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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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Laet, der als solcher mit der Mannschaft der Arche besser bekannt gewesen seyn muß, erklärt diese Ansicht für höchst lächerlich; man muß in der That die vertraute Bekanntschaft bewundern, in welche die Historiker immer mehr mit den Patriarchen und andern großen Männern des Alterthums kommen, auf diese Art werden wir bald von Noah’s Schiffsbüchern eben so genau unterrichtet seyn, wie von denen Cooks und Robinsons Crusoe.
    Da die gelehrten Forscher doch so weit mit ihren schwierigen Untersuchungen gekommen sind, daß das Factum feststeht, daß dieses Land entdeckt worden , so darf ich über diesen Gegenstand kurz seyn.
    Ich brauche mich daher nicht dabei aufzuhalten, ob Amerika zuerst durch ein umherschweifendes Schiff der berühmten phönicischen Flotte entdeckt wurde, die nach Herodot Afrika umschiffte, oder von jener carthaginiensischen Expedition, die nach dem Naturforscher Plinius die canarischen Inseln fand, oder ob es durch eine Colonie von Cyrus angebaut wurde, wie nach Aristoteles und Seneca. Auch will ich nicht nachforschen, ob es vielleicht durch die Chinesen bevölkert ward, wie Vossius höchst scharfsinnig behauptet, oder durch die Norweger im Jahr 1002 unter Björn, noch ob durch Behaim, den deutschen Seefahrer, wie Hr. Otto den Savans der gelehrten Stadt Philadelphia zu beweisen gesucht hat.
    Auch will ich nicht die neueren Ansprüche der Bewohner von Wallis untersuchen, die sie auf eine Reise des Prinzen Madoc im 11. Jahrhundert gründen, der ohne Zweifel, da er nie zurückgekehrt ist, nach Amerika ging, nach einem ganz einfachen Satz, der so lautet, wenn er nicht dorthin ging, wo soll er anders hingegangen seyn? – eine Frage, welche gewiß höchst sokratisch allen weiteren Streit aufhebt.
    Lege ich nun diese und andre befriedigende Vermuthungen ganz bei Seite, so komme ich auf die schlichte historische Thatsache im Munde des Volks, daß Amerika am 12. October 1492 von Christovallo Colon, einem Genueser, entdeckt wurde, dessen Namen man sehr ungeschickt in Columbus verwandelt hat, aus welchem Grund, weiß ich nicht. Ohne mich bei diesem bekannten Factum aufzuhalten, will ich nur beiläufig erwähnen, daß dieses Land eigentlich Colonia [Fußnote: Zu deutsch hieße es Cöln . – Anm. d. Uebers. ] nach seinem Namen heißen müßte.
    Ehe wir nun zu dem glücklichen Besitz dieses Welttheils kommen, gibt es noch allerhand zu thun: Wälder niederzuhauen, kleines Gehölz zu roden, Sümpfe auszutrocknen und Wilde auszurotten. – In gleicher Weise muß ich auf dem historischen Felde mit Fragen, Zweifeln und Paradoxen kämpfen, bis wir endlich über dieses Land klar sehen.

Viertes Kapitel.
    Wie die Philosophen große Arbeit gehabt, Amerika zu bevölkern, und wie die Eingebornen – zum großen Troste des Autors – durch Zufall erzeugt wurden.
    Wie viele Gänseschwingen sind nicht geplündert, wie viele Seen von Dinte nicht ausgeschrieben, wie viele Köpfe von Gelehrten nicht ausgeleert und völlig verwirrt worden, um so viele Millionen Mitgeschöpfe, wie die alten Amerikaner, dem von andern Philosophen über sie verhängten Nichts zu entreißen. Ueber alle Folianten, Quartanten, Octavbände steigen wir hinweg und kommen in der Geschichte bei den nächst competenten Reclamanten, den Nachkommen Abrahams an.
    Christoval Colon zog bei der Entdeckung der Goldminen von Hispaniola auf der Stelle und mit einer Schärfe, die einem Philosophen Ehre gemacht haben würde, den Schluß, daß er das alte Ophir Salomo’s gefunden habe; er glaubte sogar die Schmelzöfen der Hebräer in vorhandenen Ueberresten zu erkennen.
    Sogleich wurde dies von den Gründlingen der Gelehrsamkeit aufgefaßt, besonders von Vetablus und Robertus Stephens; Arius Montanus behauptete, Mexico sey das wahre Ophir und die Juden die ältesten Amerikaner. Possevin, Becan und andre scharfsinnige Antoren führen zu dem Ende eine vermuthete Prophezeihung im 4. Buch Esräs an, die ihrer Ansicht, als Grundstein ihres Stützpfeilers, unerschütterliche Dauer gibt.
    Aber unser Hans de Laet, der große Holländer, wirft alle diese Hypothesen nieder und schreibt die Spuren vom Christenthum und Heidenthum, die sich im alten Amerika finden, alle dem Teufel zu, der sich von jeher bestrebt habe, den Dienst des wahren Gottes nachzuäffen, worin ihm auch der Padre d’Acosta beistimmt.
    Dagegen behaupten wieder einige Autoren, worunter Lopez de Gomara und Juan de Leri, die Canaaniten, aus dem Lande der Verheißung der Juden vertrieben, seyen so von
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