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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten
Autoren: Katherine Hannigan
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Arbeiten im Haus erledigen zu können, und dann
hätte sie während der ganzen Fahrt ihre Stirn gegen das Fenster gepresst, so sehr hätte sie darauf gewartet, endlich anzukommen.
    Aber ich war den ganzen Tag »Ida« gewesen. Miss Myers’ Ida, die still saß, sich in einer Reihe aufstellte, die Hände bei sich behielt und keinen einzigen kleinen Tropfen Freude in sich hatte. Ich fühlte mich steif und müde und in einen zu kleinen Körper mit einem zu kleinen Namen gepfercht. Deshalb ging ich mit langsamen, kleinen Schritten auf Mama zu.
    Als ich schließlich bei ihr ankam, blieb ich stehen, sah zu ihr auf und sagte: »Mama, das wird nicht klappen.«
    »Was wird nicht klappen, Ida B?«, fragte sie. Und als sie meinen Namen sagte, war es plötzlich, als ob ich zum ersten Mal an diesem Tag zurück in mir selbst war. Ich spürte, wie sich mein Körper löste, wie er prickelte, als ob er gerade aufwachte.
    »Zu viele Regeln und nicht genug Zeit für Spaß«, erklärte ich ihr.
    »Na«, sagte sie, »lass uns erst mal einsteigen, dann kannst du mir alles erzählen.«
    Da sprang ich sozusagen mit halber Kraft in den Truck. Und auf dem Heimweg erzählte ich Mama von meinem Tag: von Miss Myers’ schönen Locken und ihrem traurig-freudigen Lächeln, von dem unsichtbaren Kein-Kindhat-ein-Recht-irgendwas-zu-wissen-bis-es-Zeit-dafür-ist- Stundenplan, von den wunderbaren Dingen überall, die man nicht anfassen und für die man sich keine Zeit nehmen durfte, und hauptsächlich davon, dass sich Miss Myers geweigert hatte, meinen richtigen Namen zu benutzen.
Ich brauchte fast den ganzen Weg, um alles loszuwerden.
    Als ich fertig war, nahm sich Mama einen Augenblick Zeit zum Nachdenken. Dann sagte sie: »Ida B, das klingt nach einem schweren Tag. Aber am ersten Tag gibt es immer viel Arbeit und erste Tage sind meistens kein gro ßer Spaß. Ich bin sicher, morgen wird alles viel besser.«
    Als wir schließlich anhielten, sah ich Mama ins Gesicht und sagte zu ihr: »Das bezweifle ich sehr.«
    Aber sie warf mir einen Blick zurück und sagte: »Versuch es noch einmal, Kleines.«
    Und es tat so gut, wieder zu Hause zu sein: wegen Rufus, der bellte, im Kreis herumlief und aus seinem Maul schleimiges Zeug in alle Richtungen versprühte, dass man am liebsten einen Regenschirm aufgespannt hätte, um ins Haus zu kommen; wegen der Äpfel, die langsam reif wurden, weshalb bereits die ganze Luft nach ihnen duftete; und wegen Mama, die so überzeugt lächelte, dass ich sagte: »Einverstanden, Mama.«
    Aber das war es, was ich in meinem Innern dachte: Obwohl ich wirklich hoffe, dass du Recht hast, habe ich ein sehr schlechtes Gefühl, was den besagten Ort betrifft.

7. KAPITEL

    Genau wie ich es mir gedacht hatte, wurde natürlich gar nichts besser. Wenn, dann eher schlimmer. Denn nicht nur dass wir die Regeln, nicht zu reden und nichts zu berühren, hatten, sondern es wurde auch noch erwartet, dass wir sie jeden Tag besser befolgten. Und jeden Tag dauerte es länger und länger, bis ich zu mir selbst zurückfand, wenn die Schule vorbei war.
    »Wie viele Tage sind es noch bis zum letzten Schultag?«, fragte ich Mama im Truck.
    »Ich weiß nicht, Ida B. Warum?«
    »Ich will es nur wissen.«
    »Wie viele Tage sind es noch, bis ich für immer mit der Schule fertig bin?«, war der einzige Satz, den ich abends bei Tisch herausbekam.
    »Ida B, so schlimm kann es nicht sein«, sagte Dad.
    Und so schlimm fühlte ich mich wirklich: Ich gab darauf keine Antwort.
    Seitdem verschwand ich jeden Abend nach dem Essen
und legte mich in die Plantage, bis ich ins Haus gerufen wurde.
    »Was ist los, Ida B?«, fragte Viola.
    »Nichts«, antwortete ich ihr, denn ich hatte von nichts mehr genug in mir, nicht einmal genug, um mich zu beklagen.
    »Was macht die Schule, Ida B?«, hörte ich Paulie T. kichern; er war einfach seit jeher ein Punker.
    Aber selbst Paulie T. konnte die Dinge nicht schlimmer machen als schlimmst.

    Also, ich nehme mal an, ich sah mit der Zeit so schlapp und verzweifelt aus, dass sich Mama am Ende entschloss, selber nachzuschauen, was in Miss Myers’ Klasse los war. Deshalb ging sie in der dritten Unterrichtswoche mit und besuchte einen Tag lang unsere Klasse. Und obwohl es das Gleiche war wie immer mit In-der-Reihe-Aufstellen und Nichts-Anfassen, Mit-niemandem-Reden und Warten-bis-ich-drankomme, war es in Mamas Gegenwart schon erträglicher.
    Die Schule schien jedoch auf sie dieselbe Wirkung zu haben wie auf mich, denn am Ende liefen wir beide
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