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Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Titel: Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)
Autoren: Alice Vandersee
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Realschulabschluss waren wir ein halbes Jahr lang zusammen.«
    Ich war verwundert. Oliver war ein schüchterner Junge gewesen, der zwar gute Noten geschrieben, aber kaum Freunde gehabt hatte. Er war klein und schmächtig gewesen, mit vielen Sommersprossen und sicherlich nicht Jasmins Typ.
    »Du wusstest das nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wir haben in derselben Bankfiliale unsere Ausbildung gemacht. Er entpuppte sich als ziemlich nett.«
    »Seit wann stehst du denn auf nett?«
    Jasmin lächelte kurz. »Deine Nele ist ein hübsches Mädchen. Du solltest aufpassen, dass ihr das nicht zu Kopf steigt.«
    »Sie ist nicht meine Tochter.«
    »Ich weiß.« Mit unsicheren Schritten ging sie zum Barschrank und füllte ihr Glas nach.
    »Ich dachte immer, um glücklich zu sein, genügt es eine Familie zu haben. Aber das kann nicht richtig sein, wenn das Glück so schnell zerbricht, weil dein Mann dich betrügt, oder?«
    Ich wusste darauf keine Antwort und war froh, als Nele die Treppe herunter kam, in der Hand einen Stapel Ausdrucke. »Wir können los«, sagte sie fröhlich.
    Jasmin stürzte ihren Whiskey herunter und begleitete uns zur Tür.
    »War nett, mal mit dir zu reden«, lallte sie.
    Ich nickte nur und ging mit Nele zum Auto.
    »Ich sollte mich freuen, wegen der Anrufe, mit denen Finja bombardiert wurde. Sie sah richtig fertig aus und hatte sogar Angst. Aber ich konnte mich nicht freuen.«
    »Du bist eben ein nettes Mädchen.«
    »Aber mit nett sein, kommt man nicht weiter.«
    »Das kommt darauf an, wohin du willst.«
     
     
     
    Während Nele die halbe Nacht damit verbrachte ihr Referat zu retten, trank ich eine halbe Flasche Rotwein, aß Käsecracker und telefonierte stundenlang mit Sophie, die zwar pausenlos in den Hörer gähnte, mir aber immer wieder auf Nachfragen versicherte, dass sie nicht so viel Schlaf brauchte und ich sie nicht nervte.
    »Und wann siehst du Kokolores wieder?«
    »Ich weiß noch nicht. Ich hoffe, dass er Morgen anruft.«
    »Und was ist mit Tom?«
    Ich warf ein Blick auf mein Handy, das auf dem Nachttischschrank ruhte.
    »Ich weiß nicht. Zuerst fand ich ihn traumhaft, aber irgendwie geht mir das alles zu schnell. Ich glaube, er will bloß Sex.«
    »Und was willst du?«
    »Mehr als Sex, auf jeden Fall. Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist. Ich gehe doch normalerweise nicht so schnell mit einem Typen ins Bett. Tom hatte irgendwie etwas an sich, dass ich nicht widerstehen konnte. Aber jetzt finde ich ihn einfach nur noch aufdringlich und plump.«
    Auf jeden Fall musst du dich für einen entscheiden. Oder beiden eine Abfuhr erteilen.«
    »Ja. Ja, ich weiß.«
    »Aber das mit Kokolores Mutter interessiert mich ja nun. Hast du nicht gegoogelt?«
    »Nein. Ich meine, neugierig bin ich schon. Ein bisschen. Aber wenn er es mir hätte sagen wollen, dann hätte er es getan.«
    »Wie heißt Kokolores noch mal mit richtigem Namen?«
    »Das sage ich dir nicht. Du willst nur in deinen Klatschzeitschriften nachgucken.«
    »Ich verrate dir auch nichts. Komm schon, Lucy.«
    »Nein, du kannst das dann sowieso nicht für dich behalten. Außerdem ist es nicht wichtig.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, überkam mich auf einmal eine Art Heimweh. Nicht unbedingt nach meiner kleinen Wohnung. Eher nach dem alten Leben. Ohne Männer. Ohne sich Gedanken darum zu machen, was man anzieht. Ohne sorgfältig zu überlegen, wie man eine SMS schreibt, was man am Telefon sagt. Wie man es sagt. War ich überhaupt bereit für eine neue Beziehung? Eigentlich war ich doch ganz zufrieden als Single.
    Aber andererseits hatte ich oft genug abends auf meiner Couch gesessen und mich selbst bemitleidet, weil ich alleine war und niemanden hatte, der mich liebte.
    Ich lag noch lange wach, bis ich im Morgengrauen endlich einschlafen konnte.
     
     
    Gegen vierzehn Uhr am nächsten Tag rief meine Mutter an, um mir zu sagen, dass man sie in vier Tagen entlassen würde.
    »Das ist ja toll«, sagte ich mit wenig Begeisterung in der Stimme und fühlte, wie sich auf einmal ein Kloß in meinem Hals ausbreitete.
    »Also, bis in vier Tagen!«, sagte meine Mutter fröhlich und legte auf. Ich stand einfach da und starrte aus dem Küchenfenster.
    »Weinst du?«
    Erschrocken fuhr ich herum. Nele musterte mich sorgenvoll.
    Mit der flachen Hand wischte ich mir über das Gesicht. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mir Tränen über die Wangen gerollt waren.
    »Wie war das Referat?«, fragte ich und versuchte fröhlich zu klingen.
    »Wir haben eine 2
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