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Ich töte lieber sanft (German Edition)

Ich töte lieber sanft (German Edition)

Titel: Ich töte lieber sanft (German Edition)
Autoren: George V Higgins
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zurecht.«
    Amato schwieg. Dann sagte er: »Ich mag ihn nicht, verstehst du, Frank? Ich mag ihn einfach nicht.«
    »Er ist in Ordnung«, sagte Frankie. »Er kommt beim ersten Mal vielleicht ein bisschen hart rüber, aber im Grunde ist er ganz in Ordnung. Und man kann sich auf ihn verlassen.«
    »Was, nach der Sache mit dem Doctor, natürlich ein Pluspunkt wäre«, sagte Amato.
    »Ja«, sagte Frankie. »Der Scheißkerl soll mir noch mal über den Weg laufen.«
    »Das wird wohl nicht passieren«, sagte Amato. »Soviel ich weiß, hat den Doctor schon seit einer Weile keiner mehr gesehen.«
    »Ach ja?« sagte Frankie. »Wo könnte er denn sein?«
    »Tja, schwer zu sagen. Bei seinem Wehrdienst war er in San Francisco stationiert. Er hat immer gesagt, dass er da wieder hin will. Er hat gesagt, die Gegend hier ist ihm zu kalt.«
    »Dann ist er wohl nach San Francisco gegangen.«
    »Ja«, sagte Amato. »Allerdings hab ich das von Dillon. Und der hat es von irgendwelchen anderen Leuten.«
    »Aha«, sagte Frankie.
    »Dillon sieht nicht gut aus«, sagte Amato. »Überhaupt nicht gut. Ich war in der Stadt und hab ihn gesehen. Er war ganz blass, regelrecht bleich. Ich hab nichts gesagt, aber er sah überhaupt nicht gut aus.«
    »Dillon wird alt«, sagte Frankie.
    »Werden wir alle«, sagte Amato. »Sieh mich an, wie ruhig ich sitzen geblieben bin, als dein Kumpel mit der dicken Lippe neulich hier war. Das wär mir früher nicht passiert. Und andauernd scheiße ich die Kinder zusammen. Sieben Jahre hab ich die Gören höchstens einmal im Monat zu sehen gekriegt, und jetzt bin ich endlich wieder zu Hause und scheiße sie andauernd zusammen. Und ich streite mich mit meiner Frau. Hab ich früher nie getan. Früher, wenn sie mir auf die Nerven gegangen ist, bin ich einfach ausgewichen, verstehst du? Jetzt nicht mehr. Ich werde alt. Und weißt du, was ich mir geschworen hab, als ich im Knast war? Ich hab mir geschworen, wenn ich wieder draußen bin, dann genieße ich für den Rest meines Lebens jede Minute. Wenn ich je wieder schlafen kann, ohne dass irgendein Arschloch seinen Schwanz durch die Gitterstäbe schiebt, ist alles gut. Mehr will ich gar nicht. Und? Genieße ich? Nein. Natürlich nicht. Ich bin genau dasselbe Arschloch wie früher.«
    »Russell geht jedem erst mal auf den Sack«, sagte Frankie. »Er ist eben so.«
    »Ja«, sagte Amato, »aber früher wärs mir egal gewesen, ob er jeden anpisst – mich hätte er jedenfalls nicht angepisst. Er wäre entweder der Richtige für den Job gewesen oder eben nicht – ich will ihn ja schließlich nicht heiraten. Die einzige Frage, die ich mir gestellt hätte, wäre gewesen: Ist er der Richtige für den Job oder nicht? Und wenn ich gefunden hätte, dass er der Richtige ist, hätte ich ihn mitmachen lassen.«
    »Und?« sagte Frankie. »Siehst du das jetzt anders?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Amato. »Ich hab mich ein bisschen über ihn umgehört, bloß ein paar Leute gefragt – ich will ja nicht, dass es aussieht, als hätte ich was vor. Das kann ich nicht gebrauchen. Aber leider hab ich den Eindruck, als wäre er nicht die Art von Typ, die wir bei dieser Sache dabeihaben wollen. Man kann da leicht was falsch machen, und dann kriegt jemand was ab, und das will ich nicht. Dafür gibts überhaupt keinen Grund, verstehst du? Wenn einem was passiert, heißt das nicht, dass dafür mehr rausspringt. Es gibt einfach keinen Grund. Und darum muss man das mit Typen machen, die im entscheidenden Moment nicht durchdrehen oder so.
    Diese Leute«, sagte Amato, »sind nicht wie die, die in einer Bank oder so herumstehen und geradezu damit
rechnen
, dass eines Tages einer reinkommt und den Laden ausraubt, und denen man gesagt hat, dass es nicht ihr Geld ist und wie sie sich verhalten sollen. Diese Leute sind nicht so.«
    »Sie sind Helden«, sagte Frankie.
    »Genau«, sagte Amato. »Diese Leute sind ganz anders. Manche von denen sind imstande und rasten aus und machen Ärger, und man weiß nie, wann das passiert, aber wenn es passiert, muss man ihnen eins verpassen. Manche von denen halten sich für ziemlich starke Typen. Und wenn einer da reingeht und nicht absolut cool ist, dann merken die sofort, dass er es nichtwirklich draufhat und sich von jedem, dem es gerade einfällt, auf den Kopf scheißen lässt, und dann ist alles ganz anders. Dann haben wir ein Problem.«
    »Du kommst mir doch nicht schon wieder mit diesem Ding im North End, oder, John?« sagte Frankie.
    »Die Würfelbude?« sagte
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