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Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Titel: Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)
Autoren: Alice Vandersee
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vorstellte.
    Jasmins Augen weiteten sich, dann brach sie in schallendes Gelächter aus. »Du? Nele ist deine Tochter? Hätte ich mir ja denken können, dass du so endest und sie deiner Mutter aufs Auge drückst.«
    »Ich...was? Nein, Nele ist nicht mein Kind.«
    »Nele ist die Pflegetochter von Frau Reuter. Also der alten Frau Reuter, nicht dieser Frau Reuter hier.« Die Erklärungsversuche des Lehrers machten es irgendwie nicht besser.
    Mit einem süffisanten Lächeln blickte Jasmin auf meine Jeanshose.
    »Du weißt schon, dass wir ins Theater gehen, oder?«
    »Aber...natürlich.« Wieso stammelte ich auf einmal?
    »Vermutlich warst du bis jetzt zu sehr mit deinem exzessiven Alkoholkonsum beschäftigt und der Tatsache, dass du den Vater deiner Tochter nicht kennst, und bist daher in Sachen Mode-«
    »NELE IST NICHT MEIN KIND!«, schrie ich.
    Jemand stieß mich im Vorbeilaufen an, sodass ich fast zur Seite fiel. Nele lief Richtung Parkplatz. Mein Hals schnürte sich zu, als ich die lauten Schluchzer hörte.
    »Nele, warte!«, rief ich und lief dem Mädchen hinterher.
    Hinter dem Fahrradschuppen hatte ich sie endlich eingeholt.
    Sie saß auf einem Baumstamm, den Kopf im Schoß vergraben und weinte.
    Vorsichtig trat ich näher. »Es tut mir leid! Jasmin ist eine blöde Kuh, sie ist sozusagen meine Finja aus der Schulzeit. Sie treibt mich einfach zur Weißglut.«
    Nele hob den Kopf. Ihre Augen waren knallrot. »Ich würde mich auch nicht als Kind haben wollen«, schluchzte sie.
    »Ach, red’ keinen Stuss«, sagte ich, kniete mich zu ihr und strich ihr unbeholfen über den Rücken.
    »Wenn meine Mutter betrunken war, was so ziemlich jeden Tag der Fall war, hat sie immer gesagt, dass sie mich lieber vor einem Waisenhaus hätte aussetzen sollen.«
    »Hat wohl zu viel Dickens gelesen«, murmelte ich, kramte ein zerknittertes Taschentuch aus der Hosentasche und wischte ihr damit über die Augen.
    »Weißt du Nele, es ist-«
    »Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«
    Kokolores hatte sich so leise an uns herangepirscht, dass wir beide zusammenzuckten.
    »Ja, geht so«, meinte ich und warf Nele einen besorgen Blick zu, die sich nun kräftig die Nase schnäuzte.
    Das Trappeln von High Heels kündigte Jasmin bereits eine halbe Minute vorher an. Gerade noch genug Zeit, den Ameisen zuzurufen, sich in Sicherheit zu bringen. Was ich auch tat.
    Daraufhin prustete Nele vor Lachen, was eine unschöne Schnodderspur im Taschentuch hinterließ.
    Kokolores sah mich mit weit aufgerissenen Augen an und wirkte so, als wolle er mir jeden Moment die Stirn fühlen. Doch dann grinste er plötzlich, und auf einmal sah er gar nicht mehr wie ein dämlicher Möchtergern-Golfer aus. Er hatte niedliche Grübchen, und erst jetzt bemerkte ich seine langen Wimpern.
    »Hier seid ihr!« Jasmin strich sich mit einer theatralischen Geste eine Haarsträhne aus dem Gesicht und starrte dabei unablässig zu Nele. »Armes Kind.«
    »Ich bin sehr stolz auf Nele! Sie ist die beste Tochter, die man sich wünschen kann!«, rief ich zu meiner eigenen Überraschung.
    Neles Kopf schoss hoch.
    »Und wieso lebt sie dann bei deiner Mutter?«
    »Das geht dich gar nichts an. Und zu deiner Information, ich weiß sehr wohl, wer ihr Vater ist.«
    Kokolores räusperte sich und blickte mit einem Stirnrunzeln von mir zu Nele.
    »Hast du nicht das Sorgerecht verloren, weil du ständig betrunken warst und das arme Kind vernachlässigt hast?«
    »Ich mag alles Mögliche sein, aber ich bin nicht arm!«, schrie Nele, sprang auf und ging Richtung Schulgebäude zurück.
    »Ich glaube«, begann Kokolores und sah nun unsicher von mir zu Jasmin, »das ist hier kein geeigneter Ort, diese Unterhaltung zu führen.«
    »Das finde ich auch«, stimmte ich ihm zu und wandte mich bereits zum Gehen, als ich das verhasste Kichern hörte, das Jasmin schon zu Schulzeiten dafür nutzte, weitere Gemeinheiten einzuläuten.
    »Vielleicht sollten wir in eine Kneipe gehen.«
    Ich spürte, wie mein Gesicht rot anlief und schnappte nach Luft, doch Jasmin hatte bereits auf dem Absatz kehrt gemacht und nur eine blumige Parfumwolke zurück gelassen, die jede Biene vermutlich vom Kurs abgebracht und an den Nordpol befördert hätte.
    »Ja, also, dann...« Kokolores lächelte mir aufmunternd zu und meine Wut über Jasmin verflog ein wenig.
    »Auf ins Theater«, sagte ich eine Spur zu fröhlich.
     
     
     
     

4.Kapitel
     
    In der S-Bahn folgte der nächste Schock. Denn kurz nachdem wir losgefahren waren, stoppte die
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