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Ich klage an

Titel: Ich klage an
Autoren: Ayaan Hirsi Ali
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zueinander.
    Naiv, jung und verliebt vielleicht, aber wir dachten, daß Deine Heiligkeit auf unserer Seite stünde.
    Rahman und ich teilten Zuneigung, gegenseitiges Vertrauen und tiefen Respekt voreinander. Wie also konnte Gott das mißbilligen? Warum sollte er?
    Und so überhörten wir die heimtückischen Zungen und lebten weiterhin unseren Traum, wenn auch in noch größerer Heimlichkeit als zuvor.
    Oh Allah, bis wir vor Gericht zitiert und uns Hurerei vorgeworfen wurde!
    Rahman rief mich an, einen Tag bevor wir vor dem Richter erscheinen sollten.
    Er sagte, sein Vater habe ihn aus dem Land geschmuggelt. Wie schade, daß mein Vater ein gottesfürchtiger Mann ist, dachte ich bei mir.
    Rahman sagte zu mir, daß er mich liebe und für mich beten wolle. Außerdem redete er mir zu, stark zu sein, und sagte mir, ich solle an Dich glauben.
    Oh Allah, wie soll ich an Dich glauben können?
    An Dich, der meine Liebe herabgewürdigt und als Hurerei bezeichnet hat?
    Ich liege hier, ausgepeitscht, mißhandelt und entehrt -in Deinem Namen.
    Das Urteil, das meinen Glauben an die Liebe getötet hat, steht in Deiner Heiligen Schrift.
    Glaube an Dich... Unterwerfung unter Dich... empfinde ich als... ist Selbstbetrug.
    Amina spricht den nachfolgenden Text, der sich auf das Schicksal einer fiktiven Frau namens Safiya bezieht. Währenddessen schwenkt die Kamera langsam von Amina zu Safiya, Wir sehen den Rücken einer schönen Frau in einem weißen, hinten tief ausgeschnittenen Kleid. Auf ihrem Rücken und auf ihren Oberschenkeln (das Kleid ist lang, hat vorne aber einen Schlitzj steht der nachfolgende Ausschnitt aus dem Koran geschrieben: Vers 222 der zweiten Sure (al-baqara oder »Die Kuh« ),
    Aminas Text:
    Als ich sechzehn war, erzählte mir mein Vater die Neuigkeit in der Küche:
    »Du wirst Aziz heiraten«, sagte er, »er kommt aus einer frommen Familie und wird gut für dich sorgen.«
    Als ich Bilder von Aziz sah, empfand ich keine Freude; statt dessen fand ich ihn unattraktiv.
    Obwohl ich mir Mühe gab, das perfekte Ganze zu sehen, fielen mir die Unvollkommenheiten an ihm auf: die Narbe an der Lippe, die krumme Nase, die buschigen Augenbrauen.
    Mein Hochzeitstag war mehr ein Fest für meine Familie als für mich.
    Als wir zu Hause waren, kam mein Mann zu mir.
    Seitdem schrecke ich vor jeder seiner Berührungen zurück.
    Ich ekle mich vor seinem Geruch, selbst wenn er gerade ein Bad genommen hat.
    Und doch, oh Allah, gehorche ich seinem Befehl, so wie Dein Wort es vorschreibt.
    Ich lasse mich von ihm nehmen,
    denn wenn ich ihn zurückweise, zitiert er Dich:
    » Und sie werden dich über die Reinigung befragen.
    Sprich: >Sic ist ein Schaden. <
    Enthaltet euch daher eurer Weiber während der Reinigung und nahet ihnen Nicht eher als Bis sie rein sind.
    Sind sie jedoch rein,
    So suchet sie heim,
    Wie Allah es euch geboten hat.
    Siehe, Allah liebt die sich Bekehrenden Und liebt die sich Reinigenden.«
    Also ziehe ich die Tage meiner Periode in die Länge, doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem ich mich ausziehen muß.
    Er befiehlt, und ich unterwerfe mich -Nicht ihm, sondern Dir.
    In letzter Zeit fällt es mir immer schwerer, meinen Mann zu ertragen.
    Oh Allah, ich bitte Dich, gib mir die Kraft, ihn zu ertragen, sonst könnte mein Glaube nachlassen.
    Amina spricht den nachfolgenden Text, der sich auf das Schicksal einer fiktiven Frau namens Za in ab bezieht, die von einer Statistin dargestellt wird. Währenddessen schwenkt die Kamera langsam von Amina zu Zainab. Wir sehen Zainabs geschwollenes, mit blauen Flecken übersätes Gesicht. Jemand hat ihr die Kleider vom Leib gerissen. Auf den dadurch sichtbar gewordenen Körperteilen (Oberarmen, Schultern und eventuell Bauch) steht der nachfolgende Ausschnitt aus dem Koran geschrieben: Vers 34 der vierten Sure (an-nisa oder »Die Weiber«).
    Atninas Text:
    Oh Allah, Allerhöchster.
    Du sagst, »die Männer sind den Weibern überlegen wegen dessen, was Allah den einen vor den anderen gegeben hat«. Mindestens einmal in der Woche spüre ich die Kraft meines Mannes als Faust im Gesicht.
    Oh Allah, Allerhöchster.
    Das Leben mit meinem Mann ist kaum zu ertragen, aber ich unterwerfe mich Deinem Willen.
    Mein Mann ernährt mich,
    darum gehorche ich ihm ergeben und bewache in seiner Abwesenheit das, was ich nach Deinem Willen bewachen soll; doch mein Mann, mein Hüter und Beschützer, fürchtet, daß ich ihm untreu werde und mich schlecht benehme. Er beschuldigt mich der Undankbarkeit.
    Wie
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