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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika
Autoren: Mark Seal
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gab das steile Ufer auf der anderen Seite unter den Hufen nach, so dass sie weder dort herauskamen noch auf die andere Seite zurückkonnten. Glücklicherweise ist die Herde allein wegen unserer Anwesenheit umgedreht, sonst wären noch viele Hunderte mehr hineingesprungen. Es war tragisch, mit anzusehen, wie sie abgetrieben wurden. In zwei Tagen sind schätzungsweise etwa 500 Tiere ertrunken. Es gibt jetzt 600 000 Gnus in der Serengeti, und jedes Jahr spielen sich solche dramatischen Szenen ab. 178
    Joan und Alan hatten auch schon in ihrer einmotorigen Cessna diese beeindruckende Tierwanderung gefilmt.
Die Kamera war am Flügel der Oscar Charlie befestigt und nahm die Ebene darunter auf, die die donnernden Herden schwarz färbten. Später sollten sie auch in ihrem Heißluftballon über die Tierzüge hinwegfliegen. Joan schrieb später, der Flug war »wahrscheinlich der beste, den wir je gemacht haben. Die Bullen kämpften und trieben die Weibchen zusammen. Der schwebende Ballon vertrieb die Bullen, die unter uns wegrannten, in die Territorien der anderen Bullen hinein, so dass viel mit den Köpfen geschwenkt und mit den Hörnern gekracht wurde. Wir landeten fünfzig Meter von einer Löwin entfernt, die alles über das hohe Gras hinweg beobachtete. Bei dem Tierzug wird mir nie langweilig – Gnus von Horizont zu Horizont, Hunderttausende.« 179 Jeder andere Filmemacher hätte gedacht, dies sei die beste und wahrscheinlich einzige Möglichkeit, die Wanderung aus der Luft zu filmen. Aber für Alan Root war das nicht gut genug. Er wollte mehr als nur eine Vogelperspektive.
    »Okay, Alan, mach dich bereit. Sie sind im Anmarsch! «, rief Joan Monate später über ein Walkie-Talkie. 180 Sie stand unter dem Schirm einer Gelbrindenakazie und betrachtete die sich nähernde schwarze Wolke von Gnus. Findig wie immer, kam Alan aus dem Busch gerannt, mit einer Kamera, die er im Panzer einer Riesenschildkröte versteckt hatte. Er legte sie der Herde mitten in den Weg – und brachte sich rasch in Sicherheit. Der Zuschauer kann die Kraft der Hunderttausenden von Hufen geradezu spüren, die über die Kamera hinwegdonnerten. Es war eine filmische Sensation, einer von Alans und Joans besten Filmen.

    Nach dem Erfolg dieses Films wurden die Roots immer ehrgeiziger. Doch nicht alles lief gut.
    Joan war damals im südafrikanischen Durban, wo sie regelmäßig ihre Mutter besuchte. 181 Sie konsultierte auch südafrikanische Spezialisten wegen der anhaltenden Nachwirkungen der Myasthenie. Die meisten Symptome – leichte Lähmungserscheinungen, hängende Augenlider, Doppelsichtigkeit – waren verschwunden, aber ein Problem hatte sie weiterhin: die Menstruation blieb aus. Nachdem sie ihren Kinderwunsch hintangestellt hatte, um ihre und Alans Karriere als Filmemacher zu befördern, wollte Joan jetzt unbedingt schwanger werden. Doch die Prognose war nicht gut.
    Sie wünschte sich Kinder, und sie wusste, dass es Alan ebenso ging. 182 Ganz abgesehen von ihrer eigenen Sehnsucht und ihren Sorgen war ihr der Gedanke unerträglich, ihn im Stich zu lassen. Sie ging zu zahlreichen Ärzten und las Fachbücher. Freunde befragten Ärzte auf der ganzen Welt wegen Joan. »Sie ist eine gesunde Frau, 36 Jahre alt und kinderlos«, schrieb eine Freundin einem Spezialisten in London. »1964 erkrankte sie an Myasthenie, etwa ein Jahr später hörten die Menstruationsblutungen auf. Sie hielt es für ein vorübergehendes Krankheitssymptom, doch die Blutungen haben seither nicht wieder eingesetzt … In Anbetracht ihres Alters und dieser zusätzlichen Komplikation, schätzen Sie da ihre Chancen auf ein Kind höher ein als, sagen wir, zehn Prozent? Ich kenne das Ehepaar gut, aber ich möchte den beiden das Leben nicht erschweren, indem ich falsche Hoffnungen wecke. Sie sind seit zwölf Jahren
verheiratet und tragen sich erst seit kurzem mit dem Wunsch, Nachwuchs zu haben.«
    Joan kehrte mit einer eindeutigen Diagnose aus Südafrika nach Naivasha zurück: Sie würde nie Kinder bekommen können. »Sie war bei mehreren Spezialisten in Südafrika. Offenbar hat ihre Menopause vor mehreren Jahren eingesetzt«, schrieb Alan an Anthony Smith. »Seit wir auf den Galápagos-Inseln waren, hatte sie keine Menstruation mehr, und sie hatte Hitzewallungen und alles, was dazugehört. Die lokalen Quacksalber meinten, die Probleme mit der Temperatur kämen von der Myasthenie – schon damals war es wahrscheinlich zu spät, und jetzt ist es das auf jeden Fall.« 183 Joan kehrte
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