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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York
Autoren: Julia K. Stein
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vorstellen“, fügt er hinzu, als Adam nichts sagt.
    „Das ist Judith“, sagt Adam knapp.
    „Also Judith, ich bin Leo, Adams Cousin. Aber das scheint er dir ja verheimlichen zu wollen. Jetzt komm mal ganz schnell ins Wasser, okay? Und komm jetzt nicht mit so einem Mädchenscheiß von wegen kalt oder so.“ Er grinst mich an.
    Leo ist ebenso dunkelhaarig wie Adam. Sie sehen sich auf jeden Fall irgendwie ähnlich, ohne dass man die Ähnlichkeit genau festmachen kann. Aber Leo sieht schon älter aus, vielleicht dreißig.
    „Das Wasser sieht nicht nur kalt, sondern nach arktischen Temperaturen aus.“
    Leo folgt meinem Blick. „Es ist nicht sooo kalt. Es sieht nur so aus, um Schwächlinge abzuschrecken.“
    Adam sieht aufs Wasser und sagt nichts. Die beiden beginnen sich aus dem Neopren herauszuschälen. Ich blicke aufs Meer. Weit draußen sitzen noch die anderen Surfer auf ihren Brettern.
    „Kommst du jetzt?“, grinst Leo.
    Schnell streife ich meine Sachen ab. Meinen Bikini ha be ich zum Glück schon drunter. Adam und Leo rennen voran in Richtung Wasser. Schnell werden sie kleiner, das Meer wird größer und ich laufe ihnen nach. Der Himmel strahlt plötzlich hellblau, die Wolken haben die Sonne freigegeben. Dann schlägt das Wasser salzig und frisch an meinen Beinen hoch. Adam läuft einige Meter vor mir und wie er versuche ich, nicht langsamer zu werden, als meine Beine immer tiefer im Wasser versinken. Der Boden fällt sanft ab und als ich meine Beine nur noch mit Mühe nach oben reißen kann, springe ich in die Wellen. Die See schlägt unruhig, die Wellen spielen mit dem Wind und formen weiße Schaumkronen. Es ist perfekt. Adam dreht sich zu mir um. Eine Welle steigt hinter ihm auf. Ich deute mit der Hand auf sie und reiße die Augen auf, um ihn zu warnen. Leo ruft Adam etwas zu. Ich kann nichts verstehen, weil der Wind zu laut ist und das Schlagen der Wellen das Einzige in meinen Ohren ist. Adam springt hoch und wirft sich, ohne sich umzudrehen, nach hinten der Welle entgegen. Kleine Wellen und größere Wellen wechseln sich ab. Wellen, die mich gutmütig hochheben, und Wellen, die auf mich hinabstürzen. Wir schwimmen einige Meter hin und her, dann waten wir wieder durch das Meer und laufen die sanfte Steigung hoch zum Strand. Wir rennen zu den kleinen bunten Hügeln, die unsere Kleidung sind, schütteln die Tropfen ab, ziehen unsere Badesachen hinter Badetüchern aus und schlüpfen feucht in unsere Sachen. Der Stoff ist von der Sonne aufgewärmt. Das Meer rauscht in meinen Ohren. Alles könnte perfekt sein.
    Als ich meinen Kopf zur Seite drehe, blicke ich in Adams Augen und erschrocken zucken wir gleichzeitig zurück. Zum Glück kommen in dem Moment die beiden anderen nassen Gestalten aus dem Wasser. Sie schleifen ihre Bretter hinter sich her und stapfen mit schwerfälligen Schritten den Strand hoch.
    „Hey, kommt hier rüber.“ Adam springt auf und winkt ihnen mit ausgestreckten Armen zu. „Lasst uns was zu essen holen“, sagt er an niemand Bestimmten gewandt, aber ohne mir noch einmal ins Gesicht zu sehen.
    Ich stehe auf und schlage den Sand von meiner Shorts. Der Sand hält meine nackten Füße bei jedem Schritt fest, als sollte ich den Strand nicht verlassen. Wir folgen dem Holzsteg zurück, der durch den Sand nach oben in den blauen Himmel führt. Aber der Pfad endet wieder auf dem Parkplatz, der noch immer nur spärlich gefüllt ist. Der Sand, der sich wie Paniermehl über die Autos gelegt hat, taucht die Wagen in eine einheitliche Farbe. Wir laufen zu einer nur wenig entfernten Holzhütte, deren Planken mit groben Pinselstrichen grün bemalt sind. Davor stehen kleine Tische mit zerzausten, grün-weiß gestreiften Sonnenschirmen, die in ständiger Gefahr sind, davongeweht zu werden. Über dem offenen Fenster hängt ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift „Sandwiches“. Adam würdigt mich keines Blicks.
    „Ich glaube, ich geh’ schon mal vor“, sage ich, als wir fast an der Hütte sind.
    „Ja?“ sagt Adam, ohne mich anzusehen und ohne zu widersprechen. Der Sand hat eine Kruste auf seinen Locken gebildet, so dass er aussieht, als hätte er helle Strähnen in den Haaren. Seine Augen leuchten mit doppelter Kraft, weil er so braun ist. Ich bin so ein Idiot.
    „Ich muss meiner Mutter noch helfen“, erkläre ich lahm. Aber Adam widerspricht natürlich immer noch nicht und ich verabschiede mich von den anderen und laufe zurück zum Haus. Er will mich endgültig abhaken oder schlimmer, er
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