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Hundekuchen zum Fruehstueck

Hundekuchen zum Fruehstueck

Titel: Hundekuchen zum Fruehstueck
Autoren: Elsa Watson
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zuckt deine Nase. Was ist los? Riechst du etwa Hot Dogs?« Sie schnupperte in die Luft. » Ich rieche überhaupt nichts. Warte! Ich habe einen Regentropfen gespürt!«
    Ich stand auf und knurrte leise. Sofort sprang Zoë auf die Füße. Falls tatsächlich ein Sturm aufzog, mussten wir auf schnellstem Weg in sein Zentrum gelangen. Vielleicht konnten wir am Strand mehr vom Himmel sehen, damit wir nicht in die falsche Richtung liefen.
    Ich trottete los und freute mich, als ich Zoës Schritte hinter mir hörte. In beträchtlichem Tempo liefen wir den Hügel hinunter, an der Eisdiele vorbei zum Waterfront Park und weiter zu dem Strandabschnitt, wo sich der alte Pier für die Fischerboote befand. Ich hörte die Möwen kreischen, als sie ihre Runden über dem Wasser drehten. Irgendwo im Westen war leises Donnergrollen zu hören. Plötzlich fegte aus dem Nichts eine kalte Böe über uns hinweg und zerzauste mein Fell. Zoë bekam auf der Stelle eine Gänsehaut.
    » Hey, was ist das?«
    Urplötzlich blieb Zoë stehen und spähte über die wilden Rosen- und Salalbüsche auf etwas hinunter, das ich nicht sehen konnte. Aber hören konnte ich es – ein lautes Platschen, das von verzweifeltem Gurgeln unterbrochen wurde. Das Geräusch ließ mir die Haare zu Berge stehen. Obwohl ich die Quelle nicht sah, erkannte ich die Panik. Angst umklammerte mein Herz.
    Plötzlich ließ ein heftiger Donnerschlag die Welt um uns herum erzittern. Über dem Pfad wiegten sich die Hemlocktannen und Kiefern im Wind und steckten wie Verschwörer die Köpfe zusammen. Im fahlen Dämmerlicht waren ihre Äste vollkommen schwarz. Während die Wellen an normalen Tagen sanft auf den Strand zurollten, trafen sie heute mit ungeheurer Wucht auf die Küste. Ich hatte schon viele Stürme erlebt, sehr viele sogar, aber so bedrohlich war die Brandung noch nie gewesen.
    Zoë und ich drängten uns durch die Büsche und rannten den steilen Pfad zum Strand hinunter. Im abendlichen Licht war das Wasser stahlgrau und mit Schaumkronen bedeckt. An den tieferen Stellen fegte der Wind über die Wellenkämme hinweg und riss immer wieder die Schaumkronen mit sich. Inmitten der tobenden Elemente wirkte der alte Pier wie das zerbrechliche Skelett eines Seeungeheuers.
    Zoë hob den Arm und deutete auf etwas, das in etwa zwanzig Fuß Entfernung vom Pier im Wasser zappelte. Im selben Moment hatte ich es auch entdeckt. Im aufgepeitschten Wasser tanzte der Kopf eines Hundes auf und ab. Ein Hund. Mein Kopf brauchte fast eine volle Sekunde, um die schreckliche Wahrheit zu erfassen. Vor meinen Augen ertrank ein Hund. Ein eiskalter Schauder durchzuckte mich.
    Noch nie hatte ich etwas so sehr gewollt wie das, was ich in diesem Augenblick fühlte – am liebsten wäre ich ganz woanders gewesen. So weit weg wie möglich. Der Anblick und die Geräusche des ertrinkenden Hundes erfüllten mich mit großer Angst. Mein Magen drehte sich um. Ich konnte kaum atmen. Ich wollte nur noch den Kopf unter meinen Pfoten verstecken, um das Elend nicht mit ansehen zu müssen.
    Ich war in Panik – so als müsste ich selbst ertrinken, als fühlte ich selbst, wie das Salzwasser in meiner Kehle brannte, während ich krampfhaft versuchte, den Kopf über Wasser zu halten. Ohne den Hund anzusehen, wusste ich, wie es ihm ging. Seine Nase war erfüllt von modrigen Gerüchen und dem kalten Wind des Meeres. Seine Ohren hörten alles, was am Strand geschah, aber am lautesten hörte er das Platschen, seinen keuchenden Atem und das Hämmern seines verängstigten Herzens. Ich wusste, wie er sich fühlte – und ich wollte nur noch weg.
    Hinter uns grollte der Donner. Es war ein sanftes, fast einladendes Grollen. Ich stellte mir den gepflasterten Platz vor, trocken und warm und voll glücklicher Menschen – und weit weg von Gefahr und dem Tod durch Ertrinken.
    Ich drehte mich zu Zoë um. Im Zwielicht trafen sich unsere Blicke. Ein Zauber schwebte in der Luft. Ohne lange zu reden, wussten wir beide, dass dieser grollende Donner unsere Chance war. Diese Nacht bot uns die einmalige Gelegenheit, in das silbrige Licht eines Blitzes einzutauchen und unsere Körper endlich zurückzutauschen. Es würde vielleicht noch einen oder auch zwei Blitze geben, aber dann war die Chance für heute vorbei. Und womöglich für länger. Gewitter waren in Madrona selten. Ich hatte bisher nur ein einziges erlebt, das dem heutigen nahekam – und das war genau vor zwei Tagen, als unser Alptraum begann.
    Mit ganzem Herzen und ganzer Seele wollte
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