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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder
Autoren: Cecilia Ahern
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was ich wollte. Aber als Arthur mich am nächsten Tag mit seinem verdreckten Landrover abholte, über den Zoey und Laura gar nicht genug kichern konnten, tat mir mein Onkel leid. Ja, er tat mir richtig leid.
    Aber dass ich in ein Haus zurückmusste, das nicht meines war, in einem Auto, das nicht meines war, dass ich in einem Zimmer schlafen musste, das nicht meines war, und mit einer Mutter reden musste, die sich überhaupt nicht wie meine Mutter benahm – das alles weckte in mir den Wunsch, mich wenigstens an dem einen festzuhalten, was mir vertraut war. An der Person, die ich einmal war. Natürlich war es nicht unbedingt das Richtige zum Festhalten, aber besser als nichts. Deshalb veranstaltete ich im Auto ein Mordstheater und sagte Arthur, ich wollte einen anderen Sender hören. Einen Song lang ließ er meinen Lieblingssender laufen, aber dann war er entsetzt von den Pussycat Dolls, die davon sangen, dass sie sich richtige Titten wünschten, grummelte eine Weile und schaltete schließlich doch wieder auf den Quasselsender um. Ich starrte wütend aus dem Fenster, hasste ihn und hasste mich. Eine halbe Stunde lauschten wir einer Frau, die dem Moderator am Telefon vorheulte, dass ihr Mann seinen Job in einer Computerfirma verloren hatte und keine neue Stelle finden konnte, obwohl sie doch vier Kinder zu versorgen hatten. Meine Haare hingen mir ins Gesicht, und ich konnte nur hoffen, dass Arthur nicht sah, wie ich heulte. Traurige Dinge gehen mir zurzeit total an die Nieren. Natürlich hatte ich solche Geschichten schon öfter gehört, aber irgendwie nie richtig wahrgenommen. Weil mir so was einfach nie passiert war.
    Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir bei Rosaleen und Arthur wohnen würden, und niemand war bereit, mir diese Frage zu beantworten. Arthur redete nicht, mit meiner Mum konnte man auch nicht mehr kommunizieren, und Rosaleen war von einer Frage dieser Größenordnung sowieso überfordert.
    Mein Leben verlief ganz und gar nicht nach Plan. Ich war sechzehn und hätte Sex mit Fiachrá haben sollen. Den Sommer hätte ich in unserer Villa in Marbella verbringen sollen, jeden Tag schwimmen gehen, auf Grillpartys und abends im
Angels & Demons
rumhängen, um den nächsten Typen kennenzulernen, mich in ihn zu verknallen und mit ihm zu schlafen. Ich war überzeugt, dass es mein Tod wäre, wenn der erste Mann, mit dem ich schlief, am Ende mein Ehemann würde. Aber nun lebte ich in diesem Kaff. In einem Torhaus mit drei Verrückten, und in der Nähe gab es weiter nichts als einen Bungalow, dessen Bewohner ich noch nie zu Gesicht bekommen hatte, ein Postamt, das sich praktisch im Wohnzimmer eines Privathauses befand, eine leerstehende Schule und eine Schlossruine. Nichts, mit dem ich auch nur das Geringste anfangen konnte.
    Jedenfalls dachte ich das.
    Aber vielleicht sollte ich meine Geschichte lieber mit unserer Ankunft beginnen.

Kapitel 3
    Der Neuanfang fängt an
    Barbara, die beste Freundin meiner Mum, fuhr uns zu unserer neuen Bleibe nach Meath. Den ganzen Weg sagte Mum kein Wort. Kein einziges Wort. Auch nicht, wenn man sie direkt ansprach oder etwas fragte. Das war ziemlich schwer zu ertragen, und irgendwann war ich so genervt, dass ich sie anschrie – zu diesem Zeitpunkt habe ich noch versucht, eine Reaktion aus ihr herauszulocken.
    Es passierte, weil Barbara sich verfahren hatte. Das Navi in ihrem BMW X 5 erkannte die Adresse nicht und schickte uns einfach in den nächsten Ort, den es ermitteln konnte. Als wir diesen Ort, ein Städtchen namens Ratoath, erreichten, musste sich Barbara dann wohl oder übel auf ihr eigenes Gehirn verlassen und konnte nicht mehr auf die Hilfe der Gerätschaften in ihrem SUV zurückgreifen. Leider ist Barbara, wie sich herausstellte, keine große Denkerin. Nachdem wir zehn Minuten auf irgendwelchen Landstraßen mit wenig Besiedlung und keinerlei Beschilderung herumgekurvt waren, wurde sie allmählich nervös. Diese Straßen existierten ihrem Navi zufolge überhaupt nicht. Vielleicht hätte das ein Zeichen für mich sein sollen. Da Barbara es gewohnt war, sich auf ein Ziel zuzubewegen, und nicht, auf unsichtbaren Sträßchen herumzuirren, begann sie Fehler zu machen, fuhr blind über Kreuzungen, geriet gefährlich oft auf die andere Fahrbahn. Leider war ich im Lauf der Jahre auch nicht sehr oft in der Gegend gewesen und konnte ihr nicht viel helfen, aber wir hatten vereinbart, dass ich auf der linken Seite nach dem Torhäuschen Ausschau halten sollte und sie auf der rechten.
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