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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann
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mehr, die Spätsendungen anzuschauen. Davids Tag begann um Viertel nach sechs. Deshalb ging er meist früh zu Bett, und er behauptete, er könne nur einschlafen, wenn er sie neben sich spüre. »Wie war das doch gleich, David, du nimmst Milch, aber keinen Zucker, richtig?« fragte Al Weatherby, als er die große Diele auf dem Weg zur Küche überquerte. Wenn man unser ganzes Apartment nähme und mitten in dieseDiele stellte, dachte Lilian, würde es sie nicht einmal ausfüllen.
    David   nickte.   »Und   du,   Lilli,   trinkst  deinen   Kaffee schwarz.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. »Ja, bitte.«
    »Beth hat einen vorzüglichen Heidelbeerkuchen gebacken«, rief er über die Schulter zurück. »Wenn ihr mich einen Moment entschuldigen wollt, gehe ich ihr rasch zur Hand und bin gleich zurück.«
    Lilian sah ihm nach. Er war kaum größer als sie selbst. Al Weatherby, dieses Wunder an scheinbar unerschöpflicher Energie und Geduld war ein ausgesprochen zierlicher Mann, doch da er seit frühester Jugend Gewichtheben trainierte, war sein knabenhafter Körper ungemein muskulös. Es hieß, er komme mit zwei Stunden Schlaf pro Nacht aus, und David hatte einmal erwähnt, daß er während der ganzen fünfzehn Jahre, die er der Firma angehörte (seit acht Jahren als Teilhaber), nicht ein einziges Mal erlebt habe, daß Al Weatherby die Beherrschung verlor. Es gehörte zu Als Gepflogenheiten, sich so gründlich wie möglich über die Ehefrauen seiner Mitarbeiter zu informieren. Als er erfuhr, daß Lilian ein Filmnarr war wie er und gleich ihm mit Vergnügen die Kleinanzeigen in der Morgenzeitung las, da begann er sie merklich zu bevorzugen. Seine Gunstbeweise erleichterten ihr den Kontakt zu den anderen Anwälten und ihren Frauen ungemein, insbesondere zu denen, die Elaine gekannt und geschätzt hatten. »Was für 'nen Brief meint er denn?« fragte David und lehnte sich behaglich in die samtenen Polster des viktorianischen Sofas zurück. Einen Moment lang hatte Lilian den Eindruck, er spreche mit jemand anderem. »Oh, der Kettenbrief ... über Ehemänner. Hab' ich ihn dir nicht gezeigt?« Er schüttelte den Kopf. »Macht nichts, ich hab' ihn aufgehoben. Beth gab ihn mir bei dem Picknick neulich.« Ihre Stimme war plötzlich tonlos. »Ach, beim Picknick«, wiederholte David bedeutungsvoll.
    »Willst du mir nicht endlich sagen, was bei diesem Picknick passiert ist?« »Wovon sprichst du?«
    »Irgendwas hat sich doch da abgespielt, und das verschweigst du mir. Immer wenn ich davon anfange, machst du so ein komisches Gesicht und guckst so verstört... ja, genau wie jetzt.« Lilian spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. »Du wirst ja rot! Das ist aber ganz was Neues bei dir.«
    »Ich werde nicht rot«, behauptete Lilian und versuchte, ihre Verlegenheit durch ein Lachen zu überspielen. »Du bildest dir das alles bloß ein.« Sie blickte sich um. »So ein riesiges Haus, nur für die beiden.«
    »Kein besonders geschickter Versuch, das Thema zu wechseln«, bemerkte er augenzwinkernd. »Die zwei haben wirklich prächtige Kinder«, fuhr sie fort und überhörte geflissentlich seinen Einwand. Ihre Augen waren fest auf ein schön gerahmtes Foto der drei Weatherby-Sprößlinge gerichtet, das über dem großen, marmorgefaßten Kamin hing.
    »Es sind keine Kinder mehr«, berichtigte sie David. »Der Jüngste ist siebzehn.« Er schüttelte resigniert den Kopf und wollte etwas sagen.
    »Ich weiß schon«, kam ihm Lilian zuvor, »wenn Jason je die Sprache der Mun-Sekte einführen will, hab' ich deine Erlaubnis, ihn niederzuschießen.«
    »Was denn, 'ne eigene Sprache haben diese ... Typen auch?«
    Lilian hob neckend die Schultern.
    »Du gerissenes Biest!« Er lachte und beugte sich über sie, um sie zu küssen.
    Der Schrei aus der Küche schreckte beide auf. Lilian lief hinüber, David ihr nach, und als sie das Blut sahen, stürzten beide auf Beth zu.
    Al Weatherby war fast noch bleicher als seine Frau. »Was zum Teufel ist passiert, Beth?« fragte er mit ruhiger, fast eisiger Stimme. »Himmel! Ich dreh' dir einen Moment den Rücken zu, und du bringst dich fast um ...« Er drehte den Kaltwasserhahn auf, nahm Beth beim Arm und hielt ihre blutüberströmte Hand unter den Strahl. Sie schrie auf, als das Wasser über die Wunde schoß. Als das Blut fortgespült war, kam ein tiefer Schnitt zum Vorschein, der fast wie eine zweite Lebenslinie vom Zeigefinger bis hinunter zum Handgelenk verlief.
    »Ich weiß nicht,
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