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Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern
Autoren: Anke Willers
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lädt sich nachmittags mit den Kindern wechselseitig zum Kaffee ein, macht kleine Ausflüge in den Park und gibt sich Tipps: Welcher Kinderarzt auch homöopatisch behandelt, welche Krankenkasse das bezahlt und wie man sich einen Platz in der Kinderkrippe erkämpft, ohne straffällig zu werden. Kurz: Man sitzt in einem Boot, das schweißt zusammen und gibt ein kuscheliges Gefühl.

    Ich finde das wichtig und richtig. Ich habe allerdings festgestellt, dass man beim Rumschippern in unbekanntem Gelände schnell in Gefahrenzonen kommt. Mütter mit kleinen Kindern sind nämlich leicht entflammbar. Sie fangen an zu brennen, wenn es um Fragen geht wie: Muss man wirklich sechsfach impfen? Ist Nichtstillen fahrlässig? Darf man mit Baby Vollzeit berufstätig sein? Sie brennen lichterloh. Und wenn sie nicht aufpassen, ist hinterher nur noch verbrannte Erde da. Warum das so ist, darüber kann ich nur spekulieren. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir nicht mehr so viele Kinder kriegen. Und für die, die wir haben, wollen wir dann nur das Beste. Wer aber das Beste will, kann keine Kompromisse machen! Zwar ist diese Kompromisslosigkeit gar nicht nötig, denn es gibt viele richtige Wege, Kinder gut und glücklich großzuziehen – aber diese Erkenntnis hat sich irgendwie noch nicht so richtig rumgesprochen.
    Nach reiflicher Überlegung bin ich deshalb zu dem Schluss gekommen, dass sich Mütterfreundschaften am besten im Schonwaschgang pflegen lassen. Wie das geht, wollen Sie wissen? Ich halte einfach öfter mal die Klappe! Und nehme mir ansonsten ein Beispiel an Jochen. Ich habe nämlich beobachtet, dass Väter viel seltener brennen als Mütter. Und ich vermute, das liegt daran, dass Väter ziemlich viel berufstätig sind und deshalb deutlich seltener auf Spielplätzen, in Baby-Schwimmkursen und in Kinderarztpraxen. Aber, ach ja, ich wollte ja die Klappe halten!

DER SCHLEUDERGANG:
Gut geeignet für jugendliche Lebensabschnittsgefährten und für Freunde, die keine mehr sein sollen
    Nun habe ich über Freunde mit Kindern geschrieben. Und Freunde ohne Kinder. Aber nichts über Freunde von Kindern. Die Psychologie der Kinderfreundschaften unterscheidet sich in einigen Punkten von der der Erwachsenenfreundschaften. Der größte Unterschied ist: Sie haben eine kürzere Halbwertzeit. Kinderfreundschaften werden mitunter schneller geschlossen als man gucken kann. Jette etwa reicht es, auf der Schaukel neben einem Mädchen zu sitzen, das mit ihr elfmal bis zum Himmel schaukelt. Schon behauptet sie: »Das ist jetzt meine Freundin!« Bei Clara dauert es etwas länger, aber nicht viel. Genauso schnell wie Freundschaften geschlossen werden, werden sie allerdings auch wieder beendet. »Wieso triffst du dich eigentlich gar nicht mehr mit S.?«, habe ich meine Tochter neulich gefragt. »S.«, sagte Jette, »die hab ich doch schon vor den Ferien abgefreundet.« Zwar konnte ich bis jetzt nicht herausfinden, was zur Abfreundung geführt hatte, ich vermute aber, S. hat zu viel mit R. gespielt und Jette nicht mitspielen lassen. Vielleicht hat S. auch Pissnelke zu Jette gesagt oder Furzelnuss oder andere Wörter.
    »Müssen wir uns eigentlich Sorgen machen, dass unsere Tochter zu wenig Herz hat?«, fragte ich neulich die
Erzieherin in der Kita. Und erzählte ihr von der Abfreundung. »Nö«, sagte die Erzieherin. »Ich habe hier noch mehr so kleine Giftzwerge. Mit vier oder fünf haben die einfach noch nicht so viel Mitgefühl.«
    Nun kann ich nur hoffen, dass S. kein Schleudertrauma bekommen hat. Und Jette an ihrem Mitgefühl arbeitet. Ich gebe ihr zehn Jahre. Dann sollte sie damit vorangekommen sein. Falls nicht, werde ich Weichspüler kaufen. Und alle Jungs in ihrer Klasse warnen!

Alles neu macht der Mai!
    Wenn die Bäume blühen und der Bauch wächst, ist es Zeit, sich tolle Sachen vorzunehmen, dachte ich als werdende Mutter. Schauen wir doch mal, was aus meinen Vorsätzen geworden ist…

    Heute möchte ich über gute Vorsätze schreiben. Sie meinen, Vorsätze gehören an den Jahresanfang? Ich finde, sie machen sich auch im Mai gut.
    Denn erstens heißt es doch: Alles neu macht der Mai. Und zweitens habe ich vor Kurzem beim Aufräumen ein altes Tagebuch gefunden. Es war aus dem Jahr 2000, und im Mai 2000 hatte ich besonders viel geschrieben: Ich war nämlich mit Clara schwanger, mein Mutterschutz begann, und ich hatte viel Zeit, über die neuen Zeiten nachzudenken, die mir bevorstanden. Beim Durchlesen dieser Einträge muss ich feststellen:
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