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Ich und Karl der Große: Das Leben des Höflings Einhard (German Edition)

Ich und Karl der Große: Das Leben des Höflings Einhard (German Edition)

Titel: Ich und Karl der Große: Das Leben des Höflings Einhard (German Edition)
Autoren: Steffen Patzold
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könne irgendetwas schicklich oder treffend auf Latein schreiben – und mich gar zu solcher Unverschämtheit verstiegen habe, dass ich meinte, das Cicero-Wort gleichgültig beiseiteschieben zu dürfen, das man im ersten Buch der »Tusculanen« liest, wo er über die lateinischen Schriftsteller handelt: »Dass einer seine Gedanken niederschreibt und sie weder zu ordnen, noch gut auszudrücken, noch den Leser durch irgendeine gefällige Form anzuziehen vermag, das beweist einen unerlaubten Missbrauch der eigenen Muße und der Sprache«. Diese Sentenz des herausragenden Redners hätte mich sicherlich vom Schreiben abschrecken können, hätte ich mich nicht schon zuvor im Geiste darauf gefasst gemacht, eher das Urteil der Menschen zu ertragen und eine Gefahr für meine geringe Begabung heraufzubeschwören (indem ich dies hier schreibe), als die Erinnerung an einen so großen Mann hintanzusetzen (indem ich mich selbst schone).
    Einhard, Widmungsschreiben zur Vita Karoli

B ei Freundschaften wahrte er nämlich exakt das richtige Maß, so dass er sie sowohl leicht schloss, als auch aufs Festeste wahrte; und er hielt alle diejenigen hochheilig in Ehren, die er sich durch diese enge Beziehung verbunden hatte.
    Er liebte die Fremden und trug so sehr Sorge, sie aufzunehmen, dass ihre Menge nicht allein für den Hof, sondern sogar für das Reich als Last erschien (und sehr zu Recht). Er selbst aber, großmütig wie er war, fand diese Masse nicht lästig, zumal er ja die ungeheuren Nachteile auch wieder ausglich durch das Lob für seine Freigebigkeit und den Lohn eines guten Rufs.
    Einhard, Vita Karoli, c. 19 und 21

A ls er nach dem Tod seines Vaters mit seinem Bruder gemeinsam das Reich geteilt hatte, ertrug er dessen Rivalität und Eifersucht mit so großer Geduld, dass es allen wundersam erschien, dass er sich von ihm nicht einmal zum Zorn reizen ließ.
    Einhard, Vita Karoli, c. 18

D en Tod der Söhne und der Tochter ertrug er – im Verhältnis zu der Großherzigkeit, durch die er sich auszeichnete – mit wenig Leidensfähigkeit; allerdings versteht sich, dass ihn die zärtliche Anhänglichkeit, durch die er nicht weniger hervorstach, zu Tränen rührte. Sogar als ihm der Tod des römischen Pontifex Hadrian gemeldet wurde, den er für einen besonderen unter seinen Freunden hielt, weinte er so, als hätte er den Bruder oder den liebsten Sohn verloren.
    Einhard, Vita Karoli, c. 19

I n den drei letzten Jahren seines Lebens wurden sehr häufig sowohl Sonnen- als auch Mondfinsternisse beobachtet – und sieben Tage lang ein schwarzer, unheilvoller Fleck an der Sonne.
    Sein Körper wurde auf feierliche Weise gewaschen und hergerichtet und unter der größten Trauer des ganzen Volkes in die Kirche getragen und bestattet. Man war zunächst unschlüssig, wo er beigesetzt werden solle, weil er selbst nämlich zu Lebzeiten hierzu nichts angeordnet hatte. Schließlich kamen alle zu dem Entschluss, dass er nirgendwo ehrenvoller beerdigt werden könne als in jener Kirche, die er selbst aus Liebe zu Gott und zu unserem Herrn Jesus Christus und zur Ehre der heiligen und ewigen Jungfrau, der Gebärerin Christi, auf eigene Kosten am selben Ort errichtet hat. In dieser Kirche wurde er begraben, noch am selben Tag, an dem er verstorben war; und man errichtete einen vergoldeten Bogen über dem Grab, mit einem Bild und einer Inschrift. Diese Inschrift lautete: »Unter diesem Grabmal befindet sich der Körper Karls, des großen und rechtgläubigen Kaisers, der das Reich der Franken auf edle Weise vergrößert und 47 Jahre hindurch glücklich regiert hat. Er starb in seinen Siebzigern, im Jahr des Herrn 814, in der 7. Indiktion, an den 5. Kalenden des Februar.«
    Einhard, Vita Karoli, c. 32 und 31

SUPER ASTRA
    Epilog

D as Leben und die Taten des ruhmreichsten Kaisers Karl, die hiernach dargestellt sind, hat (wie man weiß) Einhard beschrieben und als einer, der bei fast allen diesen Begebenheiten dabei war, mit einer Zeugenschaft von reinster Wahrhaftigkeit bekräftigt – ein Mann, der unter allen Höflingen dieser Zeit herausragendes Lob verdiente, nicht allein um seines Wissens willen, sondern auch aufgrund seiner umfassenden Ehrhaftigkeit. Geboren wurde er in der östlichen Francia, in der Gegend, die Maingau heißt; die ersten Grundlagen seiner kindlichen Erziehung erhielt er in der Schule des heiligen Märtyrers Bonifatius im Kloster Fulda. Von dort wurde er von Baugulf, dem Abt dieses Klosters, an den Hof Karls übersandt, mehr wegen
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