Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht!
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
auf den Tischund den Kopf in die Hände gestützt. Jetzt senkte sie den Kopf und hob die Augenbrauen.
    »Was Schönes, ja«, sagte Mik.
    Er dachte nach. Sah sich im Zimmer um. Hob den einen Schenkel an.
    »Einmal, da bin ich morgens den Dalvägen runter zum Råstasee gegangen. Es war sehr früh, aber schon hell. Irgendwann im Frühling oder fast im Sommer. So um vier. Ich bin mitten auf der Straße gegangen. Es gab keine Autos, keine Menschen. Ich konnte auf dem Råsundavägen stehen bleiben und pinkeln. Und da, hinter dem Vintervägen, war auf dem Kiesplatz über Nacht ein Rummelplatz aus dem Boden gewachsen. Das war so seltsam, total unwirklich. Ich hatte einen Rummelplatz gefunden. Der stand einfach da. Ich hatte schon viel gefunden – Fahrräder, eine Kamera, eine kaputte Gitarre, aber einen Rummelplatz noch nie.«
    »Toll«, sagte Lisa Nordahl. »Erzähl weiter.«
    »Ich bin nach Hause gerannt, um Mama zu erzählen, was ich gefunden hatte. Etwas Unglaubliches, einen ganzen Rummelplatz. Sie hat gesagt, wir gehen hin und ich darf alles machen. Später am Tag sind wir dann hingegangen. Ich hatte schon Angst, der Rummelplatz könnte nicht mehr da sein, irgendwie einfach verschwunden. Aber er war noch da. Wir sind mit dem Wirbelwind gefahren und mit dem Kettenkarussell. Am schlimmsten war der Tintenfisch. Ich hab Zuckerwatte und Lose gekriegt und einen großen grünen Hund gewonnen. Aber auf dem Heimweg hat sie plötzlich Schmerzen in der Brust bekommen, und der Dalvägen ist ihr fast zu lang und zu steil geworden. Wir haben uns irgendwo aufs Geländer gesetzt und uns ausgeruht. Aber sie hat trotzdem gelacht, weil es auf dem Rummelplatz so viel Spaß gemacht hatte.«
    »Das hast du gut erzählt«, sagte Lisa Nordahl. »Sehr schön.«
    Mik sah zum Fenster hinaus, sah seine Klassenkameraden, die Hockey spielten.
    »Ich glaube, das war das letzte Mal, dass sie gelacht hat. Bestimmt war es das letzte Mal, dass sie rausging.«
    Die Schulpsychologin machte Anstalten, etwas zu notieren, tat es aber doch nicht. Sie schob die Haarsträhne zurück, die ihr wieder ins Gesicht gefallen war. Sie musste sie mehrere Male hinters Ohr schieben, bevor sie liegen blieb.
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Was?«
    »Wir haben Schwimmen, und ich muss rechtzeitig dort sein.«
     
    Der Weg von der Schule zur Schwimmhalle war weit. Ploppy hatte auf Mik gewartet. Sie würden zu spät kommen.
    »Glückspilz. Du hast Englisch verpasst«, sagte Ploppy.
    »Dafür hab ich einen nassen Hintern«, sagte Mik.
    »Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Über nichts Besonderes.«
    »Du hast nicht in Englisch müssen, bloß um über nichts Besonderes zu reden?«
    »Sie wollte Geschichten hören.«
    »Worüber?«
    »Irgendwas.«
    »Können wir dann heute zu dir?«, fragte Ploppy.
    Mik wusste nicht, was er antworten sollte. In letzter Zeit waren sie immer nur bei Ploppy gewesen. Seine Eltern waren unheimlich nett. Seine Mutter hatte eine unglaubliche Lasagne gekocht. Und Ploppy hatte einen superschnellen Computer bekommen, den sein Vater zusammengebaut hatte, mit der neuesten Grafikkarte und einer sagenhaften Speicherkapazität.Man konnte die neuesten Spiele in Spitzenauflösung spielen.
    »Wir sind immer bloß bei mir. Können wir nicht mal zu dir?«
    »Nein, das geht nicht.«
    »Warum, ist dein Papa schon wieder erkältet, oder was?«
    »Nein, es geht nicht, weil wir Besuch kriegen.«
    Als sie nach Vasalund kamen, blieben sie vor dem Zoogeschäft stehen. Ein Kaninchen hockte ängstlich zitternd in einer Ecke seines Käfigs. Ploppy klopfte ans Glas. Zwei gelbgrüne Vögel flatterten in ihrem winzigen Gefängnis umher, dass die Federn das Stahlgitter streiften. Eine weiße Ratte scharrte in den Sägespänen.
    »Kannst du schwimmen?«, fragte Mik.
    »Klaro. Tausend Meter lässig. Und du?«
    »Schon, aber vielleicht keine tausend Meter. Ein paar Hundert oder so.«
    »Das reicht«, sagte Ploppy.
    »Hast du gewusst, dass der Weltrekord im Luftanhalten unter Wasser bei sechs Minuten und drei Sekunden liegt? Das hat Peter Hirvell geschafft, ein Deutscher.«
     
    Die ganze Klasse saß bereits umgezogen und fertig am Schwimmerbecken unterm Sprungturm. Mik hatte eine blaue Badehose. Er spannte seine Armmuskeln, und Poppy lachte. Miks Muskeln waren nicht der Rede wert. Überhaupt war der ganze Mik nicht der Rede wert. Seine Haut spannte über den Rippen, Schultern und Hüften, als wäre das Knochengerüst von dünnem Papier überzogen.
    Der Sportlehrer, der Ivan hieß und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher