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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Belinda Bauer
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reichte nicht, um den Landkneipenmief nach abgestandenem Bier, Hunden und alten, in den Teppich getretenen Chips zu überdecken.
    Reynolds wünschte, sie hätten irgendwo anders Quartier bezogen. Er erhob sich, bevor Rice anfangen konnte, Baked Beans mit ihrem Röstbrot aufzutunken. Sie war ja leidlich hübsch und hatte viele angenehme Angewohnheiten, dies jedoch war keine davon.
    »Wir treffen uns am Auto«, sagte er.
    Draußen zwang einen die Sonne bereits, die Augen zusammenzukneifen. Was für ein Unterschied. Als er das letzte Mal hier gewesen war, war es mitten im Winter gewesen – ein bitterkalter Januar. Es hatte angefangen zu schneien und dann immer weitergeschneit, so dass er gedacht hatte, es würde vielleicht nie mehr aufhören. Der Himmel war abwechselnd weiß oder dunkelgrau oder blassblau gewesen – und nichts davon hatte darauf hingedeutet, wie das Wetter eine halbe Stunde später sein würde.
    Bei diesem strahlenden Sonnenschein verspürte er stichelnde Gewissensbisse, wie vergessene Nadeln in einem neuen Hemd.
    In diesem Pub hatten sie gestritten und sich an Strohhalme geklammert, während der Killer ungehindert am Werk war. Keine hundert Meter entfernt war die Sunset Lodge, wo vier Menschen umgekommen waren, während die Polizei herumgeeiert war. Reynolds konnte sogar das Fenster im ersten Stock sehen, wo der Killer den Riegel weggeschoben hatte. Dort, neben der Türschwelle, hatte der Mörder sich in einem Schneehaufen das Blut von den Händen gewaschen, und dort hatte er sich in einer Seitengasse versteckt.
    Das Dorf war ein Mosaik aus Erinnerungen, die er lieber vergessen würde. Damals hatte nichts geklappt. Das Team – angeführt von DCI Marvel – war von Anfang an hinterhergehinkt und hatte nie aufholen können. Der Killer war leise aufgetaucht, hatte geräuschlos getötet und war verschwunden, wie eine Schneeflocke, die an sich einzigartig war, am Boden jedoch in der Menge unterging. Der einzige Beweis dafür, dass er überhaupt existierte – außer den blutigen Tatorten –, waren die Zettel, die er für Jonas Holly zurückgelassen hatte und in denen er ihn wegen seiner Unfähigkeit verspottete, das Morden zu beenden. Und als endgültigen Sieg hatte er Jonas’ Frau umgebracht – eine grausame Strafe für das Versagen des jungen Polizisten. Reynolds hatte sich noch nie so verloren oder besiegt gefühlt, von einem Fall, von einem Verbrechen, von einem Ort.
    Die Haare waren ihm büschelweise ausgegangen.
    Jetzt berührte er fast unbewusst seine Stirnfransen, tastete nach der Bestätigung weicher Strähnen anstelle von kahlen Kopfhautflecken.
    Reynolds kehrte Shipcott den Rücken zu und betrachtete stattdessen das Moor, das hinter dem Pub anstieg, auf der anderen Seite des Baches, wo Jonas Holly eine im Eis festgefrorene Leiche gefunden hatte. Das alles kam ihm vor wie eine leere Bühne, auf der einst ein Stück mit Mord und Totschlag aufgeführt worden war, denn an einem Tag wie diesem war es fast unmöglich sich vorzustellen, dass hier irgendetwas Schlimmes passieren könnte. Mit dem tiefblauen Himmel, dem glitzernden Tau auf dem leuchtenden Ginster und der völligen Stille kam man sich vor wie auf einem Filmset – einer von diesen Jane-Austen–Filmen, die dauernd auf BBC Four liefen. Die Szenerie darin erschien ihm immer ebenso überspannt wie die Handlung, doch das Exmoor im Frühsommer war genauso ein Ort, gefangen in der Zeit. Ein Felsen bewegte sich dicht unter dem nahen Horizont, und Reynolds’ Augen passten sich an und machten das kleine Hirschrudel aus, das dicht an der Grenze zwischen Himmel und Erde graste.
    Von diesem Anblick beruhigt, spürte Reynolds, wie das Puzzle in seinem Kopf Gestalt annahm. Jetzt, nachdem er Jess Tooks Vater kennengelernt hatte, neigte er eher zu einem Rache- als zu einem sexuellen Motiv. Das war gut. Wirklich gut. Wenn Jess Took aus Rache oder um eines Lösegeldes willen entführt worden war, standen die Chancen, sie lebend zurückzubekommen, sehr viel besser. Und ein Erfolg bei einem Entführungsfall würde sich in seiner Akte sehr viel besser machen.
    Ja, Rache war das wahrscheinlichste Szenario und das, bei dem ein gutes Ende am wahrscheinlichsten war. An einem Tag wie heute konnte man einfach nur optimistisch sein.
    Rice kam über den Parkplatz auf ihn zu und machte gerade den Mund auf, um etwas zu sagen, als ihr Handy ein vorüberhuschendes Netzsignal einfing und zum Leben erwachte.
    Sie zog es aus der Tasche und betrachtete stirnrunzelnd das
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