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Ihr letzter Tanz

Ihr letzter Tanz

Titel: Ihr letzter Tanz
Autoren: Heather Graham
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genügen. Und wenn sie tief in Gedanken versunken waren, dann falteten sie die Hände wie zum Gebet oder tippten sich mit einem Finger ans Kinn.
    Einen Moment lang sann Quinn über seine Verärgerung nach, dass er hier in seiner Ruhe gestört worden war. Aber Doug war immer ein verdammt guter Bruder gewesen, der zu ihm aufsah, der für ihn da war, der selbst dann nie den Glauben an ihn verlor, wenn Quinn schwere Zeiten durchmachte.
    „Ich kann niemanden in der Abteilung dafür interessieren“, gestand Doug ihm ein. „In unserem Bezirk ist in letzter Zeit zu viel los. Wir jagen einen Serienvergewaltiger, der mit jedem Mal brutaler vorgeht. Und bei einem Überfall wurde ein Wachmann erschossen … Glaub mir, das Morddezernat hat alle Hände voll zu tun. Die sind zu beschäftigt, um sich mit einem Fall abzugeben, bei dem alles nach einem Unfalltod aussieht. Es ist einfach niemand frei.“
    „Überhaupt niemand?“
    Doug verzog das Gesicht. „Ja, okay. Der Tod wirft ein paar Fragen auf. Man hat einen Mann darauf angesetzt, aber der Kerl ist ein Arsch, Quinn, ganz ehrlich.“
    „Wer ist es?“
    Manche Leute waren einfach nicht sonderlich beliebt, also kursierten prompt Gerüchte, die ihr Können in Frage stellten. Es hatte zwar über die Jahre hinweg mit ein paar wirklich miesen Cops genug Probleme gegeben, aber mehrheitlich waren es gute Leute, die für viel zu viele Arbeitsstunden zu wenig Gehalt bekamen.
    Andererseits gab es aber wirklich ein paar echte Ärsche.
    „Pete Dixon.“
    Quinn runzelte die Stirn. „Der alte Pete ist aber gar nicht so schlecht.“
    „Oh, er ist sogar unglaublich gut. Drück irgendeinem Kerl eine rauchende Waffe in die Hand, dann weiß Pete sofort, wer der Täter war“, sagte Doug verächtlich.
    „Und so was aus dem Mund eines Anfängers“, murmelte Quinn.
    „Hör zu, Dixon ist nicht gerade ein Energiebündel. Und er hält sich daran, dass der Gerichtsmediziner einen Unfall für die Todesursache hält. Er wird nirgendwo schnüffeln. Es interessiert ihn nicht. Er wird am Schreibtisch sitzen bleiben und von dort seine Arbeit machen. Alles andere ist ihm egal.“
    „Und stattdessen soll ich schnüffeln? Und auch noch Tanzstunden nehmen? Wie gesagt, Brüderchen: Du hast den Verstand verloren“, sagte Quinn ohne Umschweife.
    Doug lächelte und zog seine Brieftasche aus der Gesäßtasche seiner Jeans. Er nahm einen sorgfältig gefalteten Zeitungsausschnitt heraus und hielt ihn hoch. Das war typisch Doug. Er war einer der ordentlichsten Menschen, die Quinn kannte. Der Ausschnitt war nicht ausgerissen, sondern herausgeschnitten worden, dann hatte er ihn präzise zusammengefaltet. Quinn musste unwillkürlich den Kopf schütteln, als er daran dachte, wie schlecht
sein
Organisationstalent war.
    „Was ist das?“ fragte Quinn ungeduldig und nahm den Ausschnitt an sich.
    „Lies es.“
    Quinn faltete das Stück Papier auseinander und las die Schlagzeile: „Diva Lara Trudeau, 38, stirbt auf der Tanzfläche“. Er legte den Kopf schräg und sah Doug an.
    „Lies weiter.“
    Er überflog die ersten Zeilen des Artikels. Von einer Lara Trudeau hatte er noch nie gehört, doch das musste nichts bedeuten. Quinn war für viele Sportarten zu begeistern, aber in einem Salsa-Club hätte er sich allenfalls an der Bar aufhalten wollen.
    Irritiert las er weiter. Lara Trudeau, die zahllose Tanzwettbewerbe gewonnen hatte, war dort gestorben, wo sich ihr Leben abgespielt hatte – auf der Tanzfläche. Eine Mischung aus Beruhigungsmitteln und Alkohol war die Ursache für ein plötzliches Herzversagen gewesen. Die engsten Freunde der Tänzerin zeigten sich entsetzt und fassungslos, dass es Lara trotz ihrer Leistungen für nötig gehalten hatte, Medikamente einzunehmen.
    Quinn sah zu seinem Bruder und zuckte die Schultern. „Und? Eine Tänzerin, deren Stern langsam verglüht, wird nervös und schluckt ein paar Pillen zu viel. Das ist zwar tragisch, aber sicher kein diabolischer Mordplan.“
    „Du liest nicht zwischen den Zeilen“, entgegnete Doug eindringlich.
    „Dann muss ich wohl annehmen, dass im Morddezernat auch niemand ,zwischen den Zeilen‘ liest, wie?“ Quinn musste ein Grinsen unterdrücken.
    Doug nahm ihm den Artikel aus der Hand. „Quinn, eine Frau wie Lara Trudeau würde keine Tabletten nehmen. Sie war eine Perfektionistin. Und sie war ein Siegertyp. Sie hätte die Meisterschaft gewonnen, sie hatte gar keinen Grund, nervös zu sein.“
    „Doug, hast du überhaupt gelesen, was da steht? Wir
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