Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović
Autoren: Lagercrantz David
Vom Netzwerk:
war, oder auf dem Fußballplatz oder mit den Kumpels, das interessierte ihn nicht, und ich musste mit mir selbst reden oder aus dem Haus gehen.
    In der ersten Zeit wohnte zwar Sapko, mein Halbbruder, bei uns, und bestimmt habe ich zuweilen mit ihm geredet, er muss damals siebzehn gewesen sein. Aber ich habe keine besondere Erinnerung daran, und nicht viel später warf Papa ihn raus. Sie hatten fürchterlichen Stress gehabt. Das ist natürlich auch eine traurige Sache, und es blieben nur Vater und ich zurück. Wir waren jeder in seiner Ecke allein, kann man sagen, denn das Komische war, dass er auch keine Freunde zu Hause hatte. Er saß allein und trank. Es herrschte Leere, was Gesellschaft anging. Aber vor allem herrschte Leere im Kühlschrank.
    Ich war ständig draußen und spielte Fußball und gurkte auf gestohlenen Fahrrädern herum, und oft kam ich hungrig wie ein Wolf nach Hause und riss die Kühlschranktür auf und dachte: Bitte, bitte, lass was drin sein! Aber nein, nichts, nur das Übliche: Milch, Butter, ein Brot und im besten Fall Saft, Multivitaminsaft, die Vierliterpackung aus dem arabischen Laden, denn die war am billigsten, und dann natürlich Bier, Pripps Blå und Carlsberg, die Sechserpackungen mit diesem Plastik drum herum. Manchmal gab es nichts anderes als Bier, und mein Magen brüllte. Schmerzen, die ich nie vergessen werde. Fragt Helena! Der Kühlschrank muss proppenvoll sein, sage ich die ganze Zeit. Das geht nicht aus mir raus. Neulich hat Vincent, mein Junge, geweint, weil er keine Nudeln bekam, und dabei standen die Makkaroni schon auf dem Herd und kochten. Der Bursche schrie, weil das Essen nicht schnell genug fertig wurde, und am liebsten hätte ich ihn angebrüllt: Wenn du wüsstest, wie gut es dir geht!
    Ich konnte jeden Kasten, jeden Winkel nach einer einzigen Makkaroni oder einem Fleischklößchen durchsuchen. Ich aß mich an getoasteten Butterbroten satt. Ich konnte einen ganzen Laib davon verschlingen, oder ich lief zu Mutter hinüber. Da wurde ich nicht immer mit offenen Armen empfangen. Es konnte eher heißen: » Was zum Teufel, kommt Zlatan auch? Gibt Šefik ihm nicht genug zu essen? « Und manchmal wurde ich ausgeschimpft: » Sind wir vielleicht aus Geld gemacht? Willst du uns die Haare vom Kopf fressen? « Aber dennoch, wir halfen einander, und bei Vater begann ich, einen kleinen Krieg gegen das Bier zu führen. Ich goss einiges davon aus, nicht alles, das wäre zu offensichtlich gewesen, aber einiges.
    Er merkte selten etwas. Es gab überall Bier, auf dem Tisch und in den Regalen, und oft packte ich die leeren Dosen in große schwarze Säcke und holte mir das Pfand dafür. Ich bekam fünfzig Öre pro Dose. Und manchmal strich ich fünfzig oder hundert Kronen dafür ein. Das waren eine Menge Dosen, und ich freute mich über das Geld. Aber klar, es war kein Spaß, und wie alle Kinder in dieser Situation lernte ich, ganz genau zu sehen, in welcher Stimmung Vater war. Ich wusste haargenau, wann es sich nicht lohnte, mit ihm zu reden. Am Tag, nachdem er getrunken hatte, war es unproblematisch. Am zweiten Tag war es schlimmer. Manchmal konnte er hochgehen wie eine Bombe. Dann wieder war er unglaublich großzügig. Schenkte mir fünfhundert Kronen, einfach so. Damals sammelte ich Fußballbilder. Man bekam ein Kaugummi und drei Bilder in einer kleinen Packung. Ich war gespannt, was krieg ich heute für welche? Maradona vielleicht? Meistens wurde ich enttäuscht, besonders wenn es nur langweilige schwedische Stars waren, von denen ich nichts wusste. Aber eines Tages kam Vater mit einem ganzen Karton nach Hause. Es war das reinste Fest, und ich riss die Packungen auf und bekam alle möglichen coolen Brasilianer, und manchmal guckten wir Fernsehen zusammen und redeten. Und dann ging es uns einfach nur gut.
    Aber an anderen Tagen war er betrunken. Ich habe die reinsten Schreckensbilder im Kopf, und als ich ein wenig älter wurde, legte ich mich deswegen mit ihm an. Ich kniff nicht wie mein Bruder. Ich sagte zu ihm: »Papa, du trinkst zu viel«, und wir hatten wahnsinnige Auseinandersetzungen, völlig sinnlose Fights manchmal, ehrlich gesagt. Ich konnte Streit anfangen, obwohl ich ihm ansah, dass er nur zurückschreien würde: »Ich schmeiß dich raus!«, und dergleichen. Aber ich wollte zeigen, dass ich mich behaupten konnte, und zuweilen war zu Hause die Hölle los.
    Aber er rührte mich nie an, physisch also, nie. Doch, einmal hob er mich zwei Meter in die Luft und ließ mich aufs Bett
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher