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Ich und Karl der Große: Das Leben des Höflings Einhard (German Edition)

Ich und Karl der Große: Das Leben des Höflings Einhard (German Edition)

Titel: Ich und Karl der Große: Das Leben des Höflings Einhard (German Edition)
Autoren: Steffen Patzold
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anderer – wie ich meine: nicht unvernünftiger – Grund, der auch allein schon hätte genügen können, um mich zu zwingen, dies hier zu schreiben: die Förderung freilich, die mir zuteil geworden ist, und die ewige Freundschaft mit ihm und seinen Kindern, nachdem ich begonnen hatte, mich an seinem Hof aufzuhalten; dadurch hat er mich ihm derart ergeben gemacht und zu einem Schuldner für den Lebenden wie den Toten, dass ich mit Fug und Recht undankbar erscheinen und verurteilt werden könnte, wenn ich – uneingedenk so vieler mir zuteil gewordener Wohltaten – die berühmtesten und hervorstechendsten Taten dieses aufs Beste um mich verdienten Menschen mit Schweigen überginge und zuließe, dass sein Leben, so als ob er niemals gelebt hätte, ohne Schrift und ohne das schuldige Lob bliebe; um dies zu schreiben und darzulegen, war es allerdings angemessen, dass nicht meine eigene geringe Begabung (die klein und winzig, ja fast inexistent ist) sich daran abarbeitete, sondern die Redegewandtheit des Tullius.
    Einhard, Widmungsschreiben zur Vita Karoli

D er christlichen Religion, von der er von Kindertagen an erfüllt war, erwies er höchst gottgefällig und in tiefster Frömmigkeit seine Verehrung; und deswegen errichtete er in Aachen eine Kirche von erlesener Schönheit und schmückte sie mit Gold und Silber und Leuchtern und Schranken und Toren, die ganz und gar aus Bronze sind. Weil er Säulen und Marmor für diesen Bau von andernorts nicht haben konnte, sorgte er dafür, dass man sie aus Rom und Ravenna herschaffte. Er suchte die Kirche morgens und abends, auch in den Nachtstunden und zur Zeit des Messopfers häufig und eifrig auf, solange es ihm seine Gesundheit erlaubte; und er trug mit großer Mühe dafür Sorge, dass alles, was dort verrichtet wurde, mit der größtmöglichen Ehrenhaftigkeit geschah. Die Hüter der Kirche ermahnte er deshalb sehr häufig, dass sie ja nichts Hässliches oder Schmutziges hineinzubringen oder in ihr zu lassen erlaubten. Und er stellte für diese Kirche eine so große Menge an liturgischem Gerät aus Gold und Silber und an Priestergewändern zur Verfügung, dass bei der Messfeier nicht einmal die Türhüter, die doch den niedrigsten Weihegrad haben, Gott in ihren privaten Gewändern dienen mussten.
    Einhard, Vita Karoli, c. 26

E r hatte einen Sohn namens Pippin, der von einer Konkubine geboren war; seiner neben den anderen zu erwähnen, habe ich bis hierher aufgeschoben. Er war zwar schön von Angesicht, aber wegen eines Buckels unförmig. Als sein Vater nach Eröffnung des Kriegs gegen die Hunnen den Winter über in Baiern blieb, täuschte dieser Pippin eine Krankheit vor und verschwor sich mit einigen Vornehmen der Franken, die ihn dazu mit dem eitlen Versprechen der Macht verlockt hatten, gegen den Vater. Nachdem die Intrige aufgedeckt und die Verschwörer verurteilt waren, erlaubte Karl dem Sohn, der das auch schon selbst wollte, geschoren zu werden und im Kloster Prüm Muße zu erhalten für ein religiöses Leben.
    Als er dann seinen Sohn nach Aquitanien entlassen hatte, brach er selbst in gewohnter Weise, wenn auch schon geschwächt durch sein hohes Alter, zur Jagd unweit der Aachener Königshalle auf; und nachdem er mit dieser Beschäftigung das zugebracht hatte, was vom Herbst übrig war, kehrte er um die Kalenden des November nach Aachen zurück. Als er dort überwinterte, wurde er im Monat Januar von einem heftigen Fieber befallen und ward bettlägerig. Sofort legte er sich, wie er das bei Fieber zu tun pflegte, Enthaltsamkeit beim Essen auf, weil er meinte, durch solche Mäßigung könne die Krankheit besiegt, oder doch zumindest gelindert werden. Aber als zu dem Fieber auch noch ein Schmerz in der Brust kam, den die Griechen »pleuresis« nennen, und als er sein Fasten immer noch hielt und seinen Körper nicht mehr anders stärkte als durch sehr seltenes Trinken, da verschied er am siebenten Tage, nachdem er bettlägerig geworden war, nach Empfang der heiligen Kommunion im 72. Jahr seines Lebens und im 47. Jahr nach seinem Regierungsantritt, an den 5. Kalenden des Februar, zur dritten Stunde des Tages.
    Einhard, Vita Karoli, c. 20 und 30

OTIUM
    Die Jahre in Mulinheim

D a hast Du nun das Buch, das die Erinnerung an den herrlichsten und größten Mann bewahrt; es ist darin (abgesehen von seinen Taten) nichts, worüber Du staunen wirst, außer vielleicht, dass ich, ein ungebildeter und in der römischen Sprache so ganz und gar ungeschulter Mensch, gemeint habe, ich
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