Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Titel: Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)
Autoren: Alice Vandersee
Vom Netzwerk:
ich über seine Reaktion enttäuscht war. Klar sollte so ein Umzug gut überlegt sein. Aber er hatte mich geküsst. Er mochte mich. Vielleicht mochte er mich sogar sehr. Und nun tat er, als sei es ihm gleichgültig, ob ich zurück nach Kiel ging oder nicht.
    »Ich würde mich natürlich freuen, wenn du dichter wohnen würdest. Aber ich weiß, wie schwer es ist, alles hinter sich zu lassen.«
    »Ach, da ist bloß Sophie und die hat im Moment so viel um die Ohren, dass ich sie eh kaum zu Gesicht bekomme.«
    Ich lächelte. Er würde sich freuen, wenn ich hierher ziehen würde. Das sagte man doch nicht einfach so, wenn man es nicht meinte, oder?
    »Hast du keine Lust mehr als Reiseleiterin zu arbeiten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, möchte ich lieber sesshaft werden. Ich plane, mich mit einem Catering Service selbstständig zu machen.«
    Er warf einen kurzen Blick auf seinen Teller und räusperte sich. »So mit Essen, ja?«
    »Ich dachte eher an Häppchen und Muffins und so. Und für warme Speisen suche ich mir dann eine Köchin. Ich eigne mich eher für das Organisatorische.«
    »Ich hätte zu viel Angst mich in der heutigen Zeit selbstständig zu machen«, meinte er nach einer Weile.
    »Ich habe das Gefühl, mir bleibt gar keine andere Wahl. Ich habe in den letzten zwei Monaten fünfzig Bewerbungen geschrieben. Alles Absagen. Ich würde gerne wieder in einem Reisebüro arbeiten, aber dank des Internets werden immer mehr geschlossen.«
    »Ich gehe ja immer noch ins Reisebüro. Diesen Internetportalen traue ich nicht über den Weg.«
    »Ich finde persönliche Beratung auch sehr wichtig, besonders, wenn es um den Urlaub geht. Immerhin freut man sich das ganze Jahr über darauf.«
    »Hast du vor in diesem Sommer zu verreisen?«, fragte er plötzlich.
    »Nein, das ist finanziell leider nicht drin. Und du?«
    »Ich werde einen guten Freund besuchen, auf seinem Weingut in Frankreich.«
    »Da kann man ja glatt neidisch werden. Für wie lange denn?«
    »Drei oder vier Wochen. Aber zu viel Neid ist da nicht angebracht. Ich muss in den Sommerferien einen Haufen Klassenarbeiten korrigieren. Ich werde also auf einer Veranda sitzen, mit gutem Wein und Käse und ab und zu von Arbeitsbögen aufblicken, um die wunderschöne Landschaft zu genießen.«
    Ich versuchte ihn mir auf einem Weingut vorzustellen, aber ich bekam das Bild nicht zusammen. Dann schob sich auf einmal ein anderes Bild vor mein inneres Auge. Wir beide auf einer Wolldecke inmitten der Weinberge, mit einem Picknickkorb. Ich musste beinahe lachen. Wie albern!
    »Wir haben übrigens beschlossen, eine Projektwoche zum Thema Mobbing zu machen. In der letzten Woche vor den Sommerferien.«
    »Das klingt toll«, sagte ich und begriff erst im nächsten Moment, dass ich dann wieder in Kiel sein und meine Mutter sich wieder um Nele kümmern würde.
    Er schob den Teller beiseite, den er kaum angerührt hatte, nahm einen Schluck Wein und starrte auf die Fensterbank.
    »Ich überlege die ganze Zeit, wie ich etwas ansprechen soll«, sagte er dann. Nun kommt es. Er war verheiratet. Hatte Kinder. Uneheliche Kinder.
    »Nur zu«, forderte ich ihn schweren Herzens auf.
    »Ich glaube, ich habe mich-«
    Die Türklingel läutete Sturm.
    Stirnrunzelnd blickte ich zu Kokolores, doch bevor ich aufgestanden war, hörte ich Nele rufen, dass sie öffnen würde.
    »Hey, Sie können hier nicht so einfach reinmarschieren!«, schrie Nele. Auf dem Flur war Gepolter zu hören. Kokolores stand auf. In der Hand hielt er seine Gabel wie eine Forke umklammert.
    »Ich muss mit ihr sprechen!«
    Das Herz rutschte mir in die Hose, als ich Toms Stimme hörte, dann stieß er die Tür zum Wohnzimmer auf und blieb mitten im Türrahmen stehen.
    »Wir müssen reden!«, rief er.
    »Tom! Wir haben doch telefoniert. Es gibt nichts mehr zu sagen!«
    Kokolores sah unsicher Tom zu mir.
    »Hast du mich wegen diesem Penner abserviert?« Tom sah furchtbar aus. Seine Haare waren strähnig und mit irgendetwas verklebt.   Motoröl, wie es aussah. In seinen Augen war fast nur das Weiße zu erkennen. Er wirkte wie ein Irrer.
    »Verschwinde! Wir haben uns nichts mehr zu sagen«, sagte ich laut.
    »Du setzt deinen blöden Kater in meinem Garten aus und ersäufst fast, um mich besser kennenzulernen, schläfst mit mir, machst mich mit allen Mitteln der Kunst an und dann servierst du mich ab?!«
    Mir klappte der Mund auf. »Also-«
    »Ich sollte wohl besser gehen«, sagte Kokolores.
    »Genau! Hau ab, das geht dich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher