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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie!
Autoren: Carter Brown
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bereitwillig auf.
    »Na und ?« sagte Charlie.
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte
ich. »Es muß dort ein Krach wie in einem Tollhaus herrschen, wenn wir die Musik
vierhundert Meter weit hören können. Wo sind die Wachmänner? Warum ist das Tor
nicht richtig geschlossen ?«
    »Darüber können wir uns den
Kopf zerbrechen, während wir dorthin fahren, Larry .« Luther grinste und trat gleichzeitig aufs Gaspedal.
    Die Musik wurde ständig lauter,
während wir uns dem Haus näherten. Lichter drangen aus jedem Fenster der auf
verschiedenen Ebenen gebauten Teile des Gebäudes; und wenn man außer acht ließ, daß nur ein einziger einsamer Wagen auf
dem Parkplatz stand, hätte man annehmen können, eine Riesenparty sei im Gang.
    Ich erkannte den protzigen
Sportwagen von Eddie. Luther hielt direkt dahinter. Etwa zwanzig Sekunden lang
blieben wir regungslos sitzen, während die phantastische Musik uns majestätisch
überrollte und die Zufahrt hinabbrandete. Gelegentlich schienen uns die
schrillen Töne der Saiteninstrumente in Stücke zu zerschneiden.
    »Was für eine Musik ist das ?« schrie Charlie plötzlich.
    »Wagner !« brüllte ich zurück. »Leben und Tod, Gewitter, die Walküren reiten über den
Himmel !«
    »Wir wollen versuchen, ins Haus
hineinzukommen !« schrie er.
    Die Musik schien bei jedem
Schritt, der uns dem Haus näher brachte, an Lautstärke zuzunehmen. Ich spürte,
wie der Boden unter unseren Füßen vibrierte; und ich hätte geschworen, daß das
Haus in seinen Grundfesten bebte. Wir waren noch etwa zwei Meter von der
Eingangstür entfernt, als Luther plötzlich die Hände gegen die Ohren preßte und
zum Wagen zurückrannte.
    Charlie starrte mir eine
Sekunde lang ins Gesicht, schüttelte dann heftig den Kopf und deutete auf den
Wagen zurück. Ich nickte, sah, wie auch er zurückging, und wanderte weiter auf
das Haus zu. Noch zwei Schritte fehlten bis zur Vorveranda; aber mein Kopf
fühlte sich so an, als ob ich nach den beiden Schritten den Verstand verlieren
würde.
    Die Musik kam in brandenden
Lärmwogen heraus, die fast physisch gegen meinen Kopf und meinen Körper zu
prallen schienen. Meine Ohren fühlten sich wund an, die Trommelfelle entzündet,
als ob der entsetzliche Lärm sie erbarmungslos zerschunden hätte. Noch etwas
anderes beunruhigte mich, und zwar schon seit dem Augenblick, in dem Luther vor
dem Tor den Motor abgestellt hatte. Langsam und fast unmerklich begann die
Musik falsch zu klingen, wurde zunehmend schriller und mißtönender .
Niemand, so erklärte ich mir selber energisch, hatte je von einem Haus gehört,
das verrückt geworden war.
    Gerade als ich zu den anderen
zurückgehen wollte und an Eddies Wagen vorbeikam, warf ich zufällig einen Blick
auf den Fahrersitz und sah dort ein Bündel Stoff liegen. Als ich den Blick
wieder abwandte, hatte ich noch aus dem Augenwinkel heraus den Eindruck, daß
sich dort etwas bewegte. Häuser verlieren nicht den Verstand, Stoffbündel
bewegen sich nicht aus eigenem Antrieb! Ich riß die Wagentür auf und spähte
hinein.
    Zwei elfenhafte türkisfarbene
Augen blickten mich ernsthaft an, zeigten aber nicht den Funken eines
Interesses.
    »Hallo, Sandra«, sagte ich
freundlich.
    »Es tut mir leid«, sie lächelte
unsicher, »aber ich fürchte, Sie können jetzt nicht ins Haus .«
    »Stimmt dort was nicht ?« erkundigte ich mich.
    »Niemand kann jetzt ins Haus —
überhaupt nie mehr .« Sie wandte den Kopf und starrte
durch die Windschutzscheibe in das gleißende Licht, das sich aus den Fenstern
ergoß.
    »Sehen Sie«, sie holte tief
Luft, »es wäre Eddie gegenüber nicht fair .«
    »Wollen Sie sich nicht eine
Weile in unseren Wagen setzen ?« schlug ich vor. »Er
ist größer, und die Heizung wird Sie aufwärmen .«
    Sie warf mir einen langen,
forschenden Blick zu, während sie über das Angebot nachdachte. »Kann ich mich
auf den Fahrersitz setzen, damit ich durch die Windschutzscheibe sehen kann ?«
    »Aber sicher«, sagte ich.
    »Und Sie fahren nicht plötzlich
weg oder tun irgend etwas Ähnliches ?«
    »Ich verspreche es Ihnen .«
    Sie schauderte plötzlich und
zog die dünne Decke enger um die Schultern. »Eine Heizung wäre schön! Gut, ich
komme mit in Ihren Wagen .«
    Ich half ihr heraus, und sie
fühlte sich gewichtslos an wie ein zartes Mobile aus hauchdünnen Glaskugeln und
so zerbrechlich, daß ich beinahe Angst hatte, ihren Arm festzuhalten. Ich sah
die fragenden Blicke Charlies und Luthers, als sie ausstiegen und Sandra auf
den
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