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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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bitte dich nur um zwei Dinge: dass du mich dort hinbringst und mich ein wenig unterstützt. Das ist alles.« Schon wieder log sie.

93
    »Diese Lagerhallen hier? Die stehen schon seit dreißig Jahren leer.«
    »Zu was wurden sie verwendet, wissen Sie das noch?«, fragte Pietro Corsari. Die Erinnerungen des Karosseriebauers, der als einziger Handwerker die Modernisierungspläne der Gegend überlebt hatte, waren eher verschwommen, doch an ein Detail konnte er sich noch ganz genau entsinnen: »Die Firma Innocenti lagerte dort Material. Sie stellten sogar Wachpersonal auf, aber nicht immer. Abends, auf meinem Heimweg, ging ich immer daran vorbei. Die Gegend hier war besonders befahren. Vor allem wegen der Autobahnausfahrten natürlich … Und dann gab es hier ja auch noch den Straßenstrich. Mit Nutten, die’s einem richtig besorgten, nicht wie die Albanerinnen.« Corsari unterhielt sich bereits seit einigen Minuten mit dem Mann, als er Maria Dolores von weitem auftauchen sah. Eine völlig unnötige, eher symbolische Anwesenheit. Sie murmelte eine Art Entschuldigung und nutzte sofort die Gelegenheit, einige Fragen zu stellen: »Gab es hier in der Nähe Nachtclubs? Mit Livemusik?«
    »Natürlich. Das Conte Rosso . Es hatte die ganze Nacht geöffnet, und man traf dort immer irgendwelche heißen Feger aus dem Ausland.« Im achtlos rasierten Gesicht des kleinen untersetzten Mannes, der einen blauen, ölverschmierten Overall trug, waren noch vereinzelt Haarbüschel auszumachen.
    Maria Dolores blickte einen Moment um sich, dann schoss ihr ein neuer Gedanke durch den Kopf: »Wie weit ist es von hier nach Linate?«
    »Ein Katzensprung. Sie nehmen die Umfahrung, dann die erste Ausfahrt, und schon sind Sie da.«
    Die zweite Ausfahrt war Monluè.

94
    »Die Prostituierten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.« So das bittere Fazit eines einzigen nächtlichen Ausflugs durch Mailand. Weder auf dem Straßenstrich noch bei den vielerorts angepriesenen »Anregenden Entspannungsmassagen«. Nicht einmal in den Edelnachtclubs.
    »Sie haben keinerlei Manieren mehr, darüber beklagen sich alle.« Maria Dolores war bei Inga zum Abendessen eingeladen. Über ein Stück Pizza gebeugt, versuchte Fabio Keller, Gallerist und Ingas Mann, das Thema Nutten aus Sicht der Reichen auf den Punkt zu bringen.
    »Wie meinst du das?«, hakte Maria Dolores nach.
    »Man kann sie nicht mehr in die Öffentlichkeit mitnehmen: Es sind fast ausschließlich Mädchen, die aus ärmlichen Verhältnissen stammen und keine Erziehung haben.«
    »Genau. Weil man nämlich Geld für eine Nutte ausgibt, damit sie einen ins Theater begleitet«, spöttelte Inga.
    »Ich spreche ja auch nicht von Kunden wie Bankangestellte oder LKW -Fahrer.«
    »Okay. Und weiter?«
    »Es gibt keine Auslese mehr, so wie früher. Die in den Katalogen haben perfekte Körper, sind vielleicht sogar hübsch, doch das war’s dann auch schon. Manieren: null.«
    »Und in den Nachtclubs?«
    »Die Tänzerinnen meinst du?«
    »Tänzerinnen?«, noch einmal Inga.
    »Sind fast alle aus Osteuropa. Ich bekomme ihre Dienste oft als Gegenleistung für Bilder angeboten. Einige der Sammler sind Stammkunden im Goldene Birnen «, einem Lokal in der Mailänder Innenstadt, auf deren Homepage tatsächlich das Emblem eines Birnbaums thronte. »Schöne Russinnen. Die dort so lange arbeiten, bis sie jemanden zum Heiraten gefunden haben.«
    »Und dieser jemand bist auf jeden Fall nicht du«, schloss Inga das Gespräch.

95
    Während sie sich unterhielten, waren ihre Blicke auf die Straße gerichtet. Sie musterten sich verstohlen von der Seite. Lachen. Luca Righi war ein gutaussehender Mann. Hochgewachsen, mit muskulösen Armen und großen, sanften Augen. Sein dunkles Haar war leicht gewellt. Zu seiner kakifarbenen Jacke trug er eine bequeme Hose. Maria Dolores war ernst wie immer. Ganz in Blau gekleidet, mit Ausnahme einer weißen leichten Seidenbluse. Im Wagen war es heiß, und sie hatte die obersten drei Knöpfe geöffnet.
    Während Righi fuhr, reichte er Maria Dolores seine rechte, geöffnete Hand und bat sie, danach zu greifen. Die Kommissarin starrte sie einen Augenblick an, dann legte sie ihre kleine weiße linke in seine rechte. Righi umschloss sie, drückte sie einen Moment, bevor Maria Dolores sie auch schon wieder zurückzog. Und vom Tod zu reden begann. Von den misshandelten Kindern. Er nutzte ihre Sprechpause und begann etwas vor sich hinzupfeifen. Sie kannte das Lied nicht und redete sich ein, es wäre
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