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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht!
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gepresst, den ganzen Kampf hindurch blieb er dort.
    Noch nie war es ihm gelungen, Tony zur Wohnungstür am anderen Ende des Flurs zu treiben. Mik steckte ein, wumm, wumm, wumm.
    Die Eieruhr rasselte. Es war zu Ende.
    Tony hingen nasse Strähnen ins Gesicht. Er lächelte und fuhr Mik mit dem Hockeyhandschuh durchs Haar.
    »Du wirst immer besser.«
    Mik sah zu ihm hoch, ohne eine Miene zu verziehen, ohne zu zeigen, dass sein ganzer Körper pochte und brannte.
    »Ich hab die Zeit durchgehalten.«
    Die Türklingel schellte. Tony schaute durchs Guckloch und hob die Hand, damit Mik sich still verhielt.
    Es schellte noch einmal und dann ein drittes Mal. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Tony und Mik verharrten stumm und regungslos. Es läutete ein viertes Mal, dann waren Schritte zu hören, die sich treppabwärts entfernten. Tony drehte sich zu Mik um.
    »Du öffnest keinem, den du nicht kennst. Wenn du allein daheim bist und verdächtige Leute vor der Tür stehen, darfst du nicht aufmachen, nie!«
    »Versprochen.«
     
    Mik probierte seinen DVD-Player aus, schob einen Film ein. Er hörte Tony draußen in der Küche Geschirr abwaschen. Es war beruhigend, das Geschirr klappern zu hören. Wir haben es gut, dachte er. Wir sind Brüder und haben es gut.
    Jetzt verhielt die Schlange sich ruhig.
    Mik betastete seine Schultern, sie schmerzten empfindlich. Nach dem Kampf war das immer ein prima Gefühl.
    Blaue Flecken vom großen Bruder.
    Das Telefon klingelte. Mik hielt den Film an, und das Bild erstarrte mitten in der Explosion eines Zombiekopfs. Er wollte schon den Hörer abnehmen, als Tony aus der Küche kam und ihn daran hinderte.
    Die Brüder sahen einander an. Sie wusssten, was für ein Anruf das war. Beim vierten Läuten nahm Tony den Hörer ab.
    »Hallo!«
    Er lauschte eine Zeit lang.
    »Ja, wir kommen.«
    Tony legte auf und sah den Hörer an, der in einem Pelz aus Seifenschaum steckte. Die Bläschen ploppten sachte auf, eins nach dem andern.
     
    Ein schneidend kalter Wind strich die Söderlånggatan entlang. Überm Eingang schaukelte ein Schild an rostigen Ketten. Zum Piraten . Unter dem Schriftzug waren zwei gekreuzte Schwerter zu sehen. Tony öffnete die Tür. Mik folgte ihm. An den Tischen saßen Gäste, die aßen oder auf ihre Bestellung warteten. Die Bedienungen hetzten zwischen den Tischen hin und her. Sie trugen quer gestreifte Pullis und Schürzen. An der Decke hingen Segel und Taue. Es roch nach Essen und Bier.
    Eine Bedienung kam ihnen entgegen. Ihr quer gestreifter Pulli spannte sich über den Brüsten.
    »Er sitzt dort unten. Ihr kennt euch ja aus. Am üblichen Platz.«
    Tony und Mik sagten nichts.
    »Er ist ziemlich laut geworden. Der Chef wollte die Polizei anrufen. Aber inzwischen ist er friedlich.«
    Sie zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder der Bedienung der Gäste. Die enge Wendeltreppe führte zwischen Wänden aus groben, unbehauenen Steinblöcken nach unten. Es war, als würde man in einen tiefen Brunnen hinabsteigen. Auf einem Regal oberhalb einer Treppenbiegung lagen drei Totenschädel, der erste hatte einen Seeräuberhut auf, der zweite war von einem Schwert gespalten, der dritte hatte eine schwarze Augenklappe, und in seinem Oberkiefer fehlten zwei Zähne. Jemand hatte einen Bierdeckel in die Zahnlücke geklemmt.
    »Sind die echt?«, fragte Mik.
    »Nein, alles Plastik«, sagte Tony.
    Mik blieb stehen und schaute sie an.
    »Die sehen echt aus, finde ich.«
    »Vergiss den Quatsch und komm!«
    Am Fuß der Treppe öffnete sich ein großer Gewölbekeller, in dem betrunkene Männer und heisere Frauen an grob gezimmerten Tischen saßen. An der Decke hing ein Piratenschiff, das auf verrücktem Geschrei und irrem Gelächter einherzusegeln schien. Die Bierkrüge schwappten über, und Mik stellte sich vor, dass die Menschen hier unten das Lokal nie verließen. Dass sie nie das Tageslicht zu sehen bekamen. Dass sie Tag und Nacht hier unten hockten und krakeelten, von irgendeinem Piratenkönig verurteilt. Bedienungen trugen laufend schäumende Bierkrüge herein und leere Gläser hinaus.
    Tony bahnte sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch, sah sich suchend um. Mik folgte ihm dicht auf den Fersen. Ein Mann erhob sich und schrie, alle sollten das Maul halten. Doch der Lärm blieb unverändert.
    »Ihr elenden Loser! Haltet’s Maul!«
    Der Mann fuchtelte weit ausholend mit den Armen und schwankte.
    »Verdammte Penner alle miteinander. Der Teufel soll euch holen!«
    Damit klappte er über dem
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