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Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weisser

Titel: Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weisser
Autoren: Christian Ewers
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nicht viel dahinter. Heute ist das ganz anders. Wir sind tausend kleine Schritte nach vorn gegangen seit 1990. Wir können es jetzt packen.
    Bislang waren afrikanische Nationalteams nicht mehr als ein Versprechen - viel Talent, aber keine bedeutenden Erfolge bei Weltmeisterschaften.
    Ja, leider. Aber diese Zeit wird bei der WM 2010 in Südafrika zu Ende gehen, glauben Sie mir. Ghana, die Elfenbeinküste, Kamerun - wir alle sind reif für den Titel. Wir haben gelernt, dass Fußball mehr ist als die neunzig Minuten auf dem Rasen. Dass man eine gute Vorbereitung braucht, Ärzte, Physiotherapeuten, komfortable Hotels, gute Flugverbindungen. Alles muss bis ins Detail stimmen, wenn man erfolgreich sein will. Wir haben das schmerzhaft lernen müssen, es hat ja früher großes Chaos in afrikanischen Teams gegeben. Damit ist es vorbei.
    Sind Sie sicher? Noch während der WM 2006 streikte Togos Nationalelf, weil es Streit um Prämien gab.
    Das war nicht gut, zugegeben, denn es hat Vorurteile bestätigt: nämlich dass afrikanische Fußballer unzuverlässig
und schlecht organisiert sind. Dagegen kämpfe ich, seit ich in Europa bin, seit zwölf Jahren. Ich bin pünktlich, ich bin fleißig, ich bereite mich gewissenhaft aufs Match vor, ich weiß, dass ich jeden Tag ein Klischee widerlegen muss. Wenn dann auch noch Spieler wie Didier Drogba (Elfenbeinküste, FC Chelsea) , Michael Essien (Ghana, Chelsea) oder Emmanuel Adebayor (Togo, Manchester City) zeigen, dass sie echte Profis sind, dann wirft das ein schönes Licht auf ganz Afrika.
    Auf Afrika? Oder auf den afrikanischen Fußball?
    Ich habe bewusst gesagt: Afrika. Sie glauben gar nicht, welch eine Kraft Fußball besitzt auf diesem Kontinent. Er ist viel mehr als ein Spiel, er ist ein Symbol, eine Visitenkarte. Fußball sagt so viel aus über ein Land: Wer erfolgreich Fußball spielt, der kann nicht hinterm Mond leben, der ist modern, der wird ernst genommen.
    Dann halten Sie die Deutschen bestimmt für Trottel. Im April haben Sie mit Ihrem damaligen Klub Barcelona den FC Bayern 4:0 nach allen Regeln der Kunst vom Platz gefegt.
    In der Tat, ein angenehmer Abend. Aber dieses eine Spiel lässt mich nicht anders über Deutschland denken. Ich habe in der Nationalmannschaft unter zwei deutschen Trainern gearbeitet: Winfried Schäfer, mit ihm haben wir 2002 die Afrikameisterschaft geholt, und Otto Pfister, der uns 2008 ins Finale führte. Also, ich kenne euch ganz gut. Der Deutsche
sagt: Wenn wir zusammenhalten, können wir alles umstürzen. Ihr habt so einen wahnsinnigen Glauben an euch selbst, und am Ende gewinnt ihr meistens.
    Unter mangelndem Selbstbewusstsein leiden Sie selbst aber auch nicht. In Barcelona hatten Sie Ärger mit Trainer Josep Guardiola, weil Sie sich nicht immer an seine Taktik hielten und einfach Ihr eigenes Spiel machten. Und als klar war, dass Sie den FC Barcelona in diesem Sommer verlassen werden, hieß es, Sie verlangten von Ihrem neuen Klub mindestens zehn Millionen Euro netto im Jahr.
    Das schreiben die Zeitungen, ja. Wahr ist: Ich will angemessen bezahlt werden. Wertschätzung drückt sich auch in Geld aus. Ich habe jahrelang dafür geschuftet, um heute in der Lage zu sein, Forderungen zu stellen. Inter Mailand hat meinen Wert erkannt, sie honorieren mich fair. Sie haben ein gutes Geschäft mit mir gemacht.
    Was macht Sie denn so wertvoll?
    Mit Sicherheit nicht nur meine Tore. Ein guter Stürmer ist so furchteinflößend, dass ihm immer zwei oder drei Gegenspieler am Trikot hängen. Das schafft Platz für die anderen. Ich habe meinen Kollegen bei Inter gesagt: Ihr habt jetzt eine kostbare Waffe in euren Reihen. Ich kann von überall schießen, ich kann eine Partie drehen. Ich will nicht jeden Ball bekommen, ich will nur, dass ihr den Raum nutzt, den ich euch frei mache.

    Nadir Haroub Ali, 27
    Michenzani, Sansibar
    Young Africans FC (Tansania)
    40

DER CAN NAVARO VON SANSIBAR
    Es war die Chance meines Lebens. Sie wollten mich unbedingt, sie zahlten mir viel Geld, 6000 US-Dollar im Monat, und sie gaben mir eine schöne Wohnung und einen Toyota Camry. Ich wollte ihnen zeigen, dass ich das alles wert bin. Ich wollte ihnen zeigen, warum man mich auf Sansibar und in Tansania »Cannavaro« ruft, mit Ehrfurcht in der Stimme. Fabio Cannavaro, das ist für mich der beste Innenverteidiger überhaupt. 2006 Weltmeister mit Italien, heute Juventus Turin, davor Real Madrid und Inter Mailand. Ein Gigant. Wenn man jemanden Cannavaro nennt, dann muss er was können,
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