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Ich töte lieber sanft (German Edition)

Ich töte lieber sanft (German Edition)

Titel: Ich töte lieber sanft (German Edition)
Autoren: George V Higgins
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Amato. »Nein, das ist was anderes. Obwohl ich sagen muss, man könnte das durchziehen. Man braucht bloß einen guten Plan und die richtigen Leute, die wissen, was sie tun. Nur ein paar. Eines Tages wird sich einer den Laden vornehmen, und dann hat er eine Menge Geld. Eine ziemliche Menge Geld.«
    »Den würde ich dann gern mal kennenlernen«, sagte Frankie. »Danach. Wenn ichs mir recht überlege, würde ich ihn lieber möglichst bald kennenlernen. Das ist verdammt knifflig. Hast du dir das Ding mal angesehen? Da steht immer einer in der Telefonzelle an der Ecke. Komisch, dass die Telefongesellschaft die ausgerechnet da aufgestellt hat, nicht? Und immer sitzt einer am Fenster und behält den Typen in der Telefonzelle im Auge. Und wenns die kälteste Nacht des Jahres ist – du kannst sicher sein, dass da einer in der Telefonzelle steht. Der steht da und tut gar nichts. Vielleicht lebt er davon. Ich möchte seinen Job zwar nicht haben, aber immerhin scheints eine feste Anstellung zu sein. Kein Mensch unterwegs, aber er ist da, und dann ist da diese schmale Gasse, und drinnen sitzen bestimmt nicht mehr als fünfzehn harte Burschen mit entsicherten Kanonen.«
    »Trotzdem, da ist eine Menge Geld zu holen«, sagte Amato.
    »›So viel, dass sie manchmal vor lauter Scheinen die Würfel nicht finden‹«, sagte Frankie. »›Man geht da rein und holt sichs, und die könnens noch nicht mal anzeigen – keine Bullen, die einen durch die Weltgeschichte jagen. Man geht einfach beiBilly’s Fish die Gasse runter und die Treppe rauf und braucht nie mehr zu arbeiten.‹ Ja, aber du kannst drauf wetten, dass es Dillon dann ganz schnell besser geht, so schnell, das hast du noch nicht gesehen, und er hat ungefähr fünfzig Leute, die ihm helfen. Ich glaube, ich war vierzehn, als ich zum ersten Mal von dem Laden gehört hab«, sagte Frankie. »Die Sache ist nur: In der ganzen Zeit hat ihn nie einer hochgenommen. Wie kommt das bloß?«
    »Meine Tochter ist vierzehn«, sagte Amato.
    »Sag bloß«, sagte Frankie. »Kommt mir gar nicht so lang vor.«
    »Doch«, sagte Amato. »Sie ist vierzehn. Und neulich hat sie ihre Tasche herumliegen lassen, und da ist so ein blaues Stück Pappe drin. Ich gehe hin und seh mir das an und – sie nimmt die Pille.«
    »Na so was«, sagte Frankie.
    »Ich konnte es nicht glauben«, sagte Amato. »Ich sage zu Connie: ›Würdest du mir bitte mal erklären, was hier los ist?‹ Und sie sagt: ›Na und? Die nehmen doch alle die Pille.‹ Und ich: ›Was soll das heißen – die nehmen doch alle die Pille? Wer ist denn alle? Und warum, verdammt, nimmt
sie
sie? Das ist das Einzige, was mich interessiert. Die anderen sind mir egal.‹ Damit bin ich automatisch das Arschloch. ›Dann willst du also, dass sie schwanger wird.‹ Ich konnte … ich konnte es einfach nicht glauben. ›Connie‹, sage ich, ›Herrgott, sie ist
vierzehn
. Vierzehn. Ich finde, das ist ein bisschen früh.‹«
    »Finde ich auch«, sagte Frankie.
    »Ja«, sagte Amato. »Und weißt du, was sie zu mir sagt? Sie sagt: ›Wie alt war Rosalie, als du mit ihr herumgezogen bist?‹«
    »Und? Wie alt war sie?« sagte Frankie.
    »Achtzehn«, sagte Amato, »und achtzehn ist ganz was anderes.Aber das konnte ich ihr natürlich nicht sagen. Immer, wenn sie mich das gefragt hat, hab ichs abgestritten. Rosalie hat auch nicht die Pille genommen. Jeden Monat … Und im Bett war sie auch nicht gerade eine Rakete.«
    »Sie sah aber so aus«, sagte Frankie.
    »War sie aber nicht«, sagte Amato. »Mann, Fort Knox wäre leichter zu knacken gewesen. Hätte auch mehr Spaß gemacht. Jedes Mal musste ich ihr was von wahrer, großer Liebe und dem ganzen Scheiß erzählen. Ich musste ein richtiges Arschloch sein. Und sie, sie hat eigentlich gar nichts gemacht. Es war, als würde man einen Baumstamm vögeln. Und sie hat auch nie was dafür getan, dass wirs machen konnten. Ich hab zu ihr gesagt: ›Rosalie, würdest du bitte mal was tun? Du willst doch nicht schwanger werden, oder?‹ Da fing sie an zu heulen. Eine Todsünde. Ich weiß nicht. Ich … ich dachte, ich wär ein echtes Arschloch, ich dachte, sie wärs wirklich wert. Jetzt weiß ich nicht mal mehr, warum ich das gemacht hab. Das, was ich tun musste, um es zu kriegen, wars jedenfalls nicht annähernd wert.«
    »Aber sie sah verdammt gut aus«, sagte Frankie.
    »Hast du neulich das Spiel gesehen?« sagte Amato. »Ich habs gesehen. Ich war zu Hause. Connie war endlich ins Bett gegangen, ihre Zunge war ganz
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