Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
Vom Netzwerk:
der Expedition war.
    Die Reise ging ruhig und glücklich von Statten – das Schiffsvolk war von geduldigem Temperament, viel dem Schlaf und der Ruhe, wenig dem Denken ergeben, welches die Ursache alles Mißvergnügens ist. Hudson hatte genug Schnaps und Sauerkraut mitgenommen, und jeder durfte auf seinem Posten schlafen, bis der Wind blies. Commodore Hudson benahm sich zwar einigemal nicht ganz zur Zufriedenheit der erfahrnen Seeleute und verbot ihnen mehr als fünf Jacken und sechs Paar Hosen zu tragen, um die Leute, wie er sagte, mehr alert zu machen, und niemand durfte mit der Pfeife im Mund im Takelwerk arbeiten oder an den Segeln etwas machen, wie es noch heute die Vorschrift auf den holländischen Schiffen ist. – Aber alle diese Aergerlichkeiten mit den Seeleuten waren nur vorübergehend; sie aßen tüchtig, tranken viel und schliefen nach Herzenslust, und so erreichte das Schiff, unter dem besonderen Beistand der Vorsehung, die Küste von Amerika, wo sie endlich nach einigem Halten und Hin-und Herfahren am 4. September jene majestätische Bai betraten, die sich noch bis auf diesen Tag in weiter Ausdehnung vor der Stadt New-York hinzieht und niemals zuvor von Europäern berührt worden war. [Fußnote: Was in Hackluyts Reisen von dem Florentiner Verazzani vorkommt, ist aus drei Gründen nicht zulässig; erstens weil Verazzani’s Bai der von New-York grade so ähnlich ist, wie meine Nachtmütze; zweitens weil dieser Verazzani ein verwünschter Florentiner ist, wie Amerigo Vespucci, der die Welt schon um einen großen Taufnamen betrogen hat; und drittens weil Hudson von Holland kam und es daher gewiß und wahrhaftig eine niederländische Expedition war. Wem von den alten Bürgern dieser Stadt dies noch nicht genügt, ist nicht werth, ein Holländer zu heißen und widerlegt zu werden. ]
    Nach einer Familien-Tradition zeigte der große Seefahrer, als er nun den Anblick dieser bezaubernden Insel genoß, zum ersten und einzigen Male in seinem Leben Symptome großen Erstaunens. Er wandte sich gegen Freund Juet und sprach die merkwürdigen Worte: «Sieh! dort!» und damit stieß er, wie gewöhnlich, wenn ihm etwas gefiel, solche dicke Wolken Tabacksdampf aus, daß das Schiff in einer Minute das Land aus dem Gesicht verlor und Herr Juet warten mußte, bis die Winde den undurchdringlichen Nebel zerstreut hatten.
    Es war – so pflegte mein Urgroßvater zu sagen (wie mir wiedererzählt wurde) – wirklich ein Ort, wo das Auge ewig ruhen möchte, voll immer neuer und unendlich reicher Schönheiten. Die Insel Mannahata breitete sich wie ein liebliches Phantasiegebilde, oder wie eine Feenschöpfung vor ihnen aus. Hügel mit lachendem Grün hoben sich über einander empor, mit hohen Bäumen von üppigem Wachsthum gekrönt; einige streckten das spitzige Laub nach den Wolken, die in hellem Glanz erschienen; andere, mit der grünen Frucht rankende Reben belastet, beugten die schweren Zweige zur Erde, die mit Blumen bedeckt war. Auf den sanften Abhängen standen in lachendem Gemisch der Sumach, der Hundsstrauch und die Hagebutte, deren scharlachrothe Früchte und weiße Blüthen gegen das dunkle Grün der Blätter glänzend abstachen. Da und dort erhob sich eine kräuselnde Rauchsäule aus den kleinen Thälern, die sich der Küste entlang öffneten, und schien den müden Reisenden einen Willkomm von freundlichen Mitgeschöpfen zuzuwinken. Wie sie so mit Spannung die reizende Scene betrachteten, trat ein rother Mann, mit einem Federbüschel gekrönt, aus einem der Thäler, und nachdem er in stummer Verwunderung das stattliche Schiff betrachtet, das wie ein schöner Schwan auf einem Silberteich dahin schwamm, ließ er ein Alarmgeschrei erschallen und sprang in die Waldung wie ein wildes Thier, zu nicht geringem Erstaunen der phlegmatischen Holländer, die in ihrem Leben keine solche Töne gehört, keine solche Luftsprünge gesehen hatten.
    Ueber den Verkehr unserer Abenteurer mit den Wilden, wie diese aus kupfernen Pfeifen rauchten und getrocknete Traubenbeeren aßen, wie sie große Vorräthe Taback und eine Menge Austern herbeischleppten, wie sie einen von der Mannschaft todtschossen und dieser begraben wurde, will ich mich nicht weiter auslassen, denn es ist zu unbedeutend.
    Nachdem sie einige Tage in der Bai verweilt, um sich von der Fahrt zu erholen, lichteten unsere Seehelden die Anker und fuhren einen breiten Strom hinauf, der in die Bai mündete, und den die Wilden Mohegan nannten. Der unternehmende Hendrik zweifelte kaum

Weitere Kostenlose Bücher