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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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sagte: »Herr Präsident, bitte entschuldigen Sie, aber diese Leute hier vertrauen mir. Das Paket, das man mir ausgehändigt hat, sollte 50.000 Pesos enthalten. Ich zähle aber nur 39.000 Pesos. Ich bitte Sie, diesen Irrtum vor allen Bauern richtigzustellen.«
    Der Präsident lächelte betreten und rief aus: »Das muss ein Irrtum sein, Kameraden. Ich verspreche euch, dass ich morgen die restlichen 11.000 Pesos schicke.«
    Offizielle Sprecher der Armee gaben bekannt, dass Ches Leiche im Morgengrauen des 11. Oktobers »irgendwo in Valle Grande« beigesetzt worden sei.
    Der Anwalt Roberto Guevara de la Serna, Ches jüngerer Bruder, traf am 12. Oktober in Begleitung von Reportern des Magazins Gente und des argentinischen Fernsehens mit einer kleinen Cessna aus Buenos Aires in Santa Cruz ein.
    Oberst Zenteno verweigerte ihm, die sterblichen Überreste seines Bruders in Augenschein, zu nehmen. Diese Erlaubnis könne, so erklärte er, nur General Barrientos oder General Ovando erteilen.
    Ovando empfing Roberto Guevara in La Paz. Als der Rechtsanwalt, seine Bitte wiederholte, erhielt er zur Antwort: »Wenn Sie wollen und es nicht lassen können, so suchen Sie nur weiter, aber Sie werden zu spät kommen. Die Streitkräfte haben die Leiche inzwischen verbrannt.«
    Am 13. Oktober kehrte Roberto Guevara nach Buenos Aires zurück.
    Da es in Valle Grande kein Krematorium gibt, ist anzunehmen, dass Ches Leiche in einer entlegenen ländlichen Gegend bei Valle Grande eingeäschert wurde.
    Am 16. Oktober veröffentlichten die Streitkräfte ein Kommuniqué, das keine Neuigkeiten enthielt. »Die erbeuteten Dokumente«, so hieß es in dem Schriftstück, »sind ausschließlich von militärischem Interesse.«
    Die Verlautbarung schloss: »Das Militärische Oberkommando erklärt, dass keine weiteren Berichte über den Tod des Ernesto Guevara herausgegeben werden.«
    Jahrmärkte werden in Bolivien in den Kleinstädten an bestimmten Wochentagen, in den Hauptstädten der Departments aber meist an Feiertagen abgehalten. In Valle Grande findet der Markt am Sonntag statt.
    Man kann auf einem solchen bolivianischen Jahrmarkt so ziemlich alles kaufen, was vorstellbar ist: vom Lamafötus, getrocknet (als Zaubermittel), über Aspirintabletten bis zu Transistorradios. Auf dem Markt, der am 22. Oktober 1967 in Valle Grande stattfand, erschien ein fliegender Händler, der Fotografien des vor 12 Tagen Ermordeten anbot. Der Marktpolizist runzelte missbilligend die Stirn, als er den Menschenauflauf vor dem Stand des Bilderhändlers sah, schien einen Augenblick zu überlegen, wie er sich verhalten solle, streckte dann den Kopf nach oben, verschränkte die Arme auf dem Rücken, ging vorüber und schritt nicht ein. Am Abend waren 6.700 Fotografien von Che verkauft worden.

    ... um die Verwesung aufzuhalten

Nachspiele II
    Erinnern wir uns: Als sich die letzten 17 Mann in der Churo-Schlucht von der Armee umstellt sahen, hatten sich Pombo, Urbano, Benigno, Darío, Nato und Inti Peredo zu jenem Selbstmordkommando gemeldet, das die vom oberen Ende der Schlucht her angreifende Abteilung unter Leutnant Pérez so lange hinhalten sollte, bis es Che gelungen war, sich abwärts, zum Rio Grande hin, zu entfernen.
    In der Nacht zum 9. Oktober gelingt diesen Männern nach einem plötzlich aufflammenden Gefecht der Ausbruch aus der Umklammerung. Für geraume Zeit hatten die Regierungstruppen ihr Hauptaugenmerk auf die Bewachung des Gefangenen Guevara gerichtet. Unter Führung von Inti Peredo irren die Überlebenden 15 Tage lang durch die Wälder. Sie halten sich zunächst in möglichst unwegsamen Gegenden auf, meiden menschliche Ansiedlungen.
    Eines Nachts treffen sie einen Bauern, der ihnen einige Lebensmittel verkauft, sie darauf aber prompt an die Militärbehörden verrät.
    Zu diesem Zeitpunkt wandern sie durch ein Gebiet mit wenig Vegetation, aber bis die Truppen auftauchen und die Gegend durchkämmen, finden sie ein Versteck in einem Waldstück. Als sie gegen Mitternacht weitergehen wollen, stoßen sie auf einen Doppelposten, den sie töten, ehe die Soldaten überhaupt Zeit finden, ihre Waffen in Anschlag zu bringen. Doch die Schüsse machen andere Trupps der Armee auf sie aufmerksam. In graudunkler Dämmerung beginnt eine Hetzjagd.
    Ziel der Gruppe ist es, einen Punkt an der Straße Cochabamba - Santa Cruz zu erreichen.
    Am 15. Oktober stöbern die Regierungstruppen sie in einem Versteck nahe dem Flecken La Cavana bei Mataral auf. Es kommt zu einem kurzen

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