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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade
Autoren: Stefan Wolf
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welchen Spitznamen der Bürgermeister hat?“
    Der Alte nickte nur freundlich. „Jaja,
der Bürgermeister ist im Gemeindehaus. Zimmer zwei. Heute ist er da. Heute ist
Samstag.“
    „Fast taub, der Oldie“, stellte Tarzan
fest und erspähte einen Jungen, der am Dorfbrunnen stand und Zielspucken übte.
    Sie fragten auch ihn. Er wußte nichts,
nicht mal, daß es in Leitzenbach einen Bürgermeister gab.
    Tarzan äugte die Dorfstraße hinunter.
Eine Katze kam aus einer Scheune und verschwand hinter dem Gartentor gegenüber.
Das war alles.
    „Ehe wir hier lange rumtun und die
Leute vergeblich löchern“, meinte er, „fragen wir den Bürgermeister gleich
    selbst. Das Gemeindehaus wird ja zu
finden sein. Ab geht die Post!“
    „Heh!“ rief Flori. „Du willst den Mann
doch nicht etwa... Das grenzt an Beleidigung. Vielleicht nennen sie ihn
Triefauge oder Schweißfuß. Dann wird’s peinlich für alle, und wir sind schuld.“
    Tarzan starrte ihn an. „Hast du
Tabaksaft in den Adern oder das kühne Blut der Geckenheims. Außerdem, Flori,
ist Lefkaje keiner, der seine Späße auf Kosten anderer macht. Der läßt uns nicht
ins Messer laufen. Der... Ach, was soll’s. Ich frage.“
    Vorm Gemeindehaus parkten Fahrzeuge,
darunter zwei Trecker.
    Gaby begleitete Tarzan, was ihm lieb
war — nicht nur, weil er ihre Nähe 25 Stunden am Tag mit Wonne ertragen hätte,
sondern weil seine Freundin sehr viel bewirkte. Vor ihrem Liebreiz schmolz
nämlich jede Ablehnung - jedenfalls, wenn sie auf Männer stieß.
    Der Bürgermeister in Zimmer zwei war
ein kantiger Landwirt mit einem Schnauzbart, der wie angeklebt aussah. Er hatte
sieben oder acht Leute um sich versammelt. Da alle saßen, handelte es sich
vermutlich um eine Sitzung, und man blickte erstaunt, als das Teenager-Pärchen
— nach zweimaligem Klopfen — unaufgefordert hereinspazierte.
    Tarzan grüßte. Gaby lächelte.
    „Tut uns leid, daß wir stören“, sagte
Tarzan. „Aber wir haben es eilig. Sind Teilnehmer einer Rad-Rallye und stehen
vor der Aufgabe Numero eins, Herr Bürgermeister, nämlich Ihren werten
Spitznamen ausfindig zu machen. Wie lautet der, bitte?“
    „Katschedi“, grinste der
Schnauzbärtige.
    „Aha! Und wie schreibt man das?“
    „Ich schreib’s, wie man’s spricht. Aber
ich schreib’s eigentlich nie.“
    Die andern feixten.
    „Steckt hinter dem Katschedi eine
Bedeutung?“ forschte Gaby.
    „Wohl, wohl, kleines Fräulein. Soll aus
der Landstreichersprache sein — und bedeutet Schnaps.“
    „Na, dann Prost!“ lachte Tarzan. „Vielen
Dank und Auf Wiedersehen!“
    Draußen zog er den Aufgabenbogen aus
der Brusttasche und trug den ,Katschedi’ auf der gepunkteten Linie ein.
    Inzwischen verlas Gaby, wie es
weiterging.
    „Hinter der Dorflinde in südliche
Richtung bis zu der Gemeinde, die nichts mit vollen Backen im Sinn hat. Dann
zum Friedhof.“
    „Rätselhaft!“ krähte Klößchen. „Keine
vollen Backen? Verhungert der Ort? Oder ist dort ein Sanatorium für...
Beleibte, die abnehmen wollen?“
    Keiner wußte es. Aber als sie nach zwei
Kilometern das Ortsschild sahen, war alles klar. Das kleine Dorf hieß
HOHLWANGE, und der Friedhof lag gleich am Anfang. Ein nur kniehohes Mäuerchen
umgab ihn und verfiel seit Jahrzehnten. Nebenan war eine Weide. Ein Mutterschaf
hatte sich auf den Gottesacker verirrt und suchte sich die schmackhaftesten
Gräser, was die Verblichenen in ihrer Ruhe sicher nicht störte.
    Niemand war in der Nähe.
    Am Eingang teilte Gaby die nächste
Aufgabe mit: „Siebte Reihe rechts, die Inschrift vom fünften Grab.“
    „Ist ja ein starkes Stück“, regte sich
Flori auf. „Irgendwie respektlos. Habe ich recht?“
    „Du hast Unrecht“, pfiff Tarzan ihn an.
„Wir sind nicht hier, um Gräber zu verwüsten oder auch nur ungebührliches
Betragen an den Herbsttag zu legen. Wir studieren eine Inschrift. Fertig aus.“
    Thilo blieb bei den Rädern. Die andern
fanden das Grab. Moos gedieh auf dem Friedhof überall. Es überwucherte Steine
und Sockel. In die besagte Ruhestätte hatte man einen gewissen Rudolf Fäustl
gebettet — am 7.7. vor zwölf Jahren. Er war Berufsboxer gewesen.
    Gaby entzifferte (las) die
Inschrift: „Sein... Leben war... Kampf. Hm. Sehr sinnig.“
    Flori begann zu lachen, was ihm einen
Rippenstoß eintrug.
    „Wir sind hier nicht auf dem
Rummelplatz“, sagte Tarzan und dachte: Was der auch macht, der Leerbrenner,
falsch ist es immer. Eine Plage! Ich wünschte, ich könnte ihn netter behandeln.
    Bei
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