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Hybrid

Titel: Hybrid
Autoren: Andreas Wilhelm
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Automatisch nahm sie die zunehmende Zahl von Werbeanzeigen zur Kenntnis, die sich um Medikamente, neue Therapiemethoden und private Kliniken drehten, Schönheitschirurgie, Augenlaser und Ganzkörper-Epilationslabors. Man bereitete sich offenbar auf die kommende Medizin- und Gesundheitsmesse vor.
    Und dann blieb ihr Blick an einem Artikel hängen, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte.
    Sie las ihn, studierte das Bild und las ihn ein zweites Mal. Es waren nur wenige Zeilen, und sie fragte sich, ob ihre Verzweiflung sie Gespenster sehen ließ. Dennoch schrie etwas in ihr auf. Es war, als seien diese Zeilen nur für sie geschrieben, als höre sie Maries Stimme.
    Hastig legte sie ein paar Münzen auf den Tisch, raffte ihre Sachen in ihre Tasche, stopfte die Zeitung dazu und machte sich auf den Weg zum Auto.
    Die Plätze auf der Sonnenterrasse des Beachclubs waren schon wieder zur Hälfte gefüllt, obwohl es noch nicht Mittag war. Tom hatte erwartet, nach dem Vorfall am Tag zuvor irgendwelche Absperrungen vorzufinden, aber das war nicht der Fall; das Leben nahm hier weiter seinen Lauf, als sei nichts passiert. Nun, vielleicht war man hier sogar ganz froh, dass der Klub mal wieder in der Presse erwähnt wurde, und die jetzigen Besucher waren aus Sensationsgier gekommen. In der morbiden Hoffnung, noch einen zweiten Schuh vorbeitreiben zu sehen.
    Tom ging zum Gebäude des DLRG und trat durch die offen stehende Tür.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ein junger Mann.
    »Ja, ich habe mich gestern mit einem Ihrer Kollegen unterhalten. Etwas größer als Sie, kurze blonde Haare, Medizinstudent. Ist er hier?«
    »Sie meinen vermutlich Frank. Oder Robert, der studiert auch Medizin, meine ich. Sind aber beide heute nicht hier.«
    »Gibt’s vielleicht eine Möglichkeit, die beiden zu erreichen? Eine Handynummer oder so?«
    »Die Privatnummern dürfen wir nicht rausgeben. Ich kann sie höchstens selbst anrufen und ihnen sagen, dass Sie sie sprechen möchten … Um was geht es denn?«
    »Ich war gestern hier, als der Fuß angespült wurde. Der Artikel und das Foto sind von mir. Ich hätte noch ein paar Fragen gehabt.«
    »Dann sind Sie Journalist, hm? Aber die Polizei war gestern schon hier, nachdem wir den Vorfall gemeldet hatten. Die kümmert sich darum.«
    »Wissen Sie denn, was mit dem Fuß passiert ist?«
    »Den haben sie mitgenommen, um ihn zu untersuchen. Müssen ja herausfinden, von wem er ist. Ich glaube, sie wollten auch DNA -Analysen von Gewebeproben machen lassen oder so was.«
    »Sie haben vermutlich keine Ahnung, wo, oder?«
    »Nein, das müssen Sie die Polizei fragen. Aber wissen Sie denn, was es mit dem Fuß auf sich hat? Scheint ja recht wichtig zu sein, hm? Heute war schon eine Frau hier, die wollte das Gleiche wissen.«
    Ärgerlich! , dachte Tom. »Hat sie gesagt, von welcher Zeitung sie kam?«
    »Nein. Aber wenn’s Ihnen um eine Story geht, sollten Sie sich jetzt beeilen. Immerhin hat sie eine gute Stunde Vorsprung.«
    Tom machte sich nicht die Mühe, in die Stadt zu fahren, um der Sache nachzugehen. Stattdessen rief er bei der für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Stelle der Hamburger Polizei an und fragte sich durch. Schließlich hatte er jemand gefunden, der den Vorfall kannte und dem erklärte er, er wolle einen Bericht über die Sache schreiben, und ob es eine Möglichkeit gäbe, das fragliche Leichenteil einmal zu sehen. Natürlich stand das außer Frage, aber die Antwort war trotzdem hilfreich: Der Fuß oder das, was davon übrig war, befand sich im Rechtsmedizinischen Institut des Universitätsklinikums Eppendorf zur Analyse. Das war alles, was Tom wissen wollte.
    Kurz nachdem Tom das Gespräch beendet hatte, erhielt Hauptkommissar Berger ein Memo per E-Mail. Er öffnete die Nachricht, überflog den Inhalt und verzog das Gesicht. Dann machte er sich einige Notizen. Er setzte eine Anweisung auf, ihm die verfügbaren Informationen über Tom Hiller zusammenzutragen. Schließlich schrieb er eine weitere E-Mail. Sie war adressiert an den Polizeipräsidenten und an dessen direkten Vorgesetzten, den Hamburger Innensenator. Berger hoffte, dass die Nachricht ihre Wirkung nicht verfehlte und die richtigen Räder in Bewegung setzen würde.
    Eine dreiviertel Stunde später lief Tom über das weitläufige Gelände des Universitätsklinikums und suchte Haus N81. Zwischen den zahllosen Bürogebäuden und Grünflächen durchquerten zahlreiche Straßen und sogar ein Shuttlebus die Anlage. Das Gelände war so
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