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Ich töte lieber sanft (German Edition)

Ich töte lieber sanft (German Edition)

Titel: Ich töte lieber sanft (German Edition)
Autoren: George V Higgins
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zu beobachten. Der Typ war mit seinem Wagen gekommen, und wenn er dachte, es sieht keiner, ist er zum Parkplatz gegangen und hat sich mit einem Becher oder so unter den Wagen gelegt, weil er nämlich den Kühler mit Wodka gefüllt hatte. Die dachten, er säuft Frostschutzmittel. Da gabs welche, die haben das Zeug in Infusionsbeuteln reingeschmuggelt. Nachts sind die Pfleger herumgelaufen und haben die Wassertanks der Klos kontrolliert – da waren immer Flaschen gebunkert.
    Ich geh also da rein«, sagte Frankie, »und da sitzt mein Alter und hat einen Freund gefunden. Einen, mit dem er mal gearbeitet hat. Beide sind voll auf Paraldehyd. Jeder hat ein Glas da stehen, und ab und zu kommt einer von den Pflegern mit einem Krug und einer Pipette vorbei, gibt ein paar Tropfen in die Gläser und füllt mit Wasser auf. Die sitzen also da und nippen und stieren auf den Fernseher, irgendeine Quizshow oder so, aber sie haben keinen blassen Dunst, um was es da geht. Sie sitzen da und rauchen, und die Zigaretten brennen runter bis auf die Finger, man kann die verbrannte Haut riechen, und erst wenn man es ihnen sagt, kriegen sie es überhaupt mit. Man sagt was, und dann kucken sie hin und sagen: ›Ach ja‹ und legen die Zigaretten weg, sehen sich ihre Finger an und klemmen sich die Scheißdinger wieder zwischen die Griffel. Die haben einfach nichts gespürt.
    Der Typ hieß Burke«, sagte Frankie. »Der Freund von meinem Alten. Sie waren beide auf Paraldehyd und haben gestunken wie Füchse. Wie Stinktiere. Im Vergleich zu dem Zeug riecht Fusel wie Parfüm. Und mein Alter beschwert sich – er ist jetzt seit einer Woche da und fühlt sich schon viel besser, und er will sein Gebiss haben, aber der Pfleger findet es nicht mehr. Er hört und hört nicht auf: Ein nagelneues Gebiss, und die Idiotenhaben es verschlampt, wo ist sein Gebiss, es geht ihm schon viel besser, und er will was essen, aber wo ist sein Gebiss? Burke saß da und hat gepennt. Jedenfalls hab ich gedacht, er pennt. Er hatte die Augen zu, und tot war er nicht, das wusste ich.
    Ich gehe also zu dem Pfleger und sage: ›Mein Vater will sein Gebiss. Er ist jetzt wieder ganz gut dabei und wird keinen beißen. Also, wo ist das Ding?‹ Und der Typ sagt dasselbe wie mein Alter. ›Ich weiß nicht, wo es ist. Ich hab das verdammte Ding in den Kasten gelegt, aber da ist es nicht mehr. Seit Ihr Vater hier ist, gehts zwischen ihm und Burke immer nur um dieses Gebiss. Ich weiß nicht, wo es ist. Wenn ich es nicht finde, bezahle ich ihm ein neues. Ich kann mir das einfach nicht erklären.‹
    Also gehe ich wieder zurück zu den beiden«, sagte Frankie. »Burke ist inzwischen aufgewacht, jedenfalls sind seine Augen offen. Mein Alter regt sich auf und redet, so gut es ohne Zähne eben geht. ›Ein richtiger Scheißladen ist das – kaum ist man hier, schon verschlampen sie einem das Gebiss, die Scheißkerle‹, aber es hört sich alles an wie ›Wu-wu-wu‹ – er hat ja kein Gebiss. Burke sitzt gar nicht mehr so zusammengesackt da, und auf einmal fängt er an zu lachen. Und er hat zwei Reihen Zähne im Mund – seine eigenen und das Gebiss von meinem Alten. Er sah aus wie ein Haifisch. Mein Alter hat ihn angesehen, als würde er ihn am liebsten umbringen. Er hat sich sein Gebiss geschnappt, hats am Ärmel abgewischt und sich in den Mund gesteckt. Ich glaube, der alte Sack war beinah nüchtern. ›Siehst du?‹ hat er gesagt. ›Siehst du das, du kleiner Scheißer? Lass die Finger von der Flasche und mach was aus dir. Du siehst ja, was sonst passiert. Geh hin und mach dickes Geld und halt dich von Leuten wie Burke fern. Und jetzt zu dir, du Arsch!‹ Und dann wollte er sich auf Burke stürzen.
    Und ich sag dir was: Ich glaube, er hatte recht«, sagte Frankie. »Ich hatte immer das Gefühl, er hatte recht.«
    »Aber dann hast du dich schnappen lassen«, sagte Russell. »Wie dieser kleine dicke Scheißer. Und jetzt willst du hingehen und dich wieder schnappen lassen.«
    »Aber dich hab ich auch nicht gerade auf dem Sportplatz kennengelernt«, sagte Frankie, »vergiss das nicht. Und du hast wieder was laufen und könntest auch wieder geschnappt werden.«
    »Für das, was ich mache?«
    »Spielt keine große Rolle«, sagte Frankie. »Wie viel hast du noch ausstehen?«
    »Eineinhalb Jahre«, sagte Russell.
    »Plus das, was du für das kriegst, was du machst«, sagte Frankie. »Und die Jungs da drinnen werden mit dir ihren Spaß haben – Hunde klauen, wo gibts denn so was?«
    »Weißt du
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