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Hundeleben

Titel: Hundeleben
Autoren: Wolfgang Zander
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herumliegenden Geldscheine. Ich zog den Reißverschluss wieder zu. Fertig. Das Kissen sah aus wie ein Kissen. Sehr gut.
    Ich beseitigte meine Fingerabdrücke, die Bücher ließ ich liegen. Ich löschte überall das Licht, zog die Wohnungstür sacht hinter mir zu und trat bestens gelaunt den Heimweg an.

42
    Bereits in der Brandenburger Straße kamen mir erste Zweifel. Jetzt, da ich an meinem Schreibtisch saß, wurden die Zweifel stärker.
    Mit welchem Recht war ich in Cleos Wohnung herumspaziert? Wieso hatte ich Cleos Ersparnisse geraubt? War ich das gewesen, ich, Privatdetektiv Siegfried Gass , selbsternannter Kämpfer gegen Groß- und Kleinkriminalität? Moralische Instanz in Sachen Wahrheit, Gerechtigkeit, Humanität und sonstigen Seltsamkeiten.
    Zu dem schweren Delikt Einbruch gesellten sich jetzt auch noch die klaren Schwerstdelikte Diebstahl und Flucht. Ich sah, wie der Staatsanwalt das Messer wetzte. Wie der Anwalt abwinkte und sagte: ›Klarer Fall, Herr Gass . Sie gehören ins Loch. Nichts zu machen.‹ Wie der Richter verkündete: ›Im Namen des Volkes …‹
    Was hatte ich zu meiner Verteidigung vorzubringen? Mir fiel nichts ein.
    Immerhin, ich hatte keine verwertbaren Spuren hinterlassen, jedenfalls keine, die sofort auf mich hindeuteten. Natürlich würde ich in den Kreis der Verdächtigen Einzug halten. Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen und Ex-Ehemänner gehörten zur Untersuchungsroutine. Ich musste mir eine Geschichte zurechtlegen, vor allem musste ich das Geld loswerden. Sollte ich es zurückbringen? Noch nicht.
    Ich nahm das Kissen, legte es vor mich auf den Schreibtisch und senkte langsam den Kopf. Das Geld raschelte wunderbar, vor allem, wenn ich den Kopf bewegte.
    Ich hob den Kopf wieder hoch, öffnete das Kissen und ließ das Geld herausrieseln. Der Anblick stimmte mich heiter. Was sollte mir schon passieren? Ich würde das Geld wasserdicht eintüten und irgendwo im Park Sanssouci vergraben. Ein Jahr später würde ich es holen und mir einen anständigen Urlaub in der Südsee genehmigen. Sorry , Cleo ! Aber hast du nicht immer gesagt: ›Siegfried, du bist der größte Egoist, denn ich kenne.‹ Ja, ich war sogar der größte Egoist, den ich kannte.
    Ich stapelte das Geld und fing an, es zu zählen. Nach der ersten Million machte ich Pause. Ich ließ mir einen Espresso ein, schlürfte ihn aus und ging wieder an die Arbeit. Meine Hände zitterten leicht. Nach der zweiten Million holte ich tief Luft. Ein Haus mittlerer Größe tauchte vor meinem geistigen Auge auf. Es stand am Stadtrand, auf einer grünen Wiese. Was war das? Cleo trat aus der Tür und winkte mir zu. Ich winkte zurück. Ich ging auf das Haus zu. Auf unser Haus …
    Ich riss die Augen wieder auf und zählte weiter. Bei 2.103.000 war Schluss. Schade. Ich schüttelte das Kissen noch einmal. Nichts. Na und. Da lagen 2.103.000 Euro. Reichte mir. Es war mehr, als ich bei Jauch und Co. kriegen konnte. Vor allem musste ich mich nicht zum Hermann machen. Wie kam ich auf Hermann?
    Ich schaute den vor mir liegenden Haufen an. Wie war Cleo zu dem Geld gekommen? Hatte sie im Lotto gewonnen? Nach harter Arbeit sah das Geld nicht aus. Dafür war es einfach zu viel.
    Ich zählte noch einmal. 2.103.000. Eigenartig. Die Zahl zwei Millionen schien in den letzten Tagen eine größere Rolle in meinem Leben spielen zu wollen. Ich hatte nichts dagegen. Welche Summe hatte mir Sylvia genannt? 2.173.000. Die beiden Zahlen lagen nicht allzu weit auseinander. Ach was. Das eine hatte mit dem anderen nichts zu tun. Außerdem, Cleo und Sylvia. Die beiden kannten sich zwar, dank eines gemeinsamen Bürobesuches, aber das war auch schon alles.
    Ich machte mir den Spaß und subtrahierte 2.103.000 von Sylvias Zahl. Ich kam auf 70.000. Mir wurde heiß. Ich rekapitulierte, zögerlich. Ein Packen von 50.000 Euro hatte Sylvia mir unter die Nase gehalten. 20.000 hatte ich in Marks Wohnung mitgehen lassen. Zusammen machte das … Unglaublich!
    Steckten Cleo und Sylvia unter einer Decke? Hatten sie auch bei den Morden gemeinsame Sache gemacht? Waren noch weitere Personen im Spiel? Oder waren diese bereits dort, wo man keine Forderungen mehr stellen konnte?
    Cleo ! Oh Mann! Meine Cleo ! War es ihr erster Coup? Kaum. Eine Hausbibliothek kann man nicht von nichts bezahlen. Bei den heutigen Bücherpreisen schon gar nicht.
    Ruf Proll an, bevor es noch weitere Leichen gibt! Jetzt! Sofort!
    Ich folgte meiner Aufforderung und griff zum Hörer. Dabei fiel mein
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