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Idealisten der Hölle

Idealisten der Hölle

Titel: Idealisten der Hölle
Autoren: M. John Harrison
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schnell wieder ab und nickte. Wendover rieb sich den schmerzenden Kiefer und beschäftigte sich im Geiste mit dem Schatten einer Ulme, der auf das stille Gemäuer des Turmes fiel; andere Bäume hinderten ihn daran, zu erkennen, welcher Art der Rest des Gebäudes war; und wenn es ein Dorf vor ihnen gab, so konnte er es nicht sehen. Es war gegen Mittag, und die Dorfbewohner waren noch weit zurück.
    Arms Gesichtsausdruck hatte einen selbstgefälligen Zug angenommen. Er sagte zu Schwester Dooley: »Ich könnte vielleicht etwas machen.«
    Er winkte mit der Hand zu Meadows und dem Maschinengewehr hin und zog höflich die versengten Augenbrauen in die Höhe. Er bot einen schönen Anblick in seinen verkohlten Kleidern! Sie sah ihn mißtrauisch an.
    »Lassen Sie ihn vortreten, Mr. Meadows, obwohl ich nicht weiß, warum er sich auf diese Weise aus der Affäre ziehen sollte …«
    »Betrachten Sie es einfach als Buße, Schwester. Wenn ich einen Blick auf Ihr Triebwerk werfen dürfte …?«
    »Was verstehen Sie denn schon davon?«
    »Man bekommt ein wenig Wasser in das Paraffin (das konnten sie nicht einmal in den alten Zeiten verhindern), und schon wächst der Schimmelpilz darin. Nein ehrlich. Er verstopft die Einspritzdüsen und alles, wissen Sie.«
    Es klang etwas merkwürdig in Wendovers Ohren.
    »Woher soll ich wissen, ob ich mit all diesem Zeug nicht übers Ohr gehauen werde?«
    Arm schnippte mit den Fingern.
    »Weil Sie mich erschießen können.«
    Das bedurfte keiner genauen Untersuchung. Wendover stellte sich kleine Schweinsäuglein hinter dem Schleier vor, die Arm durchbohrten als Schutz vor Enttäuschung. Er wünschte, der Zwerg würde aufhören, sie mit seinem nachgemachten irischen Akzent zu reizen. Worauf wollte er überhaupt hinaus?
    Es kam überraschend, als sie sagte: »Also gut. Zeigen Sie es mir.«
    Arm stand auf dem Sitz, ihren forschenden Blick auf sich gerichtet, und verband einen durchgerosteten Draht mit einem der lose herunterhängenden Druckmesser. Er klopfte forsch dagegen, und eine kleine Nadel schnellte hoch, fiel dann wieder zurück und näherte sich zitternd dem Nullpunkt.
    »Sehen Sie?« sagte er. Er schloß die Ventile und stellte die Turbine ab. Sie folgte seinen Bewegungen mit gespannter Aufmerksamkeit, ihr Atem wehte gegen den Schleier. Es engte seine Ellbogenfreiheit ein.
    »Jetzt«, sagte er, »blasen wir sie frei. Es ist natürlich nur eine kurzfristige Maßnahme.« Er tat etwas, und eine Pumpe sprang unter Deck an. Ein leises, zischendes Geräusch wurde vernehmbar. Der Geruch von heißem Kerosin erfüllte die Kabine. Der Vorgang dauerte noch ein paar Sekunden, und ebenso lange gab der Auftrieb ein gleichförmiges Ächzen von sich. Er wird uns in die Luft jagen, dachte Wendover.
    Als er die Hand zurückzog, streifte Arm versehentlich den reglosen Gashebel. Schwester Dooley zischte. Er drückte ihn demonstrativ in seine Stellung zurück.
    »Und Sie wollen sicher, daß ich es auf die neue Antriebsleistung einstelle?« Er fuchtelte mit einem Anzeigeknopf. »Hier.« Es klang alles sehr glaubwürdig.
    »Treten Sie jetzt zurück. Wenn es funktioniert, gehört Ihnen mein Dank.«
    »Danken Sie nicht mir, danken Sie dem Herrn.«
    Sie ging die Kontrollgeräte sorgsam durch und berührte alles, was er verändert hatte, in derselben Reihenfolge. Dann warf sie das Triebwerk wieder an. Es lief mit einem neuen Klang. Vorsichtig gab sie Gas.
    Der Hovercraft schnellte voran.
    Wendover klammerte sich fest.
    Morag stürzte zu Boden und drehte sich im Fallen, um unter dem Kind zu landen.
    Von irgendwoher unter der Motorhaube drang ein furchtbares Stöhnen heraus. Es steigerte sich zu einem Kreischen. Das Maschinengewehr machte einmal bok und blockierte dann. Die Auftriebsdüse versagte. Noch immer heftig beschleunigend, erreichte der Hover die Straße. Schwester Dooley schlug mit dem Kopf an die Windschutzscheibe und stürzte. Harper warf sich auf Meadows und würgte ihn unbeholfen. Paraffin lief über das Deck. Arm ergriff das Gewehr und holte ein gekerbtes Geschoß aus der Ladekammer. Draußen erhob sich Geschrei, aber es war noch ein gutes Stück entfernt.
    Wendover zog sich die Stufen hinauf, schürfte sich in seiner Eile die Schienbeine auf und stieß die Luke auf.
    »Einstellen!« rief Arm. »Oh, du blödes Weib!«
    Er kicherte und vollführte mit schlurfenden Füßen einen linkischen kleinen Tanz.
    Harper half Morag auf. Er lenkte Arms Aufmerksamkeit auf die Mutanten, die am meisten unter dem Gerüttel
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