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Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Titel: Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)
Autoren: Alice Vandersee
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von Tom.
     
Wieder Freunde?
     
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Ich war drauf und dran die SMS unbeantwortet zu lassen, doch dann würde er vermutlich wieder wütend werden oder schmollen. Also tippte ich schnell zurück.
     
    Du warst wütend auf mich, nicht andersherum .
     
     
     
Ja, ich weiß. Tut mir leid. Wollen wir die letzte Nacht wiederholen?
     
Jetzt?
     
    Du fehlst mir, Lucy.
     
    Sorry. Ich kann nicht, bin auf einem Elternabend.
     
Und danach?
     
     
    Mist. Was sollte ich denn bloß schreiben? Und wieso kam Tom auf einmal so plump daher? Aber eigentlich war er schon bei unserem ersten Date so direkt gewesen. Noch nie zuvor hatte mich ein Mann auf so direkte Art gefragt, ob ich mit ihm schlafen wolle. Zuerst war ich geschmeichelt gewesen. So etwas konnte man vielleicht einmal bringen. Aber nun zum zweiten Mal? Und dann noch per SMS, nachdem er mich vorher halbwegs beschimpft hatte?
    Ging es ihm nur um Sex? Eigentlich konnte ich doch eine Einladung zu einem Essen erwarten, nachdem er sich so unmöglich aufgeführt hatte!
    Als ich Kokolores mit einer dampfenden Auflaufform durchs Wohnzimmer laufen sah, ließ ich das Handy zurück in meine Handtasche gleiten.
    »Das duftet aber gut«, sagte ich.
    »Italienischer Nudelgratin, nach eigener Rezeptur«, sagte er stolz und stellte das Essen auf dem Tisch ab. Mein Handy piepte erneut. Ich tat, als hörte ich es nicht.
    »Vielleicht ist es Nele«, sagte er.
    Widerwillig nahm ich das Handy heraus, warf einen Blick aufs Display und stöhnte.
     
Sehen wir uns nun danach?
     
Ich melde mich Morgen, ich kann jetzt nicht!
     
    Dann warf ich das Handy in die Handtasche zurück.
    »Ich bin am Verhungern«, meinte ich und blickte gierig zum Essen, in der Hoffnung, dass Kokolores nicht weiter nachbohren würde.
    »Dann sollten wir anfangen!«
    Natürlich kleckerte ich. Bereits nach dem dritten Bissen. Und natürlich stieß ich mein Sektglas um, beim Versuch eine Nudel vom Tischtuch aufzuheben. Normalweise hatten die Männer genügend Anstand so zu tun, als bemerkten sie das nicht. Nicht so Kokolores.
    »Mit Ihrem Essverhalten kurbeln Sie aber ganz schön die Waschmittelindustrie an.«
    Ich wusste nicht, ob ich im ersten Moment lachen oder ihn mit Blicken skalpieren sollte.
    »Ich könnte es nicht verantworten, wenn noch mehr Firmen Pleite gingen und daraufhin Tausende hart arbeitender Menschen ihren Job verlieren. Irgendwo muss ja man anfangen, die Wirtschaft zu unterstützen.«
    »Das gefällt mir an Ihnen.«
    »Meine schlechten Manieren beim Essen oder meine altruistische Einstellung?«
    Er lachte. »Ihre Ehrlichkeit. Sie verstellen sich nicht. Sie stehen zu ihren kleinen Macken, können über sich selbst lachen. Nehmen sich selbst nicht so furchtbar wichtig.«
    »Hm«, machte ich und schob meinen leeren Teller zur Seite. »So hab ich das bis jetzt noch nicht betrachtet.«
    »Die letzte Frau, mit der ich ausging, war furchtbar bemüht darum mich zu beeindrucken. Sie tat so, als hätte sie Ahnung von klassischer Literatur, warf mit Namen berühmter Autoren um sich und gab vor, in der Kindheit mit Kaviar gefüttert worden zu sein.«
    Ich hob eine Braue.
    »Meine Mutter hat viel Geld, das weiß jeder, der Klatschzeitschriften liest. Und als ihr einziges Kind, bin ich wohl so etwas wie ein begehrter Junggeselle.«
    »Oh«, machte ich. Ich las solche Zeitschriften nicht einmal beim Arzt im Wartezimmer, wenn ich denn mal einen aufsuchte.
    »Sie haben keine Ahnung, wer meine Mutter ist, oder?«
    Wahrheitsgemäß schüttelte ich den Kopf. Er lächelte. »Das ist wirklich mal erfrischend.«
    Nun war ich neugierig, doch ich traute mich nicht nach seiner Mutter zu fragen, aus Angst, dass er mich mit den anderen Frauen in einen Topf stecken würde.
    »Sie kommen aus Kiel, oder?«
    »Ja. Ich bin nach der Ausbildung zu meiner Cousine gezogen. Ich brauchte einfach einen Tapetenwechsel.«
    Er nickte. »Kiel ist sehr schön.«
    Etwas berührte meine Beine und ich zuckte zusammen, woraufhin ich mein Sektglas erneut umstieß.
    »Das ist Sophokles«, sagte Kokolores, bückte sich und hob einen grauen Kater hoch. »Fine versteckt sich immer, wenn ich Besuch habe. Es sind Geschwister. Haben Sie Haustiere?«
    »Ich habe bis vor Kurzem einen ziemlich stressigen Job gehabt, sodass ich kaum Zeit fürs Essen hatte.«
    »Ich wollte zuerst keine Haustiere. Aber meine Ex-Freundin hat sie angeschleppt und dagelassen, als sie ging. Aber irgendwie ist es nett, wenn man nach Hause
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