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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Priscille Sibley
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heute passiert ist, würde mich eine Fehlgeburt nicht gerade verwundern.«
    Immer noch verwirrt fuhr ich mir durch die Haare.
    Blythe bat eine Schwester, den Raum vollständig abzudunkeln. Sie streifte eine sterile Hülle über den Stab und bestrich ihn mit Ultraschall-Gel. »Matt, ich werde sie vaginal untersuchen. Willst du lieber gehen?«
    »Ich nicht, aber du, Phil, bitte, wenn es dir nichts ausmacht.«
    Phil verließ das Zimmer.
    Die Schwester, ein ganz junges Ding, hob Elles rechten Schenkel an und deckte das Perineum ab. Blythe führte das Gerät in Elles Vagina ein.
    Mein Herzschlag beschleunigte sich. Vor Angst. Wie oft war Elle heute geröntgt worden? Wie viele fruchtschädigende Substanzen hatte man in der Notaufnahme in sie hineingepumpt? Welche Folgen mochte das für einen in der Entwicklung befindlichen Fetus haben? Gleichzeitig fiel mir ein, dass ich einmal einen Artikel über eine hirntote Frau gelesen hatte, die ein gesundes Baby zur Welt brachte, und fragte mich, ob so etwas auch in unserem Fall möglich wäre.
    »Da«, sagte Blythe und zeigte auf den Monitor. »Das Herz schlägt.«
    Ich starrte auf das Ultraschallgerät. Das winzige Flimmern auf dem Bildschirm gab mir Mut. »Sie ist tatsächlich schwanger.«
    »Ich glaube, mit acht Wochen liegen wir richtig.« Blythe markierte die Größe und sicherte die Resultate auf der Festplatte. Dann drehte sie sich zu mir um. »Ich kann mal herumtelefonieren, um herauszubekommen, ob und wie man da etwas machen kann. Ich selbst habe mich noch nie mit solchen Dingen beschäftigt, aber auf einem Lehrgang war einmal die Rede davon. Die Familie wusste nicht, dass die Frau schwanger war, und erfuhr es erst nach einem Motorradunfall. Man erhielt während der gesamten Schwangerschaft ihre Lebensfunktionen aufrecht, und sie bekam ein gesundes Kind.«
    Erst als ich schon Sternchen sah, dachte ich wieder ans Atmen. »Angesichts von Elles Schwierigkeiten – hältst du es für möglich?«
    »Durchaus.« Sie zuckte die Schultern. »Phil sagt, ihre Hypophyse und ihr Hypothalamus sehen ganz okay aus. Wenn das der Fall ist, könnte ihr Körper in der Lage sein, den Hormonspiegel zu regulieren und die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Aber sicher bin ich mir nicht, Matt. Es ist schwer zu sagen.«
    »Sie ist viermal schwanger gewesen und hat kein Kind ausgetragen.«
    »Beim letzten war sie nahe dran. Und der Tod dieses Babys hatte nichts mit den bekannten Problemen zu tun.«
    Ich erinnerte mich an Baby Dylans leblosen Körper in meinen Armen und fühlte mich elend.
    Blythe legte mir die Hand auf die Schulter. »Ich kann dir beim besten Willen nicht raten, was du tun sollst. Aber ich finde, du solltest alle Fakten kennen, ehe du dich entscheidest, die lebenserhaltenden Systeme abzuschalten.«

3

Nach der Operation
    M om kam ins Krankenzimmer. Sie hatte zwei Tassen Kaffee und eine Tüte mit Sandwichs aus einem Laden gegenüber dem Krankenhaus besorgt, die ich gleich beiseitestellte. Aus irgendeinem Grund versuchen die Leute immer, einen mit Essen vollzustopfen, wenn man trauert. Ich brauchte nichts zu essen. Ich brauchte einen Grund, um weiterzuleben.
    »Du musst etwas essen, Matthew.«
    Ich zuckte die Schultern, starrte weiter aus dem Fenster und grübelte darüber nach, was Elle von mir erwarten würde.
    Mom legte mir ein Sandwich auf den Schoß und betrachtete Elle. »Glaubst du, dass sie Schmerzen hat?«
    »Nein. Sie ist …« Elle war hirntot. Sie spürte überhaupt nichts mehr, und ich fühlte mich so unendlich einsam, dass ich nicht wusste, wie ich diesen leeren Platz in mir je wieder mit Leben füllen sollte.
    Mom beugte sich vor und küsste Elle auf die Wange. »Kann sie uns vielleicht noch hören?«
    »Nein.« Ihre Schläfenlappen, wo ein wichtiger Teil des Gehörs sitzt, waren so mit Blut überschwemmt, dass sie ein eigenes Rotes Meer hätten bilden können. Sie konnte nicht hören. Auch nicht mehr sehen oder handeln. Trotzdem hatte ich fast die gesamte letzte Stunde damit verbracht, sie im Flüsterton zu fragen, was ich ihrer Meinung nach tun sollte.
    Sanft berührte Mom meine Schulter. »Es ist spät«, meinte sie. »Ich fahre dich nach Hause.«
    »Ich kann nicht.«
    Meine Mutter rückte einen Stuhl in den ohnehin schon engen Raum zwischen Bett und Wand und setzte sich neben mich. »Als dein Vater starb, konnte ich mich auch stundenlang nicht losreißen. Aber wenn sie wirklich hirntot ist, dann ist sie nicht mehr hier. Du musst also nicht bleiben.«
    Ich
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