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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Belinda Bauer
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hatte Davey Mum und Nan bereits von Jess Took erzählt.
    Typisch.
    Davey war das Nesthäkchen und verwöhnt noch dazu – eine Doppelbelastung, die bedeutete, dass er ohne viel Achtung für die Gefühle, Gedanken oder Wünsche anderer durchs Leben segelte.
    Steven hatte diese Achtung. Achtung vor der Tatsache, dass Billy, der Sohn seiner Nan, entführt und ermordet worden und lang draußen auf dem Moor verschollen gewesen war. Und Achtung vor der Tatsache, dass er selbst bei dem Versuch, seine Leiche zu finden, beinahe ums Leben gekommen wäre.
    Und deswegen hätte er es ihnen behutsam beigebracht. Hätte das Thema gestreift, um zu sehen, ob sie schon Bescheid wussten oder ob er der Überbringer schlechter Nachrichten sein würde – und dann hätte er ihnen gerade eben genug erzählt, dass sie vom Klatsch der Nachbarn nicht kalt erwischt wurden oder von den Zeitungen in Mr Jacobys Laden. Obgleich Steven diese Zeitungen jeden Morgen in der Umgebung von Shipcott austrug, belieferte er sein eigenes Zuhause nicht. Seine Mutter Lettie hatte zu viel zu tun, um zu lesen, und Nan kaufte immer solche fledderigen Zeitschriften voller unmöglicher Kreuzworträtsel; das sei das Einzige, was sie jemals von einer Zeitung gewollt habe, sagte sie.
    Steven wäre subtil vorgegangen.
    Davey jedoch hatte nichts Subtiles an sich. Steven wusste, wie Davey Neuigkeiten verkündete – er hatte es hundertmal erlebt. Kam türenknallend zur Haustür hereingestürzt, schmiss seine Schultasche hin und brüllte Mu-um! Mu-um! Dann kam er in die Küche gefegt und überschlug sich fast, um die Worte herauszubringen. Die lebenswichtige Nachricht von dem Tor, das er beim Fußball geschossen hatte, seine erderschütternde Zwei in Computerkunde, sein Insiderwissen über die Entführung von Jess Took.
    Steven wusste, wie das abgelaufen war.
    Daher war er nicht überrascht, als er in die Küche kam und seine Mutter wie wild rauchend am Spülbecken vorfand, während seine Nan über einem halbfertigen Kreuzworträtsel blicklos ins Leere starrte und Davey vergnügt Tomatensoße über etwas verteilte, das nach mehr als seinem gerechten Anteil an Fischstäbchen aussah.
    Sie wussten Bescheid.
    »Hi«, sagte er.
    »Hallo, Stevie.« Die Stimme seiner Mutter war heiser.
    Nan blickte zu ihm auf, die Augen wässrig vor Erinnerungen.
    Steven liebte seinen Bruder, aber – Scheiße – manchmal hatte er ja solche Lust, ihm eine zu knallen!
    Nan streckte schwach die Hand aus, und als Steven sie ergriff, zog sie ihn zu sich und fasste ihn fest um die Taille.
    »Gut, dass du zu Hause bist«, sagte sie und ließ ihn dann los. Doch Steven blieb bei ihr stehen und ließ eine Hand auf ihrer Schulter ruhen.
    An diesem Abend sahen Steven und Davey fern und hatten den Fernseher leiser gestellt als üblich. Nan runzelte die Stirn über ihren Rätseln, und Lettie breitete das, was sie ihre »Wertsachen« nannte, auf dem Couchtisch aus: eine versilberte Teekanne und vier nicht zueinanderpassende Kerzenhalter. Sie rieb sie alle mit Silberpolitur ab, bis ihre Finger ganz schwarz waren.
    Noch hatte niemand ihn nach dem Motorrad gefragt. Das war ihm nur recht. Nan hatte gesagt, sie würde ihm einen Helm kaufen, als verfrühtes Geburtstagsgeschenk. Steven glaubte nicht, dass ihr klar war, wie viel Motorradhelme kosteten. Er konnte doch nicht guten Gewissens zulassen, dass sie Geld für einen Helm ausgab, bevor er ein fahrtüchtiges Motorrad hatte. Sie würde erwarten, dass er ihn trug. Würde erwarten, ihn mit dem Helm auf dem Motorrad zu sehen.
    Das er gar nicht besaß.
    Hätte irgendjemand doch gefragt, so hätte er sagen müssen, dass er zwei Räder und ein Metallteilsortiment erstanden hatte.
    Also hatte Jess Tooks Entführung ihn letzten Endes vor einer unguten Situation bewahrt.
    Voll abartig.
    Weil sie sich in Shipcott besser auskannten als überall sonst auf dem Moor, hatte Rice ihnen Zimmer im Red Lion gebucht.
    Das war in jeder Hinsicht ein Fehler.
    Billig, laut und mit Matratzen, die von schweren Schläfern im Laufe der Jahre in der Mitte fast vollständig durchgelegen und dann in dem fehlgeleiteten Versuch, den Schaden zu beheben, umgedreht worden waren. Es war, als schliefe man auf einem Riegel Toblerone. Am ersten Morgen rollte Reynolds sich auf die Seite, verlor den Halt – und rutschte die Westflanke hinab ins Wachsein hinein.
    Sie trafen sich in der verlassenen Bar zum Frühstück – die klassisch-englische Variante für Rice, Croissants für Reynolds. Beides
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