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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose
Autoren: S Beerwald
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aber sie sah, dass sein Blick durch sie hindurchglitt. »So also hättest du ausgesehen …«
    Inka versuchte verzweifelt, über einen Fluchtplan nachzudenken.
    »Komm mit in die Küche«, forderte er sie auf. »Es wird Zeit, dass wir unsere Hochzeitsfeier nachholen, mein Schatz. Es gibt Rindfleisch mit Bohnen und Kartoffeln, so wie du es für unser Hochzeitsmenu gerne gewollt hättest.«
    Das bedeutet , dachte Inka, dass er zum Essen das Fleischermesser aus der Hand legen muss. Dafür würde sie auch zwei Bissen im Hochzeitskleid runterwürgen und ihm dann die Gabel ins Auge stechen.
    »Keine Tricks«, sagte Brunner, wie wenn er ihre Gedanken ahnen würde, und bugsierte sie mit dem Messer im Rücken um das Bett herum.
    Inka nickte einsichtig und warf noch einen letzten Blick auf die sorgfältig zusammengefaltete Jeans auf dem Bett, in deren Tasche sich die Pässe befanden. Weit würde er im Zweifelsfall nicht kommen …
    Ein stechender Schmerz an ihrem Hals stoppte ihre Gedanken. Brunner deutete auf den Koffer, und Inka wusste zunächst nicht, was er meinte. Bis er ihren Kopf nach unten drückte und sie auf einen dunklen Nähfaden auf der hellen Bettwäsche aufmerksam machte.
    »Ich wollte sehen, ob Herta nicht noch auf ihre alten Tage hin neugierig wird und den Koffer aufmacht. Der Faden lag ursprünglich auf dem Kofferdeckel. Eine reine Vorsichtsmaßname. Ganz offensichtlich spioniert hier aber noch jemand im Haus.«
    »Ich … Ich war das nicht!«, log Inka.
    »Und was ist das hier?« Mit einem schnellen Griff riss er ihre Jeans auseinander und zog die Dokumente aus der Gesäßtasche. »Hältst du deinen zukünftigen Mann tatsäch lich für so dumm?«
    Ihr wurde siedendheiß. Sie durfte sich nicht weiter einschüchtern lassen. »Herta hat bestimmt die Polizei angerufen, die Männer werden jeden Augenblick hier sein.«
    Brunner lachte auf. »Diesen Scherz habe ich heute schon einmal von dir gehört, und ich mag es nicht, wenn man mir Witze zweimal erzählt. Dadurch werden sie nicht besser. Du solltest wissen, dass ich dir immer einen Schritt voraus bin.« Er zog Hertas Handy aus der Hosentasche und ließ es an spitzen Fingern vor ihr baumeln.
    »Du hattest vorhin leider nur Augen für deinen Sohn, sonst hättest du bemerkt, dass ich es vom Küchentisch genommen und eingesteckt habe. Dein Fehler ist, nicht kooperativ zu sein, aber auch für diesen Fall bin ich in meinem Koffer gerüstet. Ich weiß ja, was für ein widerspenstiger Wildfang du bist.«
    Die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt, führte Brunner sie in die Küche.
    Das Wachstischtuch hatte Herta durch eine gestärkte weiße Tischdecke ersetzt und feierlich mit Sektgläsern eingedeckt. Trotz des Sonnenlichts brannte eine Kerze. In den beiden Tellern war das dampfende Essen bereits aufgetragen.
    Jonas lag in der Kinderwagentragetasche auf der Eckbankseite am Fenster, dort wo vorhin Herta gesessen hatte. Verdammt, die Haushälterin hatte nicht den Mut gefunden, mit Jonas zu fliehen, so sehr stand sie unter Brunners Fuchtel. Ob er immer noch schlief? Man hörte gar nichts von ihm.
    »Allmächtiger hilf!«, stöhnte Herta, als Inka im Brautkleid und in Handschellen gefesselt hereinkam. Die Haushälterin machte einen Schritt auf den Herd zu, doch dann gaben ihre Beine nach, und sie fiel zu Boden.
    Ungerührt dirigierte Brunner Inka zum Tisch weiter. »Setz dich. Lass uns auf unsere Verlobung anstoßen. Das Essen ist serviert.«
    »Nein, Herta braucht Hilfe! Was ist, wenn sie einen Herzinfarkt hat?«
    »Unsinn, sie hat nur einen instabilen Kreislauf. Die wacht von selbst wieder auf. Setz dich endlich.« Sein Befehlston, unterstrichen von dem drohend gehaltenen Messer, war unmissverständlich.
    Inka ruckelte bei dem Versuch, sich mit gefesselten Händen und im Hochzeitskleid hinter den Tisch zu klemmen, an der Eckbank. Diese Bewegung störte Jonas im Schlaf, und er fuchtelte mit seinen Ärmchen. Sie reckte den Kopf – nur einen Meter von ihr entfernt lag ihr Kind, und sie konnte es nicht mal herausheben!
    Das Essen roch ganz gut – ihre letzte warme Mahlzeit bei Andi war eine Weile her, und das Frühstück hatte sie ausgelassen –, und dennoch war ihr entsetzlich übel.
    Brunner nahm auf dem Armlehnstuhl Platz, mit dem Rücken zur Tür. Von der Stirnseite des Tisches aus, seinem Stammplatz, hatte er Herta und ebenso die Kindertragetasche im Blick und konnte notfalls sofort eingreifen.
    »Lass uns anstoßen«, sagte Brunner.
    »Wollen Sie mir
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