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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII.
Autoren: Margaret George
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für stark halten. Und so wurde die Sache der Yorkisten geboren.
    Einer Legende zufolge begannen die Kriege, als Richard Plantagenet (der spätere Herzog von York) sich mit seinen Gefährten und Rivalen Somerset, Warwick und Suffolk in Temple Gardens traf. Richard brach eine weiße Rose von einem Strauch, um damit die Abstammung von Lionel, dem dritten Sohne Edwards III ., zu versinnbildlichen, und forderte jeden, der seines Sinnes sei, auf, sich ihm anzuschließen; Warwick, ein Spross der mächtigen Familie Neville aus dem Norden, nahm gleichfalls eine weiße Rose. Somerset und Suffolk pflückten eine rote und stellten sich damit hinter John von Gaunt, den Herzog von Lancaster und vierten Sohn, und dessen Ansprüche. Sodann prophezeiten sie, dass diese Kluft wachsen und schließlich das ganze Reich durchtrennen werde.
    Das ist eine hübsche Geschichte; ob sie stimmt oder nicht, das weiß ich nicht. Es stimmt allerdings, dass innerhalb weniger Jahre hunderte von Menschen im Kampf für die Weiße oder die Rote Rose ihr Leben ließen.
    Heinrich VI . wurde schließlich abgesetzt, und zwar von Edward IV ., dem wackeren Sohn der Yorkisten. Er schlug drei Feldschlachten und verlor keine: ein militärisches Genie.
    Die Linien aller drei Familien waren, wie ich schon sagte, miteinander verflochten. Es ist schwierig für mich, von den Grausamkeiten zu berichten, die sie einander zufügten, denn ihrer aller Blut fließt heute in meinen Adern.
    Ja, Edward IV . war ein großer Streiter, und darauf bin ich stolz, denn er war mein Großvater. Mein Urgroßvater indessen kämpfte gegen ihn, unterstützt von meinem Großonkel Jasper Tudor. Sie wurden vernichtet, und Owen geriet 1461, nach der Schlacht von Mortimer’s Cross, in Gefangenschaft, und er wurde – auf Edwards Befehl – auf dem Marktplatz von Hereford hingerichtet. Bis der Scharfrichter erschien, um seines Amtes zu walten, glaubte Owen nicht, dass er tatsächlich sterben werde. Der Henker riss ihm den Kragen vom Wams, und da erst wusste er es. Er sah sich um und sprach: »Auf dem Block soll nun liegen der Kopf, der zu liegen pflegte in Königin Katharinas Schoße.« Später kam eine Verrückte und nahm seinen Kopf weg und stellte rings um ihn herum hundert brennende Kerzen auf.
    Ich erzähle dies, damit man, wenn ich berichte, wie Owens ältester Sohn Edmund sich mit Margaret Beaufort, der dreizehnjährigen Erbin der Ansprüche des Hauses Lancaster, verheiratete, nicht auf den Gedanken kommt, sie hätten etwa ein ruhiges Leben geführt. Überall um sie herum tobten die Kämpfe. Edmund entkam all diesen Sorgen, indem er im Alter von sechsundzwanzig Jahren verschied und seine Frau gesegneten Leibes zurückließ. Das Kind war mein Vater, und es kam zur Welt, als seine Mutter gerade vierzehn Jahre alt war. Das war am 28. Januar 1457.
    Will Somers:
    Bei diesem Datum überlief es mich eisig. Es war ebenfalls ein 28. Januar, als Heinrich VIII . starb. Im Jahr 1547 – die Ziffern also nur umgestellt – es ist wie eine Parenthese: Der Vater geboren, der Sohn gestorben … doch ich glaube nicht an solche Sachen. Das überlasse ich den Walisern und ihresgleichen.
    Heinrich VIII.:
    Sie taufte ihn Heinrich – ein königlicher Name des Hauses Lancaster. Doch zu jener Zeit war er keineswegs ein bedeutender Erbe, sondern nur eine Randfigur in dem alles in allem verworrenen Gewebe. Dies, obwohl er der Enkel einer Königin (väterlicherseits) und der Urururenkel eines Königs (auf mütterlicher Seite) war. Aber die Schlachten tobten weiter, und alle, die einen höheren Anspruch auf den Thron anmelden konnten, kamen dabei um (der einzige Sohn Heinrichs VI . nämlich, Edward, sowie Richard, Herzog von York), und jede Schlacht brachte Heinrich Tudor dem Thron ein Stückchen näher. In der Schlacht von Tewkesbury im Jahr 1471 wurden alle männlichen Mitglieder des Hauses Lancaster getötet, bis auf Heinrich Tudor. Er floh mit seinem Onkel Jasper in die Bretagne.
    Heinrich VI . ward noch im selben Jahr im Tower vom Leben zum Tode befördert. Das besorgten die Yorkisten. Es war ein Gnadenakt: Heinrich VI . war vielleicht ein Heiliger, aber zum König war er nicht geschaffen. Dies beweist sein Gedicht:
    Königreiche sind nur Bürden,
    Staat ist ohne festen Halt.
    Reichtum ist die Würgerfalle
    Und wird nimmer alt.
    Ein Yorkistenschwert erlöste ihn von den Sorgen, die sein Königtum ihm bereitete, und ich kann nur sagen, sie haben ihm einen guten Dienst erwiesen.
    Aber die Geschichte meines
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