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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
Autoren: Thomas A. Harris
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meist die Bezeichnungen «Eltern-Ich», «Erwachsenen-Ich» und «Kindheits-Ich» verwendet.)

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2. Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kindheits-Ich
    Die Leidenschaft für die Wahrheit
wird zum Schweigen gebracht durch Antworten,
die das Gewicht unbestrittener Autorität haben.
    Paul Tillich
     
    Als er noch am Anfang seiner Entwicklung der Transaktions-Analyse stand, beobachtete Berne, dass man sehen kann, wie sich Menschen vor den eigenen Augen verändern, während man sie betrachtet und ihnen zuhört. Es ist eine totale Art der Veränderung. Simultane Veränderungen treten auf im Gesichtsausdruck, im Vokabular, in Gesten, Haltungen und Körperfunktionen, die das Gesicht erröten, das Herz klopfen und den Atem schneller gehen lassen.
    Diese abrupten Veränderungen können wir bei jedem beobachten: bei dem kleinen Jungen, der in Tränen ausbricht, wenn sein Spielzeug nicht funktioniert; bei dem Teenager, dessen trauriges Gesicht vor Erregung leuchtet, wenn das Telefon endlich klingelt; bei dem Mann, der erbleicht und zittert, wenn er von geschäftlichen Fehlschlägen erfährt; bei dem Vater, dessen Gesicht «sich versteinert», wenn der Sohn ihm widerspricht. Das Individuum, das sich so verändert, ist in Knochenbau, Haut und Bekleidung immer noch dieselbe Person. Was also verändert sich in ihm?
Von
was
zu
was verändert es sich?
    Diese Frage faszinierte Berne im Anfangsstadium der Transaktions-Analyse. Ein fünfunddreißigjähriger Rechtsanwalt, den er behandelte, sagte: «Eigentlich bin ich kein Rechtsanwalt, ich bin nur ein kleiner Junge.» Außerhalb der Praxis des Psychiaters war er tatsächlich ein erfolgreicher Rechtsanwalt, doch während der Behandlung fühlte und benahm er sich wie ein kleiner Junge. Irgendwann während der Stunde fragte er: «Sprechen Sie mit dem Anwalt oder mit dem kleinen Jungen?» Sowohl Berne wie sein Patient fanden Existenz und Auftreten dieser beiden realen Menschen oder Seinszustände immer interessanter und fingen an, sie als «der Erwachsene» und «das Kind» zu bezeichnen. Die Behandlung konzentrierte sich darauf, die beiden zu trennen. Später wurde ein anderer Zustand deutlich, der sich vom «Erwachsenen» und vom «Kind» unterschied. Das war der «Eltern»-Zustand und wurde durch ein Verhalten gekennzeichnet, das wiedergab, was der Patient bei seinen Eltern gesehen und gehört hatte, als er ein kleiner Junge war.
    Veränderungen von einem Zustand in einen anderen drücken sich in Benehmen, Erscheinung, Worten und Gesten aus. Eine vierunddreißigjährige Frau suchte meine Hilfe, weil sie an Schlaflosigkeit litt, sich ständig sorgte, «was ich meinen Kindern antue», und immer nervöser wurde. Im Laufe der ersten Stunde begann sie plötzlich zu weinen und sagte: «Ihnen gegenüber komme ich mir wie eine Dreijährige vor.» Sie sprach und benahm sich wie ein kleines Kind. Ich fragte sie: «Was ist geschehen, dass Sie sich wie ein Kind vorkommen?» – «Ich weiß nicht», antwortete sie, und dann fügte sie hinzu: «Ich kam mir plötzlich wie ein Versager vor.» Ich sagte: «Gut, dann wollen wir über Kinder und über die Familie reden. Vielleicht können wir etwas in Ihnen entdecken, was diese Gefühle des Versagens und der Verzweiflung hervorruft.» Später in der Stunde veränderten sich wieder plötzlich ihre Stimme und ihr Benehmen. Sie wurde kritisch und dogmatisch: «Immerhin haben auch Eltern Rechte. Man muss Kindern ihre Grenzen setzen.» Während einer Stunde verwandelte sich diese Mutter in drei verschiedene Persönlichkeiten: in die eines kleinen Kindes, das von Gefühlen beherrscht wird, in die «Rolle» selbstgerechter Eltern und in die einer vernünftigen, logisch denkenden, erwachsenen Frau.
    Abb. 1
    Die Persönlichkeit
    Ständige Beobachtung hat die Annahme bestätigt, dass diese drei Zustände in allen Menschen existieren. Es ist, als stecke in jedem Menschen derselbe kleine Mensch, der er mit drei Jahren gewesen ist. In ihm sind auch seine eigenen Eltern. Das sind Gehirnaufzeichnungen tatsächlicher Erfahrungen von inneren und äußeren Ereignissen, von denen sich die wichtigsten innerhalb der ersten fünf Lebensjahre abspielten. Und es gibt einen dritten Zustand, der sich von diesen beiden unterscheidet. Die ersten zwei werden Eltern-Ich und Kindheits-Ich genannt, der dritte Erwachsenen-Ich.
    Diese Seinszustände sind keine Rollen, sondern psychische Realitäten. Berne sagt, dass «Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kindheits-Ich keine
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