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Ich leg dir die Welt zu Fuessen

Ich leg dir die Welt zu Fuessen

Titel: Ich leg dir die Welt zu Fuessen
Autoren: CATHY WILLIAMS
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und Nicholas verlor sie irgendwann aus den Augen.
    Erst weit nach Mitternacht begann sich der Saal allmählich zu leeren. Adrian, Lizzys Vater, sah schon recht angeschlagen aus. „Wo ist Mum?“, fragte Lizzy, als sie ihn von seinen trinkfreudigen Freunden wegzog.
    „Vor einer halben Stunde gefahren, zusammen mit Rose und Nicholas. Dein Louis wird Nicholas’ Schwestern später nach Crossfeld House mitnehmen.“
    „Er ist nicht mein Louis. Warum ist Mum schon weg?“
    „Sie wollte Rose beim Packen helfen.“
    „Beim Packen?“
    „Rose übernachtet in Crossfeld House.“ Ihr Vater räusperte sich verlegen. „Weißt du, Maisie und Leigh bringen ein paar Freundinnen mit zu uns. Damit es nicht zu eng wird, hat Rose angeboten …“
    „Sehe ich das richtig? Ihr habt nichts dagegen, dass Rose bei Nicholas schläft?“
    „Die Zeiten haben sich geändert, Busy Lizzy.“ Fleißiges Lieschen, so hatte er sie schon früher gern genannt. „Rose ist ein großes Mädchen.“
    „Als Maisie letzten Sommer diesen Jungen von der Uni mitbrachte, wart ihr aber nicht so liberal“, sagte Lizzy scharf. „Der war wohl keine so gute Partie, oder? Mit seinen Tattoos, seinem Pferdeschwanz und seinen Revoluzzer-Freunden. Mum hat das eingefädelt, stimmt’s? Sie will Nicholas festnageln.“
    „Ganz so krass würde ich es nicht sehen, Püppchen.“
    Gut, dass Rose tatsächlich in Nicholas verliebt ist, dachte Lizzy. Vielleicht wollte ihre Mutter nur ein wenig nachhelfen, damit Nicholas die Signale nicht missverstand? Im Gegensatz zu Maisie und Leigh, die ihr Glück in die ganze Welt hinausposaunen würden, neigte die scheue, sanftmütige Rose nämlich nicht zu überschwänglichen Gefühlsausbrüchen. Aber war ihren Eltern diese Verbindung wirklich so wichtig?
    Lizzy hatte Kopfschmerzen vor lauter Grübeln, als die ganze Gesellschaft endlich startklar war. Und im Hintergrund lauerte Louis – scharf beobachtend, argwöhnisch, das Schlimmste vermutend.
    Draußen hatte es leicht zu schneien begonnen. In Schottland änderte sich das Wetter manchmal blitzschnell. Was gerade noch ein Hauch von Schnee gewesen war, konnte sich im nächsten Moment zum Blizzard auswachsen. Eine Aussicht, die sogar Lizzys ziemlich angeheiterte Schwestern und deren Freundinnen zum Aufbruch bewog.
    Am nächsten Morgen war aus den vagen Vorboten einer Wetteränderung ein handfestes Schneechaos geworden. Die Flocken fielen schnell und dicht, der Himmel war so dunkel, dass man meinen konnte, es werde schon wieder Abend. Bald würde das Land unter einer knietiefen Schneedecke begraben sein.
    Als Kind hatte Lizzy sich immer über so viel Schnee gefreut, weil es dann schulfrei gab, aber jetzt sank ihr das Herz. Sie stellte sich vor, wie Rose in Crossfeld House festsaß, während Louis und Nicholas’ Schwestern sie wie blutrünstige Haie umkreisten.
    Gegen drei Uhr nachmittags hielt sie es nicht länger aus und verkündete, sie werde eine kleine Motorradtour unternehmen. „Nur nach Crossfeld House“, fügte sie beschwichtigend hinzu, als sie die entsetzten Mienen ihrer Eltern sah. „Meine Maschine hat erstklassige Reifen, und ich bin schon oft bei solchem Wetter gefahren.“ Was nicht ganz stimmte. „Rose fühlt sich da oben sicher sehr unwohl.“ Der leise Vorwurf in ihrer Stimme bewirkte, dass ihre Eltern einander schuldbewusst ansahen.
    „Aber nimm dein Handy mit“, ermahnte ihre Mutter sie wohl ein Dutzend Mal, bevor sie ihre Tochter, mit einem Lunchpaket versorgt, gehen ließ.
    Lizzy war froh, nicht länger tatenlos herumsitzen und der zu lauten Musik einer Horde neunzehn- und zwanzigjähriger Mädchen lauschen zu müssen. Leighs und Maisies Freundinnen hatten unbekümmert das ganze Haus in Beschlag genommen.
    Bittere Kälte schlug ihr entgegen, als sie in voller Motorradkluft vor die Tür trat. Der Wetterbericht hatte vor fallenden Temperaturen gewarnt.
    Lizzy verspürte das vertraute Kribbeln, als die starke Maschine unter ihr zum Leben erwachte. Vor drei Jahren hatte sie in weiser Voraussicht Spezialreifen aufziehen lassen, mit denen sie auch im Winter gut vorwärtskam. Ein Glück, denn die Straßenverhältnisse waren heute wirklich katastrophal.
    An einem klaren sonnigen Tag war die kurvige Strecke hinauf nach Crossfeld House noch gut zu bewältigen, aber jetzt war es eine knifflige Angelegenheit. Als das Schneetreiben immer heftiger und die Sicht immer schlechter wurde, musste Lizzy zugeben, dass sie ein Problem hatte.
    Aus weiter Ferne sah sie winzig
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