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Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern
Autoren: Anke Willers
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»Na ja« sagte mein Chef, »schreiben kann man ja auch zu Hause.«
    Nach zwei Jahren hatten wir zwar einen Krippenplatz, aber (entgegen meinen ursprünglichen Vorsätzen) auch ziemlich Lust auf ein zweites Kind. Nach dre Jahren hatte Clara eine kleine Schwester, und ich war zu Hause ziemlich beschäftigt. Nach vier Jahren, ja nach vier Jahren, fiel mir die Decke auf den Kopf. Aber gewaltig!
    »Ich glaube, ich muss jetzt wirklich ganz schnell zurück in die Redaktion«, sagte ich zu Jochen. »Ja«, sagte Jochen, »aber vorher ziehen wir noch um.«
    Nachsatz zum Vorsatz vom 18. Mai 2000: Im Frühling 2005 saß ich endlich wieder in meinem Büro und schrieb die erste Folge vom »Alltag mit zwei Kindern« Ich war fast fünf Jahre weg gewesen, statt des alten Chefs hatte ich jetzt eine neue Chefin. Und ein paar neue Kollegen. Am ersten Arbeitstag schneiten alle herein und sagten: »Super, dass du wieder da bist! Wir brauchen dich hier.« Eine Kollegin fragte: »Wie lange warst du jetzt weg, ein oder zwei Jahre?« »Na ja«, sagte ich, »auf jeden Fall länger, als Babys in Tummy Tubs passen.« »Also hier«, sagte die Kollegin, »ist eigentlich alles beim Alten.«

DRITTER VORSATZ VOM 30. MAI 2000:
»Bei uns gibt es nur vernünftiges Spielzeug!«
    Man kennt diese Bilder: Kleine Kinder sitzen in vollen Kinderzimmern und wissen nicht, was sie spielen sollen, weil sie von allem zu viel haben! »Das machen wir nicht«, sagte ich zu Jochen, als ich kurz vor der Geburt mit einem anthroposophischen Fingerpuppenset nach Hause kam. »Wir kaufen nur ganz wenig: schöne Sachen, die die Fantasie fördern und lange halten.« Die Fingerpuppen entsprachen eindeutig diesen Anforderungen, auch das schöne alte Schaukelpferd, das wir Clara zum ersten Geburtstag schenkten. Damals dauerte Kinderzimmer-Aufräumen gerade mal drei Minuten, und ich war ausgesprochen zufrieden mit meiner Erziehung zum gemäßigten Konsum. Doch was ist passiert? Kaum sind ein paar Jahre vergangen, gibt es in unseren Kinderzimmern diverse armamputierte Barbies. Und rosa Plastikhandys, die unaufhörlich mit elektronischer Stimme fragen: »Was machst du?« Unsere Brettspiele zeichnen sich dadurch aus, dass die Anleitungen fehlen und die Würfel. Und die Schubladen gehen oft nicht auf, weil eines der 34 Glitzerschlüsselbänder den Ausziehmechanismus verklemmt. »Wo kommt bloß der ganze Plunder her?«, frage ich jedes Mal fassungslos. Die Liste der edlen Spender ist lang: nette Apothekenhelferinnen, nette Schuhverkäuferinnen, Omas, Opas, Patentanten, Nachbarn mit älteren
Kindern, die ihren eigenen Plunder loswerden wollen, nette Kindsväter …
    Unserer kam irgendwann mal mit einem Hund nach Haus, der dank Batterie bellen, schlürfen und Pipi machen kann, wobei das Schlürfen klingt wie ein mittelschwerer Asthmaanfall. Doch für Jette war der asthmatische Plüschhund die Schau – täglich pinkelte er unter ihrer Aufsicht auf den Küchenboden.
    Nachsatz zum Vorsatz vom 30. Mai 2000 : Es gibt schönes, pädagogisch wertvolles Spielzeug, mit dem man Eltern erfreuen kann. Kinder jedoch setzen ab dem zweiten Geburtstag ihren ganzen Charme ein, um ein anderes Ziel zu erreichen: nämlich piepsende Scheußlichkeiten aus Polymerverbindungen in ihren Kinderzimmern anzuhäufen. Widerstand zwecklos!
    Wie Sie sehen, ist aus meinen Vorsätzen vom Mai 2000 nicht viel geworden. Und weil ich dringend ein Erfolgserlebnis brauche, werde ich mir jetzt was weniger Kühnes vornehmen: Ich werde in Zukunft nicht rauchen. Das müsste klappen! Denn ich bin schon immer Nichtraucherin. Aber fragen Sie mich nächstes Jahr im Mai noch mal! Vielleicht fördert die dauerhafte Anwesenheit von pinkelnden Plüschhunden das mütterliche Suchtverhalten. Wer mit Kindern lebt, weiß schließlich nie so genau, was ihm noch blüht.

Mietest du noch oder baust du schon?
    Mit Kindern wird die Wohnfrage kompliziert. Ich brauche jedenfalls ein paar Kunstgriffe, um das locker hinzukriegen!

Die Kunst, sich kein Reihenmittelhaus zu kaufen
    Kennen Sie den »Wir-ziehen-raus-ins-Grüne-Reflex«? Dieser Reflex überfällt Stadtmenschen für gewöhnlich, wenn sie erfahren, dass sie Eltern werden. Der »Raus-ins-Grüne-Reflex« tritt meist zusammen mit dem »Wirkaufen-uns-was-Eigenes-Reflex« auf.
    Man könnte das Ganze auch Nestbau-Trieb nennen. Aufwendig ist es in jedem Fall: Man braucht nämlich einen guten Bankberater und eine großzügige Erbtante. Man braucht viel Superbleifrei, um regelmäßig
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