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Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
Autoren: Mari Hannah
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unebenen Boden direkt auf sie zu.
    Daniels sah zur Seite, als der Constable sie ansprach.
    »Ich habe hier drüben Stiefelspuren gesehen, Ma’am.« Er zeigte auf einen schmalen, grasbewachsenen Hügel ein paar Meter entfernt. »Meine sind es sicher nicht, aber sie könnten von demjenigen stammen, der sie gefunden hat. Er ist im Café des Andenkenladens und wartet auf Sie.«
    Stanton hatte sie erreicht. Er trug bereits die weiße Kleidung der Spurensicherung, und seine Hosen steckten in einem Paar fester Wellingtonstiefel. Er begrüßte sie beide mit einem fröhlichen »Guten Morgen« und wandte seine Aufmerksamkeit dann der Chefermittlerin zu.
    »Wann wurde sie gefunden?«
    »Vor einer Stunde …« Daniels zeigte auf seinen Wagen. »Von einem Mann, der oben den Wall entlangging …«
    »Hat er die Leiche angefasst?«
    »Nein, wir hatten Glück. Er ist ein ehemaliger Polizist und war klug genug, es nicht zu tun. Ich nehme ihn mir als Nächstes vor.«
    Stanton sah müde aus, und Daniels wusste warum. Dies war sein dritter Außentermin in ebenso vielen Stunden, wie ihr Pete Brooks in der Telefonzentrale gesagt hatte. Sie trat beiseite und ließ ihn allein ins Zelt, zufrieden, weil sie wusste, dass er seine Patientin mit derselben Fürsorge behandeln würde, wie es ein gewöhnlicher Arzt täte, wäre das Mädchen noch am Leben. Sie kannte ihn bereits seit mehreren Jahren, und sie hatten schon oft zusammengearbeitet. Sein wissenschaftlicher Hintergrund ergänzte ihren intuitiven Ansatz perfekt. Sie kam ihm niemals in die Quere – und er ihr auch nicht.
    Der Wind frischte auf. Daniels hob das Fernglas an die Augen, wobei sie sich das Haar aus dem Gesicht strich, und sah sich im Umkreis von dreihundertsechzig Grad um. Abgesehen von dem Zelt und dem Kastell auf dem Berggipfel gab es, so weit das Auge reichte, nur die erstaunlichste Landschaft, die hier und dort von winzigen schiefergrauen Dörfern gefleckt war. Sie war nicht gläubig – aber der Anblick war beinahe spirituell, als wäre hier eine höhere Macht am Werk gewesen. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie das Leben ausgesehen hatte, als Legionen von Soldaten hier bei jedem Wetter daran gearbeitet hatten, den nördlichsten Verteidigungswall des römischen Reiches zu errichten und nur ein paar Meter von dort, wo sie stand, ein Kastell, in dem achthundert Soldaten untergebracht gewesen waren.
    Sie seufzte, überwältigt von der dramatischen Wildnis, die sie schon viele Male vorher gesehen hatte.
    »Unwirklich«, sagte sie.
    Der Polizist sah sie an. »Ma’am?«
    Daniels nickte in Richtung des Zeltes. »So eine hässliche Szene an einem so schönen Ort.«
    »Kann schon sein. Ich bin aus der Gegend …« Er zeigte in die Ferne. »Nur über diesen Kamm, um genau zu sein. Man nimmt wohl nie wirklich wahr, was man sein ganzes Leben lang vor der Haustür hat.«
    Daniels sah sich um. Sie konnte sich nicht vorstellen, diesen Ort hier einfach als nichts Besonderes anzusehen. Sie trat ein paar Schritte beiseite, um zu telefonieren. Newcastle war zu weit vom Tatort entfernt, um eine Mordermittlung zu führen, zumindest in den ersten paar kritischen Tagen. Ihr Assistent, Detective Sergeant Hank Gormley, war dabei, einen passenden Ort aufzutun, an dem man vorübergehend eine Ermittlungszentrale einrichten konnte, und sie war erleichtert zu hören, dass er einen gefunden hatte.
    Sie schrieb einen Ortsnamen auf – High Shaw – und legte auf.
    Stanton kam aus dem Zelt, packte seine Latexhandschuhe ein und sah auf das Fernglas, das um ihren Hals hing. »Das können Sie wegstecken, Kate. Wenn ich recht habe, dann brauchen Sie göttliche Eingebung, um das hier zu lösen.«
    Daniels sah ihn beunruhigt an. Er war eigentlich niemand, der sich an Ratespielchen erfreute.
    »Das bedeutet?«, fragte sie.
    »Diese junge Frau hier ist aus großer Höhe nach unten geworfen worden.«
    Sie blickte in einen wolkenlosen Himmel hinauf …

2
    Die mobile Einsatzzentrale war aus kilometerweiter Entfernung zu sehen. In dieser Umgebung sah sie fehl am Platze aus, ließ High Shaw beinahe klein erscheinen, ein einstöckiges Landhaus, das von einer Trockensteinmauer umgeben war. Daniels fuhr auf einem langen, gewundenen Feldweg darauf zu und schaffte es, ihren Dienstwagen danebenzuquetschen.
    Sie stieg aus, entfernte ein ZU - VERMIETEN -Schild, das lose am Torpfosten hing. Sie legte das Schild flach auf den Boden und einen schweren Stein darauf, damit es nicht wegflog. In diesem Teil der Welt,
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