispielsweise seit Jahren als Buchhalter beschäftigt bin und mir der Job zum Hals heraushängt, ich eine Familie ernähren muss und davon träume, als selbstständiger Biolandwirt zu arbeiten, wird diese Idee auf die Schnelle kaum umzusetzen sein. Konstruktiv wäre es, sie als längerfristiges Ziel zu betrachten und mich durch Fortbildung, Recherche und Networking darauf vorzubereiten, um möglicherweise in einigen Jahren den Umstieg zu schaffen. Dieser Weg würde von mir natürlich ein hohes Maß an Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz verlangen. Ich müsste meinen ungeliebten Job noch eine Weile ertragen, und meine Belohnung wäre noch weit entfernt und auch nicht hundertprozentig sicher. Andererseits hätte ich die Chance, eines Tages das zu tun, was ich wirklich möchte.
    Mit der Ganz-oder-gar-nicht-Strategie mache ich es mir vordergründig leichter, indem ich meinem Wunsch den Stempel »undurch führbar « gebe und damit in den Papierkorb befördere. Bei jeder passenden Gelegenheit hole ich ihn aber heraus, träume oder erzähle anderen davon, wie schön es wäre,
wenn
… Ich erkläre (mir und anderen), dass ich mein totes Pferd ja lieber heute als morgen aufgeben würde – die einzige echte Alternative aber leider nicht machbar sei. Und vielleicht nicken die meisten Menschen dann und bestätigen mir, dass dies ja nun wirklich nicht gehe.
    Ich lasse auf diese Weise immer wieder etwas inneren Druck ab. Denn in schönen Träumen zu schwelgen macht den grauen Joballtag für eine Weile etwas leichter erträglich – wie ein Kinofilm, der mich für zwei Stunden die Realität vergessen lässt. Eine so wundervolle Idee! Nur ändert sich natürlich nichts. Dabei lege ich mir mit dieser Strategie meinen Traumberuf wie einen Stein in den Weg, der mich zu vielen anderen, vielleicht etwas kleineren, aber immer noch guten Lösungen führen könnte.

    Haben Sie auch einen Traumberuf oder eine schöne große berufliche Idee, die Sie für unerreichbar halten und als Argument benutzen, an Ihrem jetzigen Job festzuhalten?
    |33| 6. Vermeintliche Abhängigkeit
»Was denken denn andere über mich, wenn ich
mir einfach ein neues Pferd suche?«
    »Wenn es nach mir ginge, hätte ich meinen Job schon lange an den Nagel gehängt. Aber wie sähe das in meinem Lebenslauf aus? Und wie würden meine Freunde, Kollegen und die Familie reagieren? Die hätten mit Sicherheit kein Verständnis dafür. Und ich bin doch kein Mensch, der nur an sich
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