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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie!
Autoren: Carter Brown
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Vordersitz halfen. Während Charlie damit beschäftigt war, es ihr bequem zu
machen, flüsterte Luther in mein Ohr: »Das ist keine Musik — das ist verrückt
gewordener Lärm !«
    Ich nickte zustimmend. »Sandra
befindet sich entweder im Stadium eines Schocks oder sie ist übergeschnappt,
aber sie will nicht weg. Sie muß das Haus beobachten, sagt sie .«
    »Wir wollen in den Wagen
steigen und die Fenster schließen«, schrie er. »Das mindert den Lärm etwas .«
    Charlie saß vorn neben Sandra,
während Luther und ich uns nach hinten setzten. Alle Fenster waren dicht
geschlossen, was den Lärm in der Tat beträchtlich minderte.
    Sandra schob mit den
spindeldürren Fingern das lange schwarze Haar aus dem Gesicht und drehte dann
plötzlich ruckartig wie ein Vogel den Kopf, um mich anzusehen.
    »Die Heizung ist wundervoll, Mr.
Baker. Vielen Dank, daß Sie mich eingeladen haben, hier hereinzukommen.«
    »Es freut uns, Sie bei uns zu
haben«, sagte ich albern.
    »Es tut mir schrecklich leid,
Sie nicht ins Haus hineinbitten zu können«, sagte sie im Ton einer Gastgeberin.
»Aber es ist unmöglich. Verstehen Sie? Es hat sich von einem Haus in einen Sarg
verwandelt. Ich wüßte nicht recht, wie ich Sie darin empfangen könnte .«
    Sie blickte Luther an und
lächelte plötzlich. »Hallo, Luther! Haben Sie Charlie gelegentlich einmal
gesehen ?«
    »Hin und wieder«, sagte er
vorsichtig.
    »Er hat Neil ermordet. Wissen
Sie das ?« Sie lächelte ihm nach wie vor strahlend zu.
    »Charlie?«
    »Nein, machen Sie sich nicht
über mich lustig, Luther !« Sie lachte vergnügt. »Ich
meine natürlich Eddie, und das wissen Sie ganz genau! Er hat mir die ganze Zeit
davon erzählt! Er hat sogar meinen Erpresser ermuntert, mir alles
mögliche zu stehlen, so daß ich ihm jeden Monat etwas zahlen mußte,
damit er Eddie nichts erzählte — und dabei wußte Eddie schon die ganze Zeit
über Bescheid !« Sie mußte eine Pause machen, um Atem
zu schöpfen.
    »Er wollte mich auch
umbringen«, sagte sie beiläufig. »Aber das wußte ich nun schon seit langer
Zeit. Schon in dem Augenblick, als ich das Haus hier sah .«
    Sie wandte den Kopf ab und
starrte ein paar Minuten lang durch die Windschutzscheibe hinüber. Dann wandte
sie sich mit derselben vogelartigen Bewegung Charlie zu und lächelte ihn
strahlend an.
    »Hallo, Charlie!«
    »Hallo, Sandra!« Er lächelte
zurück.
    »Hast du Luther gelegentlich
einmal gesehen ?«
    »Hin und wieder«, sagte
Charlie.
    »Weißt du, das erste, was Eddie
hier errichten ließ, war dieser entsetzliche Zaun !« Sie drehte sich wieder um, so daß sie nun Charlie den Rücken zuwandte und mich
anblickte.
    »Dann begann er mit seinem
Meisterstück, dem Haus !« Ihre Augen umwölkten sich
flüchtig. »Das Haus, das alles enthielt — außer Liebe, Lachen und Hoffnung.
Eddie baute das besteingerichtete Gefängnis auf der ganzen verdammten Welt. Das
habe ich ihm auch einmal gesagt, darauf brach er in Tränen aus .«
    Sie rümpfte angewidert die
Nase. »Eine gemeine kleine Rotznase war er! >Was ist mit dir los ?< schrie er mich immer an. >Was willst du denn noch?
Überall hast du Musik, überall Klimaanlage, überall Teppiche !< Und ich lächelte ihn immer an und sagte: >Und überall einen Ehemann, außer
hier im Haus!< Und so baute er mir ein Gefängnis und schloß mich ein — und
nach einer Weile vergaß er sogar, an den Besuchstagen zu kommen.«
    »Wo ist Eddie ?« fragte Luther obenhin.
    Ihre Hände tanzten, als
dirigierte sie die von außen hereindringende Lärmlawine.
    »Dann brachte er damals diesen
Deutschen mit nach Hause. Er hieß Viktor und war ein großer, dicker Mann mit
einem verrückten blonden Bart — es muß in einem Sommer gewesen sein, denn er
schwitzte die ganze Zeit — , und er war sechsunddreißig, verheiratet, hatte
vier Kinder und war ein Genie in Elektronik. Ich müsse mich an all das
erinnern, erklärte mir Eddie, denn es sei sehr wichtig .«
    Sie versank in Schweigen und
beobachtete ein paar Minuten lang das Haus. Dann sprach sie wieder, aber ohne ihre
vorherige Lebhaftigkeit, und ihre Stimme klang dumpf und hatte einen schroffen
Unterton von Furcht und Bitterkeit.
    »Ich erinnere mich, daß in
dieser Nacht damals alles betrunken war. Es war Viktors Geburtstagsparty; die
Männer drohten ihm, sie würden seinen Bart abschneiden; und er sagte, wenn sie
das täten, würde er alle ihre Frauen vergewaltigen. Daraufhin wollten die
Frauen, daß sein Bart abgeschnitten würde. Ich weiß nicht,
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