Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Titel: Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)
Autoren: Alice Vandersee
Vom Netzwerk:
Bahn auch schon wieder, da sich Personen auf den Gleisen aufhielten. Schnell zählte Kokolores die Schüler durch und atmete erleichtert auf.
    »Verdammte Selbstmörder«, zischte Jasmin und starrte angestrengt aus dem Fenster; verrenkte sich beinahe den Hals, um einen Blick auf die Personen zu werfen, die uns die Warterei einbrockten.
    Die Minuten vergingen und die Kinder wurden immer unruhiger. Nele saß mit einer Klassenkameradin ganz hinten im Abteil und spielte auf einem Nintendo. Ich war froh, als ich sie lachen hörte.
    Die Jungs hingegen fingen an im Abteil herumzulaufen und bewarfen sich mit Schokolinsen und Papierabfällen. Ein älterer Herr beschwerte sich lauthals bei Kokolores, doch dessen Versuche die Rasselbande zu zähmen, scheiterten. Zum Glück war der Rentner der einzige weitere Fahrgast in unserem Abteil.
    »Die Jugend von heute! Kein Wunder, dass es nur noch Mord und Totschlag gibt.«
    »Sie waren sicher ein Musterknabe«, säuselte Jasmin. Der ältere Herr schüttelte wortlos den Kopf, stand auf und setzte sich drei Sitzreihen weiter nach hinten.
    Ich ging unruhig im Gang umher. Ich litt an Klaustrophobie, und eingesperrt zu sein, mit halbwilden Jugendlichen, konnte durchaus eine Panikattacke auslösen. Ich hatte ja lange keine mehr gehabt. Am Freitag, als ich im Badezimmer eingesperrt war, bis ich festgestellt hatte, dass die Tür nur klemmte. Und am Samstag, als der Fahrstuhl so seltsame Geräusche von sich gegeben hatte, sodass ich glaubte, er würde stecken bleiben. Aber das war schon über eine Woche her.
    »Entzugserscheinungen?«, fragte Jasmin mit zuckersüßer Stimme.
    »Klaustrophobie«, erwiderte ich knapp und ließ mich wieder auf einen Sitz fallen.
    »Vielleicht helfen Atemübungen«, schlug Kokolores vor und lächelte mich dabei so seltsam an, dass ich nicht sicher war, ob er das ernst gemeint hatte. Also lächelte ich - vermutlich ziemlich dümmlich aussehend - zurück.
    Nach einer halben Stunde kam eine weitere Durchsage. Die S-Bahn würde zurück nach Altona fahren. Die Begründung ging in einem lauten Knistern unter.
    Ein Raunen ging durch das Abteil.
    Als wir in Altona strandeten, wurde relativ schnell klar, dass der gesamte öffentliche Nahverkehr zusammengebrochen sein musste.
    Mütter mit Kinderwagen liefen hektisch an uns vorbei, brüllten in ihre Handys und fluchten lauthals. Männer in schicken Anzügen, mit Aktentaschen unter den Armen, standen auf den Bahngleisen und warfen ungläubige Blicke auf die Anzeigetafeln, während Mitarbeiter der Deutschen Bahn dem Andrang der Fragen gar nicht Herr werden konnten.
    »Wie im Tollhaus!«, schrie Jasmin ihrer Tochter zu, die sich darüber beklagte, dass sie sich beim Aussteigen einen Fingernagel abgebrochen hatte.
    Kokolores kam auf die grandiose Idee ins Museum zu gehen, das ja praktisch um die Ecke lag, da man es ja nun unmöglich pünktlich ins Theater schaffen würde.
    Keine zwanzig Minuten später standen wir also vor dem Altonaer Museum für Kunst-und Kulturgeschichte.
    Das Gemotze der Kinder hielt sich in Grenzen. Entweder, weil die meisten keinen großen Unterschied zwischen einem Theater und einem Museum sahen, oder weil sie fast alle Kopfhörer im Ohr hatten und Musik hörten.
    Doch vor dem Eingang bestand Kokolores darauf, die Kopfhörer in die Taschen zu packen. Ich warf einen kurzen Blick auf Nele, die hinter mir stand und mit den Augen rollte.
    Kokolores zählte noch einmal alle Schüler durch, stellte fest, dass er einen zu viel gezählt hatte, und kratzte sich daraufhin am Kopf.
    Jasmin lachte schrill. »Vermutlich haben Sie mich mitgezählt. Das passiert mir öfter.«
    »Du wirst öfter für einen pickeligen, nervigen Teenager gehalten?«, fragte ich.
    Jasmin funkelte mich an und schürzte die Lippen.
    »Ich werde öfter für eine Schülerin gehalten. Das liegt an den Schlammpackungen und revitalisierenden Augencremes. Ich sehe kaum älter aus als achtzehn, wurde mir letztens bestätigt.«
    Hinter mir hörte ich Nele kichern.
    »Du siehst aus wie über vierzig, du Secondhand-Kind!«, rief Finja.
    Nele lief rot an. »Wenigstens suhle ich mich nicht wie ein Schwein im Schlamm.«
    »Kinder! Aufhören!« Kokolores schob die Kinder Richtung Eingangstür.
    Wie sich herausstellte, gab es eine sehr interessante Ausstellung.
     
Verzaubert - von geheimen Wissenschaften und magischen Spektakeln.
     
    Zu meinem Erstaunen zeigten die meisten Kids ein reges Interesse, und auch ich war von einigen Ausstellungsstücken und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher